"Er findet, dass wir diesen Umbau gut geschafft haben. Aber klar, er ist einer, der erst mal überzeugt werden muss", sagte Salihamidzic in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. "Ich musste ihn überzeugen, dass man auch anderer Meinung sein kann. Das Gute an Uli ist aber: Wenn man gute Argumente hat, lässt er sich auch überzeugen. Er will nur, dass man mutig genug ist, den Kopf dafür hinzuhalten."
Hoeneß hatte sich lange Zeit öffentlich für einen Verbleib Lewandowskis starkgemacht. Doch nach der Verpflichtung von Sadio Mane ließen die Bayern Lewandowski schließlich zum FC Barcelona ziehen.
Den Deal mit dem senegalesischen Offensivstar wollte Salihamidzic nicht als eigene Imagepolitur verstanden wissen. "Aber natürlich freut mich, wie es sich entwickelt hat. Ich liebe München, das ist meine Stadt, meine Kinder sind hier geboren, meine Familie lebt hier. Der Teil der Kritik, der unsachlich und persönlich motiviert war, hat schon wehgetan."
Die Transferoffensive mit Mane, Matthijs de Ligt, Ryan Gravenberch, Noussair Mazraoui und Mathys Tel, für die der FCB insgesamt 137,5 Millionen Euro an Ablöse investierte, hat auch Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung von Salihamidzic, der in der Vergangenheit wegen kostspieliger Transfers und Abgängen von Leistungsträgern wie Niklas Süle und David Alaba massive Kritik einstecken musste. "Bis dahin war ja oft ich der Böse gewesen, wenn es um den Umbau der Mannschaft ging: Robben und Ribery weg, Hummels weg, Boateng weg, Alaba weg", sagte der 45-Jährige: "Wir haben insgesamt plötzlich kein gutes Bild mehr abgegeben. Die Stimmung hat sich gedreht, nachdem uns diese Transfers gelungen sind. Das freut uns sehr."
Das Thema Lewandowski habe man abgeschlossen. Eine weitere Neuverpflichtung für die Position des Stoßstürmers schloss er aus. "Für vier Positionen könnten wir vier nahezu gleich gute Spieler einwechseln. So viel offensive Qualität ist in Europa selten zu finden. Es ist jetzt die Aufgabe des Trainers und seines Teams, das zu moderieren", betonte Salihamidzic.
Harry Kane zum FC Bayern? "Das sind Gerüchte"
Auf die Frage, ob Harry Kane im nächsten Sommer ablösefrei komme, meinte der FCB-Sportvorstand: "Das sind Gerüchte. Wir gehen jetzt erst einmal einen anderen Weg. Manchester City und Liverpool sind jahrelang ohne Neuner erfolgreich gewesen."
Sein Verhältnis zu Lewandowskis Berater Pini Zahavi, den Hoeneß einst als "Piranha" beschimpfte, bezeichnete Salihamidzic als intakt. "Ich habe gar nichts gegen Pini. Der macht seinen Job. Wir haben einen guten Draht zueinander. Jede Verhandlung ist natürlich hart, aber manchmal kann man mit ihm besser reden als mit manch anderem."
Nach fünf Jahren als FCB-Funktionär zeigte sich Salihamidzic auch selbstkritisch. "Ich habe mir hier und da die Finger verbrannt und Fehler gemacht und dafür einstecken müssen", meinte er. Der FC Bayern sei ein besonderer Klub, "den kann man nicht einfach von heute auf morgen managen. Obwohl ich den Klub gut kannte, habe ich feststellen müssen, dass es einige Zeit braucht, um in diese Rolle hineinzuwachsen. Es dauert, bis man souverän wird."
Salihamidzic: Mit Flick "ist alles okay"
Darüber hinaus berichtete Salihamidzic von einer Aussprache mit Bundestrainer Hansi Flick am Rande des Supercups. Man habe "entspannt geplaudert", sagte der FCB-Sportvorstand. "Ich würde sagen, da ist alles okay."
In der Saison 2020/21 war es zwischen dem damaligen Bayern-Trainer Flick und Salihamidzic zum Zoff gekommen, nachdem Flick öffentlich Neuverpflichtungen gefordert hatte, die Transferwünsche aber nicht erfüllt bekam. "Die Situation war damals eine andere. Die Pandemie war für alle neu, niemand wusste, wann wir wieder spielen, wie lange wir, wenn wir spielen, ohne Zuschauer spielen. Das Klima im Verein war damals nicht sehr investitionsfreundlich, so würde ich es mal sagen."
Bayern-Bosse wollen sich zu kritischen Themen mehr äußern
Zudem kündigte er an, dass die Führungsriege um ihn und Vorstandsboss Oliver Kahn künftig öffentlich mehr zu Wort melden werde. "Wir haben uns in den letzten Jahren oftmals nicht zu Vorwürfen geäußert, wir haben in Debatten nicht eingegriffen, zu selten unsere Sichtweise erklärt. Das war ein Fehler, vielleicht haben wir diese Thematik unterschätzt. Das machen wir inzwischen komplett anders. Wir werden dagegenhalten, wenn wir uns falsch verstanden fühlen, und unsere Entscheidungen offen erklären", sagte Salihamidzic.
In der Vorsaison musste etwa Trainer Julian Nagelsmann häufig zu kritischen Themen wie Katar-Sponsoring oder Corona-Impfung Stellung beziehen, während die Bosse eher schwiegen. "Wir werden da sicher etwas verändern und uns bei besonderen Themen auch mal in die Pressekonferenzen setzen. Einfach, um dem Trainer die Last abzunehmen", betonte Salihamidzic.
Hinsichtlich seiner eigenen Zukunft gab sich Salihamidzic, dessen Vertrag 2023 ausläuft, entspannt. "Ich merke, wie sich der Respekt mir gegenüber verändert", sagte Salihamidzic. "Ich glaube schon, dass ich mit Oliver Kahn und Herbert Hainer inzwischen ein sehr gutes Team bilde." Laut Sport Bild soll er unmittelbar vor einer Vertragsverlängerung stehen.