"Ich kann Tuchel verstehen, auch wenn ich keinen Grund habe, ihn zu verteidigen. Aber ich verstehe seine Argumente als Trainer total. Er möchte seine Mannschaft nach seiner Philosophie spielen lassen und dafür ist ein Spieler mit diesen Eigenschaften sehr wichtig. Allein schon, damit die Außenverteidiger noch offensiver agieren können, weil die Zentrale verlässlich geschützt ist", schrieb der 62-Jährige in seiner Sky-Kolumne.
Er verstehe zwar auch die Bayern-Bosse, "die in ihren Augen mit Kim, Kane, Guerreiro und Laimer sehr gute Spieler verpflichtet haben", so Matthäus weiter. Aber: "Das Problem ist, dass die Bayern diese Diskussion wieder mal öffentlich austragen. Woche für Woche äußerten sich der Trainer, der Vorstandsvorsitzende, Uli Hoeneß oder die Spieler zu diesem Thema. In jeder Pressekonferenz wurde das Thema ewig zugelassen, weil vom Verein kein Punkt gesetzt wurde. Das diskutiert man intern und verrät nach außen, dass man zufrieden sei, aber die Augen weiter aufhält. Fertig. Das war zu viel."
Tuchel müsse nun mit den Konsequenzen leben und könne nicht so einen Konkurrenzkampf entfachen, wie er das gerne tun würde, meinte der Rekordnationalspieler: "Er muss - und das wird ihn ärgern - improvisieren, Spieler wie Laimer auf die Außenverteidiger-Position stellen oder andere Dinge versuchen. Tuchel hat mit Sicherheit das größere Bild vor Augen und denkt jetzt schon an die wichtige Saisonphase und nicht nur an die Spiele gegen Bundesliga-Mittelmaß."
Matthäus: "Im Grunde war Bayern zu hektisch"
Die Abgänge von Josip Stanisic und Benjamin Pavard bezeichnete Matthäus als "nicht optimal" und kam zu dem Schluss: "Im Grunde war Bayern zu hektisch auf dem Transfermarkt, hat viel zu viele Namen nach außen getragen und darüber mit jedem debattiert. Das war weder förderlich noch gibt es den Kandidaten das Gefühl, dass sie wirklich der Wunschspieler sind, den man haben will."
Die Münchner hätten auf der Suche nach einer "Holding Six", erklärte Matthäus, "nicht so strukturiert und durchdacht" gehandelt wie beispielsweise bei Harry Kane. Auch die jüngsten Aussagen von Präsident Herbert Hainer, dass man im Winter nachlegen wird, kritisierte Matthäus: "Das sorgt für unnötigen Druck und offenbart, dass man die Hausaufgaben nicht pünktlich erledigt hat."