Die Münchner wurden aus ihrer Sicht dabei gleich zweimal benachteiligt. Vor dem ersten Leverkusener Tor pfiff Schlager einen Zweikampf zwischen Müller und Leverkusen-Verteidiger Alejandro Grimaldo zu Gunsten der Werkself. In der Nachspielzeit entschied der Unparteiische dann nach einem Kontakt zwischen Alphonso Davies und Jonas Hofmann im Sechzehner auf Strafstoß für B04, nachdem der VAR ihn auf das vermeintliche Foulspiel aufmerksam gemacht hatte.
"Dass es da Kontakt gibt, ist es klar. Dass es zu gierig von Davies ist, in der Situation - durch die Beine - an den Ball zu kommen, ist auch klar. Aber er (Daniel Schlager; Anm. d. Red) hat ihn nicht gepfiffen, das wollen wir hier nicht vergessen. Für mich ist es in einem Spiel in der 94. Minute bei einem Spieler, der aus dem Sechzehner rausgeht, viel zu wenig. Das war super soft", schimpfte Tuchel nach Spielende bei DAZN über den Elfmeter.
Dem Bayern-Coach fehlte für einen Pfiff die Auslegung einer klaren Fehlentscheidung. "Sie dürfen nicht vergessen, dass der Schiedsrichter ja vorher eine Linie hat und Zweikämpfe ähnlich auslegt, die vielleicht nicht im Sechzehner sind. Dann muss er bei dieser Linie bleiben. Warum plötzlich so am Ende? Das war keine glasklare Fehlentscheidung. Aber es macht auch keinen Unterschied mehr, was ich jetzt sage."
Ähnlich bewertete Müller, der zuvor DAZN-Moderator Alexander Schlüter patzig nach dessen Meinung fragte ("Was denkst du?"), die Szene. "Berührt wurde er (Jonas Hofmann; Anm. d. Red) auch. Aber schauen Sie, wie er fällt. Wir spielen einen Kontaktsport. Klar kannst du den pfeifen. Da findet man immer Argumente für. Aber das Bein ist ja beim Kontakt schon in der Luft. Das war ein sehr softer Elfmeter. In England wäre der nicht gepfiffen worden", meinte der Bayern-Offensivspieler.
Auch den Pfiff bei seinem vermeintlichen Foul vor dem 1:1-Ausgleichstreffer von Grimaldo findet Müller zu hart: "Ist das ein Foul von mir oder ein Foul von ihm (Gegenspieler Grimaldo; Anm. d. Red.)? Er spielt zwar den Ball, aber er spielt in mit offener Sohle. Ich will den Ball wegschießen und er hält drüber."
Thomas Müller äußert brisanten Verdacht
Außerdem äußerte Müller einen Verdacht, der laut ihm womöglich das komplette Spiel auf den Kopf gestellt hat. "Wenn ich gefallen wäre und Boniface keine rote Lippe bekommen hätte am Anfang ohne Foul, hätten wir kein Gegentor bekommen", sagte er: "Es waren natürlich zwei interessante Szenen vor zwei Gegentoren."
Victor Boniface hatte nach 50 Sekunden Spielzeit versehentlich die Hand von Alphonso Davies bei einem Luftduell ins Gesicht bekommen und musste anschließend mit einer blutigen Lippe behandelt werden.
Schiedsrichter Schlager: "Habe es auf dem Feld nicht wahrgenommen"
Schlager selbst hingegen wies jegliche Kritik von sich. "Auf dem Feld habe ich es nicht wahrgenommen. Dann kam aber der Hinweis vom Video-Assistenten, dass es einen klaren Treffer am Fuß gab. Dann bin ich rausgegangen und habe relativ schnell festgestellt, dass sich die Beschreibung mit der des Assistenten mit den Bildern deckt. Das Hinfallen von Hofmann passt auch zum klaren Treffer an der Wade. Deshalb habe ich auf Strafstoß entschieden", schilderte der Schiedsrichter die Elfmeter-Szene aus seiner Sicht.
Auch beim Zweikampf zwischen Müller und Grimaldo verteidigte er den Freistoßpfiff für die Werkself. "Für mich spielt der Leverkusener Spieler den Ball und Thomas Müller tritt ihm nur gegen den Fuß. Deshalb ist das ein Freistoß für Leverkusen", so Schlager.
Nach dem Unentschieden gegen Leverkusen bleiben die Bayern zunächst Tabellenzweiter hinter der Werkself. Nach vier Spieltagen sind beide Mannschaften noch ungeschlagen, im Vergleich zu den Münchnern hat B04 jedoch das etwas bessere Torverhältnis.