"Seine Analysen waren zwar respektvoll und nicht beleidigend, aber so hart, dass der eine oder andere Spieler sogar geweint hat", sagte Nerlinger im kicker über die Amtszeit des "Tulpengenerals".
"Defizite wurden schonungslos aufgezeigt, jeder Fehlpass wurde thematisiert", berichtete der damalige Sportdirektor weiter. Das Vorgehen des mittlerweile 72-jährigen Niederländers habe manche Spieler so sehr eingeschüchtert, dass sie nicht mehr bereit gewesen seien, auf dem Platz ins Risiko zu gehen. "Weil die Spieler Angst hatten, dass die Fehlpässe am nächsten Tag seziert werden", sagte Nerlinger.
Der Klubführung um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge habe der Trainer allerdings "immer höchste Wertschätzung" entgegengebracht. Reibungspunkte habe es dennoch gegeben, weil van Gaal im sportlichen Bereich das alleinige Sagen haben wollte.
"Sein Weg war: Nehmt mich, wie ich bin, oder eben nicht! Seine Art war rau, aber sehr klar. Allein mit seiner wahnsinnigen Präsenz hat er brutal viel Druck ausgeübt", erklärte Nerlinger dazu.
FC Bayern: Louis van Gaal hat "das Fundament" geschaffen
Obwohl der Coach aus Amsterdam hart in der Sache war, habe er sich auch abseits des Rasens für seine Spieler interessiert, meinte der 50-Jährige: "Der Mensch hinter dem Spieler war ihm wahnsinnig wichtig. Aber er wusste: Ich bin anstrengend für die Spieler, koste sie viel Kraft." Letztlich habe van Gaal auch "das Fundament" für die Erfolge nach seiner Amtszeit geschaffen.
Van Gaal war von Juli 2009 bis April 2011 Trainer des FC Bayern. Unter seiner Regentschaft wurden die Münchner 2010 Meister und DFB-Pokalsieger. Das Triple wurde durch eine 0:2-Niederlage im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand nur knapp verpasst.
