Generalüberholt ins zweite Jahr

Von Fabian Swidrak
Der FC Augsburg belegte in der vergangenen Saison Platz 14
© Getty

In den Tagen vor dem Start der neuen Bundesliga-Saison stellt SPOX alle 18 Klubs in einer Vorschau-Serie vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: FC Augsburg

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Als Abstiegskandidat Nummer eins ging der FC Augsburg vor zwölf Monaten in die erste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte. Mit Platz 14 und sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz wurden die Prognosen jedoch deutlich getoppt.

Und das, obwohl es lange so schien, als würden die Kritiker Recht behalten. Erst am neunten Spieltag gelang mit einem 1:0 beim FSV Mainz 05 der erste Dreier. Überwintern musste Augsburg auf dem vorletzten Tabellenplatz. Erst eine beachtliche Serie in der Rückrunde brachte die Elf von Jos Luhukay aus der Gefahrenzone.

Auch für die kommende Saison will Trainer Markus Weinzierl keine anderen Ziele als den Klassenerhalt ausloben: "Wir wollen in der Liga bleiben. Das wird schwer genug. Es gibt harte Konkurrenz. Diese wird uns in der zweiten Saison nicht mehr unterschätzten, was es noch einen Tick schwieriger macht."

Um dem wachsenden Konkurrenzkampf Stand zu halten, hat man in Augsburg an einigen Stellschrauben gedreht. An einigen freiwillig, an anderen eher weniger.

Das ist neu

Schneller wäre wohl die Frage beantwortet, was in Augsburg beim Alten geblieben ist. Nicht nur der Kader bekam eine Frischzellenkur verpasst, auch die sportliche Führung wurde komplett ausgetauscht.

Der Abschied von Manager Andreas Rettig zum Saisonende stand schon länger fest. Die Liste seiner potenziellen Nachfolger war lang. Letztlich fiel die Wahl auf eine Doppelspitze. Der gelernte Versicherungskaufmann Peter Bricks ist in Zukunft für die Finanzen verantwortlich. Manfred Paula kümmert sich um die sportliche Leitung.

Deutlich überraschender war der Abschied von Trainer Jos Luhukay nach dem 34. Spieltag. Der 49-Jährige hatte seinen bis 2013 datierten Vertrag kurz vor dem letzten Saisonspiel gekündigt. Differenzen mit der Vereinsführung sollen der Grund gewesen sein.

Sein Nachfolger Markus Weinzierl ist als Trainer ein echter Bundesliga-Neuling. Zuletzt hatte er Jahn Regensburg von der dritten in die zweite Bundesliga geführt. Der Niederbayer mit dem charmanten Dialekt gilt als kommunikativer Typ. Er setzt vor allem auf teambildende Maßnahmen und ist für seine abwechslungsreichen Trainingseinheiten bekannt.

Geändert hat sich natürlich auch auf dem Platz einiges. Insbesondere die Offensive erstrahlt in neuem Glanz. Defensiv gab es keinen Grund für große Umstrukturierungen. Mit nur 49 Gegentoren stellten die Augsburger in der vergangenen Saison die zweitbeste Defensive der unteren Tabellenhälfte. Ragnar Klaven und Ronny Philp stellen lediglich Alternativen für die arrivierten Verteidiger dar.

Im Mittelfeld haben die Schwaben mit Axel Bellinghausen und Hajime Hosogai zwei wichtige Akteure verloren. Dank einer Reihe kluger Neuverpflichtungen dürfte der FCA dort dennoch besser aufgestellt sein, als noch vor einem Jahr. Ex-Bayern-Profi Andreas Ottl wird Hosogai eins zu eins ersetzen. Mit Kevin Vogt und Dominic Peitz (zurück aus der Leihe) stehen außerdem zwei neue Alternativen bereit.

Die vier offensiven Positionen sind komplett neu besetzt. Kann Aristide Bance seine Form aus der Vorbereitung aufrecht halten, geht an ihm wohl kein Weg vorbei. Knowledge Musona von 1899 Hoffenheim und Wolfsburgs Giovanni Sio sollen zumindest anfangs die Flügelzange beim FCA bilden.

Ja-Cheol Koo dürfte erneut in die Startelf drängen. Mit EM-Teilnehmer Milan Petrzela steht eine weitere, vielversprechende Personalie zur Verfügung. Markus Weinzierl dürfte der große Konkurrenzkampf auf den beiden Außenbahnen gefallen. Auf der Position des Zehners scheint derzeit Jan Moravek die Nase vorn zu haben.

Die Taktik

An der taktischen Grundhaltung wird sich in Augsburg im Vergleich zur abgelaufenen Saison nicht viel ändern. Bis auf wenige Ausnahmen lief der FCA unter Jos Luhukay in einem 4-2-3-1-System auf.

Auch Markus Weinzierl bevorzugte bei Jahn Regensburg das Spiel mit nur einer echten Sturmspitze und behielt die Formation auch in den Vorbereitungsspielen mit Augsburg bei. "Ich habe eine funktionierende Mannschaft übernommen, das System wird nicht verändert", untermauerte Weinzierl.

Der Erfolg in den Tests gegen Leverkusen, Lech Posen und die Queens Park Rangers gibt dem Bundesliga-Novizen recht. Neuzugang Andreas Ottl und Daniel Baier bilden auf der Doppelsechs die Schaltzentrale im Spiel des FCA. Eine kompakte Defensive soll auch in der neuen Saison die Basis für den Erfolg sein. Die eingespielte Viererkette mit Kapitän Paul Verhaegh, Gibril Sankoh, Sebastian Langkamp und Matthias Ostrzolek dürfte gesetzt sein.

In der Offensive setzt Weinzierl auf die beiden flinken Außenbahnspieler Knowledge Musona und Giovanni Sio, um den körperlich extrem präsenten und kopfballstarken Aristide Bance mit Flanken zu füttern.

Der Spieler im Fokus

Aristide Bancé. Es ist schon erstaunlich, dass es die finanziell stark limitierten Augsburger geschafft haben, den launigen Stürmer vom Scheich Klub Al-Ahli Dubai zurück in die Bundesliga zu holen. Sicher ist der FCA für den 27-Jährigen an seine Grenzen gegangen. Dementsprechend hoch dürfte die Erwartungshaltung sein.

"Ich freue mich, dass der Wechsel geklappt hat, denn in Aristide Bance haben wir nicht nur die Qualität im Kader erhöht, sondern sind im Angriff noch ein Stück flexibler geworden", freut sich Trainer Markus Weinzierl. In der Vorbereitung wusste der Nationalspieler Burkina-Fasos durchaus zu überzeugen. So auch im letzten Testspiel gegen die Queens Park Rangers.

"Ich bin froh und dankbar, dass der FC Augsburg mir die Chance gibt, wieder in Deutschland Fußball zu spielen", verkündete Bance. In 72 Erst- und Zweitligaspielen erzielte Bance 28 Tore. Bleibt er frei von Verletzungen und Eskapaden, werden auch die Augsburger Fans in der neuen Saison eine Menge Spaß an ihm haben.

Das Interview

SPOX: Wie würden Sie Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft beschreiben?

Andreas Ottl: Meine Aufgabe ist es, auf der Position direkt vor der Abwehr für mehr Stabilität zu sorgen. Im Verbund mit den zwei Innenverteidigern, mit den Außenspielern und dem Zehner zu schauen, dass vor allem die Mitte zu ist. Und im Ballbesitz eben zu versuchen, Torchancen heraus zu spielen. So sieht auch die Zielsetzung des Trainers aus.

Hier geht's zum kompletten Interview mit Andreas Ottl

Die Prognose

Das Ziel für den FC Augsburg kann zunächst nicht anders lauten, als erneut die Klasse zu halten. Unterschätzt wird die Mannschaft um Trainer Markus Weinzierl in der zweiten Saison im deutschen Fußball-Oberhaus nicht mehr werden.

Aber die neu besetzte, sportliche Führung beim FCA hat in der Sommerpause ganze Arbeit geleistet. Der Kader wurde sowohl qualitativ, als auch in der Breite deutlich verstärkt.

Die Stützpfeiler der Mannschaft müssen von größeren Verletzungen verschont bleiben, das ist klar. Vieles hängt auch davon ab, ob sich Sturm-Hoffnung Aristide Bance in der Tat als die erhoffte Verstärkung entpuppt.

Die guten Leistungen und Ergebnisse in der Vorbereitung und das nicht allzu schwer wirkende Auftaktprogramm in der Bundesliga macht allerdings Hoffnung, dass es bis zum ersten Dreier nicht wieder bis zum neunten Spieltag dauert. Auf eine Serie, wie die der letzten Rückrunde kann sich Markus Weinzierl nicht verlassen. Stehen die Augsburger zur Winterpause aber nicht wieder abgeschlagen unten drin, ist ihnen eine Platzierung zwischen Rang elf und 13 in der Tabelle durchaus zuzutrauen.

Der Kader des FC Augsburg im Überblick