"...und dann muss es natürlich knallen"

Nuri Sahin und der BVB haben den Supercup gegen den FC Bayern verloren
© getty

Der BVB hat den Supercup im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern verloren. Anschließend sprach Dortmunds Nuri Sahin mit den anwesenden Pressevertretern. Sahin über den Einsatz des Video-Schiedsrichters, die Fortschritte unter Trainer Peter Bosz und seine Wade.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Frage: Herr Sahin, der BVB war inklusive des Elfmeterschießens dreimal in Führung. Wie enttäuscht sind Sie, dass es mit dem ersten Titel der Saison doch nichts geworden ist?

Nuri Sahin: Es ist natürlich bitter. Ich hatte nach dem 2:1 eigentlich ein gutes Gefühl und nicht mehr daran geglaubt, dass die Bayern noch einmal kommen würden. Sie haben dann körperlich auch etwas nachgelassen. Wir haben zu dem Zeitpunkt den Ball gut laufen lassen und sind in die Zweikämpfe gekommen. Als das vermeintliche Foul vor dem Freistoß, der zum 2:2 führte, passiert ist, hatte ich wiederum ein schlechtes Gefühl und gehofft, dass wir uns noch irgendwie retten. Aber am Ende geht der Ball rein und du hoffst auf diesen Videobeweis. Der ist ehrlich gesagt aber nicht so meins. Und ein Elfmeterschießen ist immer so eine Sache.

Frage: Was genau haben Ihre Mannschaftskollegen und Sie genau reklamiert, nachdem das 2:2 fiel?

Sahin: Das ist ja die Sache. Zu mir hat jemand gesagt, dass es Hand sei. Dann schreist du "Hand, Hand, Hand" und der Schiedsrichter sagt zu mir: Was für eine Hand denn? Und dann stehst du da und hoffst, dass durch den Videobeweis irgendjemand Hand gesehen hat. Ich halte davon nichts, das muss ich ganz ehrlich sagen. Auch wenn ich in dem Fall natürlich gehofft habe, dass es zu unseren Gunsten entschieden wird. Beim 1:1 war die Frage, ob es Abseits war. Das alles ist auch schwer für den Schiedsrichter. Er hofft ja auch darauf, ganz klare Entscheidungen treffen zu können.

Frage: Wie beurteilen Sie das Dortmunder Spiel insgesamt in dieser Partie?

Sahin: Ich fand, dass wir nicht nur aufgrund des Treffers gut angefangen haben. Wir waren griffig, standen hoch und kompakt. In der zweiten Phase der ersten Halbzeit kamen die Bayern ins Spiel und haben den Ball gut laufen lassen. Sie haben sehr oft gute diagonale Seitenwechsel gespielt. Sie standen dann etwas komisch mit Müller und Kimmich in dem hohen Raum, das war schwer für uns zu verteidigen. Wir haben uns dann in die Halbzeit gerettet. In der zweiten Halbzeit haben wir es gut gemacht und waren auch die bessere Mannschaft, aber dann hätten wir es auch über die Zeit bringen müssen.

Frage: Wie ordnen Sie das Spiel im Kontext der gesamten Vorbereitung ein?

Sahin: Es war definitiv wieder ein Schritt nach vorne. Klar, wir sind enttäuscht und es wäre schön gewesen für den Trainer, die Neuen und die gesamte Mannschaft, wenn wir in unserem Stadion gleich einen Titel gewonnen hätten. Wenn man das nackte Ergebnis aber einmal beiseite schiebt, ist es ein riesiger Fortschritt für uns. Die Phasen werden immer länger, in denen wir genau das spielen, was der Trainer von uns verlangt.

Frage: In der ersten Viertelstunde hat das Pressing sehr gut gegriffen, die Bayern konnten sich erst danach befreien und übernahmen die Spielkontrolle. War das ausschließlich deren Qualität geschuldet oder weshalb konnte man diesen Druck nicht länger aufrecht erhalten?

Sahin: Das muss man schon festhalten: Wir haben hier nicht gegen eine 0815-Mannschaft gespielt, sondern gegen ein Team voller Weltklassespieler. Vidal hat es sehr gut gemacht, er stand gut im Halbraum und wir haben kein Zugriff auf ihn bekommen. Die Bayern haben immer über ihn die Seite gewechselt. Ich fand, dass wir in der zweiten Halbzeit viel besser standen und wieder griffiger waren. So sind wir gleich in die Zweikämpfe gekommen und haben uns gesteigert.

Frage: Was fehlt dem BVB zwei Wochen vor dem Bundesligastart noch?

Sahin: Es ist ein Prozess. Wir brauchen Zeit, müssen trainieren und solche Spiele spielen, um alles besser zu machen. Wir haben heute einen Schritt gemacht, vor dem DFB-Pokalspiel noch einmal eine ganze Woche vor uns und dazu viel Videomaterial, das wir analysieren und studieren können. Danach haben wir eine weitere Woche bis zum Bundesligastart - und dann muss es natürlich knallen.

Frage: Im neuen System von Trainer Peter Bosz steht der Sechser deutlich höher als früher. Inwiefern kommt Ihnen das entgegen?

Sahin: Dass es etwas offensiver für uns Sechser wird, ist auf jeden Fall gut. Wenn wir kompakt sind, komme ich in die Zweikämpfe, kann antizipieren, mich nach vorne einschalten, Torschüsse nehmen und Pässe zwischen die Linien spielen, nachdem ich mich gedreht habe.

Frage: Wie ist das Gefühl, jetzt wieder ein wichtiger Teil der Mannschaft zu sein?

Sahin: Ich liebe es, ein Teil dieses Teams zu sein. Das tut meinem Spiel gut, das tut meiner Seele gut. Ich will dazu beitragen, dass wir erfolgreich sind und am Ende der Saison irgendetwas am Borsigplatz bejubeln können. Dafür reiße ich mir jeden Tag den Arsch auf. Im Moment ist alles gut, ich bleibe dran.

Frage: Sie sind kurz vor Schluss behandelt worden. Was ist passiert?

Sahin: Ich habe einen Schlag gegen die Wade bekommen. Deshalb habe ich auch keinen Elfmeter geschossen. Die Wade ist jetzt extrem fest, ich wurde in der Kabine schon in den Rücken gespritzt. Ich hoffe, dass es nichts Schlimmes ist. Ich gehe aber davon aus, dass ich ein paar Tage pausieren muss, doch dann geht es weiter.

Artikel und Videos zum Thema