Am Dienstag beginnt endlich wieder die Champions League, der wichtigste Vereinswettbewerb der Welt! Das Schaulaufen der Superstars beginnt von Neuem: Messi, Ronaldo, Kaka, Ibrahimovic, Eto'o, Torres - sie alle hatten ihren Durchbruch einst in der Königsklasse. Doch eine neue Generation hoffnungsvoller Talente wartet bereits.
SPOX hat die potenziellen Stars von morgen aufgestellt. Elf Spieler, elf Kurzgeschichten.
Sergio Asenjo (Atletico Madrid): Die Spur führte eigentlich zu Real - und nicht zum Lokalrivalen Atletico. Halb Europa war hinter Sergio Asenjo her, Experten sprechen beim 20-Jährigen nicht nur vom größten Torhütertalent Spaniens, sondern der Welt. Ex-Real-Präsident Ramon Calderon kannte Asenjo aus deren gemeinsamer Heimatstadt Palencia, ein vernünftiger Kontakt ließ sich trotz des kleinen Vorteils aber nie herstellen. Barca, ManUnited oder Aston Villa waren hinter Asenjo her, der es bei Real Valladolid innerhalb weniger Monate von der Jugend in die Profimannschaft schaffte.
Atletico zeigte sich am beharrlichsten, ließ sich auch von einer komplizierten Meniskusoperation und drei Monaten Verletzungspause nicht abschrecken. Asenjos Sprunggewalt und sein gutes Timing machen den Größennachteil ("nur" 1,82 Meter) locker wett. Sein Torhüterspiel erinnert an das seines großen Vorbilds Iker Casillas.
Atletico ging sogar das Risiko ein, seine beiden Stammtorhüter Leo Franco (Galatasaray) und Gregory Coupet (PSG) ziehen zu lassen. "Wir haben jetzt den besten Nachwuchskeeper der Welt", sagte Atletico-Präsident Enrique Cerezo bei Asenjos Vorstellung im Vicente Calderon. Fünf Millionen Euro plus Stürmer Diego Costa gingen nach Valladolid, der U-19-Europameister von 2007 bekam dafür einen Vierjahresvertrag bei den Rojiblancos.
Rafael da Silva (Manchester United): Hongkong wurde zum Sprungbrett in die große Welt. ManUnited-Scout Les Kershaw entdeckte bei einem Jugendturnier zwei formidable Burschen aus Rio de Janeiro, wo er die beiden damals 15-Jährigen zu einem Wechsel nach England überredete. Rafael da Silva und sein eineiiger Zwillingsbruder Fabio sind seit 2008 in Manchester, wobei Rafael bisher den deutlich besseren Start hingelegt hat.
Der Rechtsverteidiger ist bei den Red Devils auf dem Sprung in die Startelf, sein aggressives Defensiv- und sein forsches Offensivverhalten entsprechen modernster Prägung, sein Bewegungsablauf erinnert ein wenig an den von Schalkes Rafinha. Rafael hat einen "rechten Zauberfuß", wie der "Guardian" einst schrieb, sein erstes Profitor erzielte er jedoch mit einem satten Linksschuss gegen den FC Arsenal.
Mit elf Jahren sah Rafael den letzten WM-Triumph Brasiliens am Fernseher und Ronaldo den Pokal in die Höhe stemmen. "Eines Tages werdet ihr das sein, die das tun", sagte sein Vater damals zu ihm und seinem Bruder. Die beiden sind auf einem guten Weg...
Thiago Silva (AC Milan): Ein halbes Jahr musste der Brasilianer auf seine Chance bei Milan warten. Die Nicht-EU-Ausländerplätze waren alle belegt und erst Kakas und Schewtschenkos Abgang machten Silva den Weg frei. Beim AC erwartet man vom 24-Jährigen nichts weniger, als ein zweiter Maldini zu werden. Thiago Silva lässt das kalt: "Paolo ist eine Legende. Aber ich habe keine Angst, ihn zu ersetzen. Ich bin vorbereitet!"
Nach einer Odyssee über Porto, Moskau und Fluminense landete Thiago Silva, der eigentlich Thiago Emiliano da Silva heißt, endlich in Mailand. Dort bildet er zusammen mit Alessandro Nesta unter der fürsorglichen Hand des Routiniers ein starkes Innenverteidigerpaar. "Sie sind die besten in Italien und vielleicht in der Welt. Ich hoffe, dass sie die neuen Nachfolger des Paares Maldini/Baresi werden", sagt Milan-Patron Silvio Berlusconi gewohnt zurückhaltend.
Ebenfalls reichlich unbescheiden beschreibt der Brasilianer selbst seine Vorzüge: "Meine Vorbilder in der Serie A sind Cordoba und Cannavaro. Sie können sehr gut antizipieren und haben ein tolles Kopfballspiel. Aber ich habe bessere Füße." Silva erfuhr seine Ausbildung im defensiven Mittelfeld, in der Spieleröffnung hat er anderen Innenverteidigern deshalb in der Tat einiges voraus.
Privat hält es Silva eher ruhig. Die Bars und Diskotheken Mailands meidet er, viel lieber verbringt er die Zeit mit Sohn Isago (der Name ist eine Mischung aus seinem und dem Vornamen seiner Frau Isabele). Und wie fast alle Brasilianer ist er streng gläubig. "Ich bin nicht der Herr der Welt, aber ich bin ein Sohn des Herrn", steht auf seinem Unterarm.
Thomas Vermaelen (FC Arsenal): "Ich hätte nie gedacht, dass er es so schnell in die Stammelf schafft." Selbst Arsenal-Coach Arsene Wenger ist erstaunt, wenn er über den Reifeprozess seines Zugangs spricht. Und Wenger muss es wissen, schließlich ist er der Chefausbilder Europas.
Im Sommer kam der Belgier von Ajax Amsterdam - wo er als Kapitän einer der Führungsspieler war - zu den Gunners, sollte sich langsam an das Niveau der Premier League herantasten.
Aber jetzt ist der 23-Jährige in der Innenverteidigung neben William Gallas gesetzt. Vermaelen besticht durch seine robust-dynamische Art und sein für sein Alter schon stark ausgeprägtes Spielverständnis.
Vermaelen gehört wie Marouane Fellaini, Axel Witsel, Steven Defour oder Moussa Dembele zum hoffnungsvollen Paket belgischer Nachwuchskicker, die den Verband in naher Zukunft aus der Tristesse führen sollen.
Seite 2: Die Mittelfeldspieler
Almen Abdi (FC Zürich): Der Aufsteiger des Jahres in der Schweiz. Mit 19 Toren schoss Abdi den FCZ zur Meisterschaft und wurde vor wenigen Tagen zum Spieler der Saison gekürt. Abdi hat die Schweizer und die serbische Staatsbürgerschaft, geboren ist er in Prizren/Kosovo.
Im Alter von drei Jahren wanderte sein Vater in die Schweiz aus, beim FCZ durchlief Almen alle Jugendabteilungen und schaffte 2007 seinen Durchbruch in der Profimannschaft. Im offensiven Mittelfeld der Zürcher ist Abdi flexibel einsetzbar, rückt gerne in die Spitze mit auf und spielt dort seine Abschlussqualitäten aus.
Im Sommer stand er quasi schon auf dem Sprung zu Udinese Calcio, der Wechsel zerschlug sich aber nach wochenlangem Hin und Her doch noch. Seinen Werdegang und sein Leben verfolgen über 1800 Fans in der Online-Community "facebook".
Michel Bastos (Olympique Lyon): Größer hätte die Aufgabe nicht sein können... Michel Bastos muss bei OL keinen Geringeren als Juninho ersetzen. Frankreichs Spieler des Jahres kam in der Sommerpause vom OSC Lille und soll neben Lisandro Lopez und Bafetimbi Gomis das neue Gerüst von Lyon bilden.
Mit Lille schnupperte der Brasilianer schon Champions-League-Luft, OL führte er mit zwei starken Auftritten in der Qualifikation gegen Anderlecht in die Gruppenphase. 18 Millionen Euro ließ sich Lyon die Dienste des 26-Jährigen kosten, Olympique ist bereits seine siebte Station im Profifußball.
Bastos ist anders als sein Vorgänger Juninho aus dem Spiel heraus deutlich torgefährlicher und weniger Ideengeber als der Stratege Juninho.
Zdravko Kuzmanovic (VfB Stuttgart): Der erste Kontakt war wenig herzlich. Eingeflogene Grätsche, Foulspiel, Gelbe Karte. Gestatten, Zdravko Kuzmanovic! Franck Ribery musste beim WM-Qualifikationsspiel der Franzosen gegen Serbien schon erfahren, wie der Neue beim VfB Stuttgart ist. Hart, aber herzlich.
Kuzmanovic war der Stuttgarter Last-Minute-Transfer und der teuerste der Vereinsgeschichte. Der 21-Jährige bringt alles mit, was man sich von einem defensiven Mittelfeldspieler erwartet: Er ist robust und unerschrocken im Zweikampf, hat ein gutes Auge für die Situation, kann sich durchsetzen und ist torgefährlich.
"Ich bin ein Mannschaftsspieler", sagt er über sich selbst in perfektem Deutsch. "Ein Spieler, der technisch nicht schlecht ist. Ich sage nicht: 'Sehr gut'. Wenn man das sagt, überschätzt man sich. Man kann immer dazulernen."
Im Berner Oberland geboren, spielte er bis zur U 21 für die Schweiz, ehe er sich dann doch noch für seine zweite Heimat Serbien entschied. Als er Anfang 2007 für geschätzte drei Millionen Euro vom FC Basel zum AC Florenz wechselte, war er der teuerste Schweizer U-21-Nationalspieler aller Zeiten.
Bei der Fiorentina hat er sich im dicht besiedelten Mittelfeld durchgebissen, Stuttgart soll jetzt der nächste Schritt auf der Karriereleiter werden - auch wenn die Konkurrenz dort nicht minder klein ist: "Wenn ich spiele, bin ich zufrieden", sagt Kuz. "Aber wenn ich schlecht spiele, bin ich wütend. Ich bin ein Spieler, der Emotionen zeigt und auch auf dem Platz nicht die Klappe hält."
Eyal Golasa (Maccabi Haifa): International ist Golasa wie sein Klub Maccabi ein völlig unbeschriebenes Blatt. In Israel ist er aber jetzt schon auf dem Weg zum Superstar. Die Fans von Red Bull Salzburg bekommen jetzt noch Schwindelgefühle beim Gedanken an Golasa und dessen Auftritte in der Qualifikation gegen den österreichischen Meister.
Schnell, trickreich und rotzfrech sezierte der erst 17-Jährige mit seinen Sololäufen die Salzburger Abwehr. Eine Runde davor wurde er beim "Wunder gegen Aktobe" beim Stand von 0:3 eingewechselt und war beim 4:3-Sieg der überragende Spieler auf dem Platz (ein Tor und ein Assist).
Israels größtes Talent wird schon mit Yossi Benayoun verglichen, was dem Youngster überhaupt nicht passt. "Yossi hat schon viel erreicht und viel getan für den israelischen Fußball. Ich bin erst am Anfang. Der Vergleich hinkt."
Sein Vater Avner war in den 70er Jahren selbst Profi in Isreal.
Der linke Flügel ist seine bevorzugte Position, oft spielt er aber auch im Zentrum. Bei der Generalprobe vor dem Spiel gegen den großen FC Bayern gegen Ramat Gan am Wochenende heimste er noch mal eben zwei Scorerpunkte ein (ein Tor, ein Assist).
Alexander Bukharow (Rubin Kazan): Der Senkrechtstarter der russischen Liga. Mit seinem Klub Rubin Kazan wurde Bukharow letzte Saison vor den Etablierten wie ZSKA Moskau oder Zenit St. Petersburg Meister. Bukharow war dabei trotz der harten Konkurrenz im Angriff (u.a. Savo Milosevic, Gökdeniz Karadeniz) Stürmer Nummer eins.
Sergej Semak ist der Star der Mannschaft, ihr heimlicher ist Bukharow. Mit seinen 1,90 Metern ist der ein echter Kopfballspezialist, erzielte in der laufenden Saison zehn Tore in 18 Spielen. Vor wenigen Tagen erfolgte seine erste Einladung zur russischen Nationalmannschaft - gegen Liechtenstein und in Wales kam er allerdings nicht zum Einsatz.
Sein Pech ist, dass er als Spielertyp zu sehr den beiden gesetzten Stoßstürmern Pawel Pogrebnjak und Roman Pawljutschenko ähnelt.
Marouane Chamakh (Girondins Bordeaux): Er war einer der meist gehandelten Kandidaten auf dem Transfermarkt. Arsenals Arsene Wenger war wie versessen auf den Marokkaner, auch West Ham United klopfte quasi jede Woche an die Tür. "Sein Spiel ist exzellent, er würde perfekt in unsere Mannschaft passen", umschmeichelte Wenger den 25-Jährigen.
Aber Chamakh blieb - oder besser: er musste blieben. Die Strategie des Klubs stand ihm im Weg. Nach der erfolgreichsten Saison seit Jahrzehnten wollte die Girondins nicht schon wieder seine Besten verlieren, wie ehemals Bixente Lizarazu, Zinedine Zidane oder Christophe Dugarry.
Chamakh war sichtlich erbost und traurig darüber, dass er den Weg auf die Insel nicht gehen durfte. Viele erwarteten einen Rosenkrieg zwischen Verein und Spieler, Chamakh antwortete darauf mit drei Toren in den ersten beiden Ligaspielen. Jetzt steht sogar eine Verlängerung des Vertrags (bis 2010) im Raum.
Seine Statur und seine Spielweise erinnern ein wenig an Zlatan Ibrahimovic, trotz seiner Körpergröße und seiner schlaksigen Art ist der Marokkaner ungemein ballsicher und noch dazu eiskalt vor dem Tor.
Mounir El Hamdaoui (AZ Alkmaar): Der Star der letzten Saison und das Sorgenkind der neuen in der Eredivisie. Der Marokkaner ist ein Ambivalent in sich. Louis van Gaal kitzelte Hamdaoui in der abgelaufenen Spielzeit zu 23 Treffern in Hollands erster Liga, die ihn zum Torschützenkönig und zu Alkmaars erstem MVP überhaupt machten. Angeblich hatte selbst der FC Barcelona ein Auge auf ihn geworfen.
Aber unter dem Weggang van Gaals scheint Hamdaoui zu leiden. Beim Supercup gegen Heerenveen legte er sich nach seiner Auswechslung lautstark mit Coach Ronald Koeman an, ein paar Tage zuvor waren beide schon im Training aneinander gerasselt, woraufhin Koemann den Stürmer vorzeitig in die Kabine schickte. Eine Schlägerei mit Mitspieler Kees Luijckx musste von den Kollegen unterbunden werden.
Aber Hamdaoui kann auch anders: Nämlich schlitzohrig und torgefährlich. Als spielender Stürmer ist er wendig und dribbelstark. Wie sein bester Kumpel Robin van Persie, mit dem er in Rotterdam aufwuchs und bei Feyenoord seine ersten Erfahrungen im Profigeschäft sammelte.
Nach Stationen im Ausland (Tottenham, Derby County) kam letzte Saison in Alkmaar der große Durchbruch - unter der exzellenten Anleitung der Offensiv-Trainer Patrick Kluivert und Shota Arveladze.