Ein ganz normales Endspiel

Von Andreas Lehner
Louis van Gaal (r.) gibt sich vor dem Bordeaux-Spiel völlig entspannt
© Getty

Der FC Bayern München steht vor dem 4. Spieltag der Champions League gegen Girondins Bordeaux (Di., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) unter Druck. Für Uli Hoeneß ist die Partie fast schon ein Endspiel, Trainer Louis van Gaal gibt sich locker und kokettiert mit einem Spruch der letzten Wochen.

Cookie-Einstellungen

Der französische Journalist war etwas verdutzt. Er wollte von Louis van Gaal eigentlich nur wissen, welche zwei Mannschaften sich in der Gruppe durchsetzen und welches der Top-Teams auf der Strecke bleibt. Dass nach van Gaals kurzer Antwort der halbe Saal lachte, war dem Franzosen irgendwie unheimlich.

"Das weiß ich nicht. Ich bin kein Gott", hatte van Gaal auf die Frage geantwortet und so den deutschen Medienvertretern noch mal einen Seitenhieb verpasst, die eine ironische Aussage des Trainers allzu ernst interpretiert und zu ihren Gunsten verwendet hatten.

"Sie verstehen nicht, warum die deutsche Presse lacht", sagte er zum Fragesteller und fühlte sich dabei pudelwohl. Natürlich konnte der Franzose die Lacher nicht richtig einordnen, hatte er die Berichterstattung der letzten Wochen in Deutschland nicht ganz so intensiv verfolgt.

Robben kommt als Joker

Der Niederländer hat so seine Probleme mit der Presse, vor allem wenn sie seinen Humor nicht versteht oder Dinge über die Aufstellung wissen will. "Was die Presse sehr gut kann, ist immer über die Spieler zu sprechen, die nicht dabei sind", sagte er auf die Frage, wie sehr der gesperrte Abwehrchef Daniel van Buyten fehlen werde.

Also, nächster Versuch: Wer ersetzt den ebenfalls gesperrten Thomas Müller? "Sie wissen doch, dass ich über meine Aufstellung nicht spreche. Wer für Müller spielt, wissen sie morgen", sagte van Gaal. Als Alternativen stehen Hamit Altintop und Danijel Pranjic bereit.

Wer auf jeden Fall nicht von Beginn an auflaufen wird, ist Arjen Robben. Der Flügelstürmer, der nach einer Knieverletzung noch nicht bei 100 Prozent ist, wird bestenfalls nach einer Stunde eingewechselt werden. "Er ist wieder ein Joker, da hat er immer ein Tor gemacht", hofft van Gaal auf seinen Landsmann. Auch Hoeneß verspricht sich von dieser Variante einiges: "Wenn du Robben als Waffe auf der Bank hast, kannst du immer noch was biegen."

Bayern muss "schlauer spielen"

Damit es gar nicht erst etwas umzubiegen gilt, müssen die Bayern eine deutliche bessere Leistung bringen als vor zwei Wochen in Bordeaux und "schlauer spielen", wie es Mark van Bommel ausdrückte.

Im Hinspiel ließen die Münchner den Franzosen zu viel Platz und kamen in vielen Zweikämpfen zu spät, die Folge waren viele Standardsituationen. Die Gegentore fielen nach einer Ecke und einem Freistoß.

"Ohne Standards waren sie nicht so gefährlich. Aus spielerischen Gründen hätten wir das Spiel nicht verlieren müssen", sagte van Bommel. Dass die Niederlage nicht höher ausfiel, ist aber nur der Unfähigkeit der Bordelais vom Elfmeterpunkt zu verdanken - zweimal scheiterten sie an Jörg Butt.

Fast schon ein Endspiel

Auch sein Trainer konnte der Niederlage Positives abgewinnen: "Wir haben in der zweiten Halbzeit gesehen, dass wir gewinnen können. Mit zehn Mann waren wir nicht unterlegen, sondern mindestens ebenbürtig und hatten die Chance aufs 2:2."

Van Gaal konnte es noch immer nicht glauben, dass Luca Toni den Kopfball aus ein paar Metern an den Pfosten setzte. "Ein leeres Tor", murmelte er vor sich hin und schüttelte den Kopf.

Ebenfalls positiv sah van Gaal das knappe 1:2, das den Bayern durch ein 1:0 oder einen Sieg mit zwei Toren Unterschied die Möglichkeit eröffnet, den direkten Vergleich für sich zu entscheiden.

Deshalb geht er ganz gelassen und voller Selbstbewusstsein in die Partie, die für Uli Hoeneß "fast schon ein Endspiel" ist. "Wenn du da nicht gewinnst, wird es extrem schwer. Ich bin ziemlich nervös, zumal wir ja auch gegen Juventus nicht gewonnen haben", sagte Hoeneß.

Schafft es Bayern ins Achtelfinale? Jetzt im Champions-League-Rechner durchtippen!

Ein Glas Rioja zur Einstimmung

"Es ist immer gut, wenn der Manager nervös ist. Das heißt, dass es sich um ein wichtiges Spiel handelt. Aber die Mannschaft ist nicht nervöser als sonst. Und wenn der Schiri pfeift, sind die Gedanken sowieso weg, dann spielen wir Fußball", sagte van Bommel.

Auch Van Gaal kann der Anspannung nur Gutes abgewinnen und sieht den Druck als Herausforderung für sich und seine Spieler. Dass die Bayern den Platz als Sieger verlassen müssen, darin sind sich alle einig, sonst rückt das Minimalziel Achtelfinale in weite Ferne.

Damit das nicht passiert, baut der Niederländer auch auf die Tradition der Bayern, in wichtigen Spielen immer ihre Top-Leistung abzurufen. Deshalb will er auch in seiner Spielvorbereitung nichts ändern.

"Ich mache immer dasselbe. Ich bereite meine Spieler mit Bildern, Kommunikation und Training vor. Am Abend trinke ich mit Hoeneß und Nerlinger noch ein Glas Rioja auf ein gutes Ergebnis."

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

Bayern: Butt - Lahm, Demichelis, Badstuber, Braafheid - Altintop (Pranjic), Tymoschtschuk, van Bommel, Schweinsteiger - Toni, Klose

Bordeaux: Carrasso - Chalme, Ciani, Planus, Tremoulinas - Fernando, Diarra - Plasil, Gourcuff, Wendel - Chamakh

Schiedsrichter: Pedro Proenca (Portugal)

So steht's in Bayerns Gruppe A