Frage: FC Barcelona, Real Madrid, Manchester United - und der FC Schalke 04. Wie klingt das?
Christoph Metzelder: Es ist eine schöne Auflistung. Wir sind die Unbekannte, der große Außenseiter. In dieser Rolle haben wir uns bisher pudelwohl gefühlt.
Frage: Was erwarten Sie von Manchester United?
Metzelder: Die Ausgangslage ist klar: Sie verfügen über eine herausragende Mannschaft, genauso herausragend wird die Atmosphäre im Old Trafford sein, wenn wir dort im Rückspiel antreten. Uns erwartet ein hartes und heißes Duell, beide Spiele werden sehr eng zugehen.
Frage: Auf was wird es ankommen?
Metzelder: Anders als gegen Inter werden nicht so viele Tore fallen. Manchester United ist keine Mannschaft, die sich fünf Tore einschenken lässt. In solchen Spielen braucht man Glück - und einen einsatzbereiten Raul. Ich habe in der Kabine gleich als erstes gesagt, dass wir schauen müssen, dass Raul gesund bleibt. (lacht)
Frage: Wie kam es, dass Raul nach dem Schlusspfiff plötzlich in der Nordkurve stand?
Metzelder: Manuel Neuer hat ihn hingeschickt. In Spanien gibt es so etwas nicht, dass ein Spieler in die Fankurve geht und dort gefeiert wird. Für ihn war es wahrscheinlich eine ganz besondere Erfahrung.
Frage: Die Öffentlichkeit ist noch immer verwundert über die Leistungen des bereits 33-jährigen Raul. Sie auch?
Metzelder: Ich wusste, dass Raul von seiner Mentalität her hundert Prozent zu Schalke passt und dass er sich vom ersten Tag an reinhängt, andere unterstützt und alles für den Verein gibt. Für mich und alle anderen bei Schalke war es jedoch eine Unbekannte, was er tatsächlich in der Lage ist zu leisten. In einer neuen Liga, bei einem neuen Verein, und dies alles nach so langer Zeit in Madrid. Dementsprechend erstaunt bin ich, dass er am Ende der Saison noch so spielt. Es ist fantastisch, was er in allen Wettbewerben, vor allem der Champions League, abliefert.
Frage: Wie ist seine Stellung innerhalb der Mannschaft?
Metzelder: Er hat eine zentrale Rolle. Auch wegen der Art und Weise, wie er mit den jungen Spielern umgeht. Das ist bewundernswert. Er gehört für mich zu der Generation von Fußballern, die langsam ausstirbt. Spieler mit null Starallüren. Spieler, die soviel erreicht haben und dennoch auf jeden zu gehen. Wie Raul jedem einen Rat gibt und jeden einbindet, ist phänomenal.
Frage: Was sagen Sie zur Leistung von Benedikt Höwedes?
Metzelder: Ich weiß nicht, ob Bundestrainer Jogi Löw im Stadion war. Aber er wird es sicher gesehen haben. (lacht)
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Frage: Hilft das Halbfinale der Champions League, um die umworbenen Höwedes und Manuel Neuer vom Bleiben zu überzeugen?
Metzelder: Am Ende sind es persönliche Entscheidungen und die werden wir alle respektieren müssen, egal wie sie ausfallen. Aber mit unseren Leistungen kann der Verein ihnen eine Perspektive auf einem Niveau bieten, das ihnen vorschwebt. Von daher ist das Halbfinale von Vorteil. Beide sind auf Schalke sehr verwurzelt und wissen, welche Rolle sie im Verein haben.
Nachbericht: Schalkes Sieg eine Demonstration der Macht
Frage: Wie lässt sich der Formanstieg von Höwedes und vielen anderen erklären?
Metzelder: Die Mannschaft hat generell mehr Potenzial, als ihr zugesprochen wurde. Wir müssen aber selbstkritisch sagen, dass wir das Potenzial in der Saison zu selten abgerufen haben. Die große Kunst ist, dass es jeder schafft, hundert Prozent der Leistungsfähigkeit auszuschöpfen. Wenn man das mit einer gesamtmannschaftlichen Einstellung und taktischer Grundordnung verbindet, hat man ein fertiges Produkt. Und darin haben wir uns stark verbessert in den letzten Wochen. Auf Schalke hat sich Unglaubliches bewegt.
Frage: Waren Sie sich entsprechend sicher, dass im Rückspiel gegen Inter nichts anbrennt?
Metzelder: Wir hatten einen klaren Plan: Wir waren sehr konzentriert und wollten auf Konter spielen. Phasenweise haben wir es gut umgesetzt, vor allem weil wir hervorragend eingestellt und organisiert waren. Inter konnte zu keiner Phase des Spiels Druck aufbauen, so dass wir nie richtig ins Schwimmen kamen.
Frage: Wie bereitet man sich mental nach einem 5:2 auf das Rückspiel vor?
Metzelder: Wir wussten, dass die Nacht in San Siro historisch war und dass wir einen Gegner mit solch guten Individualisten nicht mehr so erwischen werden. Dennoch haben wir uns vorgenommen, auf Sieg zu spielen. Diese Vorgabe war wichtig. Deswegen hat uns ein 1:1 auch nicht gereicht.
Schalke - Inter: Daten zum Spiel