Mark van Bommel ist bei Real Madrid eine persona non grata. Erstens spielte der Niederländer für das feindliche Lager in Barcelona und zweitens schickte er 2007 der gesamten Real-Familie einen "schönen Gruß", als er im Trikot des FC Bayern im Achtelfinale der Champions League im Bernabeu den Treffer zum 2:3 kurz vor Schluss mit einer eindeutigen Geste feierte, gemäß dem Motto: Ihr könnt mich alle mal!
Am Dienstag ist es endlich wieder soweit: Der FC Bayern trifft im CL-Halbfinale auf Real Madrid. Jose Mourinho läutete den "Clasico de Europa" (Marca) ein - mit einer eindeutigen Geste, gemäß dem Motto: Ihr könnt mich alle mal!
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Karim Benzerma hatte gerade das 3:1 für Real im Ligaspiel gegen Sporting Gijon erzielt, da sprang Mourinho vom Trainersessel auf und machte den van Bommel Richtung Gästebank. Ein kleiner Racheakt. Mitte der ersten Halbzeit wurde Real-Verteidiger Pepe von mehreren Gijon-Ersatzspielern bepöbelt, nachdem der einen Ball Richtung Gästebank gedroschen hatte.
Mourinho schwänzt PK erneut
Mourinho war mal wieder derart verärgert, dass er zum x-ten Mal die Pressekonferenz nach dem Spiel boykottierte und Co-Trainer Aitor Karanka vorschickte. Karanka wollte auf die Scharmützel seines Chefs mit dem Gegner nicht eingehen, vielmehr war es ihm ein Anliegen, allen Mourinho-Kritikern eine mitzugeben.
"Wir haben in 33 Ligaspielen 107 Tore geschossen. Ich finde, das ist keine schlechte Zahl für eine Mannschaft, die von einem defensiv orientierten Trainer gecoacht wird. Dieser Rekord ist für alle, die Mourinho als Defensivtrainer bezeichnet haben", sagte Karanka.
Den Rekord von 107 Toren aus der Saison 1989/90 wird Real noch brechen bei fünf ausstehenden Spielen. "107 Tore ist das Resultat einer Mannschaft mit fantastischen Spielern, die es verdient haben, Champions zu sein", sagte Karanka.
Um die Saison zumindest in einem Wettbewerb als Champion zu beenden, muss Real in den kommenden zehn Tagen präsent sein. Zwei Mal geht es gegen den FC Bayern und dazwischen steht noch die Reise nach Barcelona ins Camp Nou an.
Drei außergewöhnliche Spiele für Real
"Als Spieler wäre ich sehr glücklich: die nächsten drei Spiele sind sehr außergewöhnlich", sagte Emilio Butragueno, Reals Mann für "internationale Beziehungen".
Der FC Bayern sei ein Verein mit "sehr viel Stolz" und "großen Spielern". "Wir müssen in bester Verfassung antreten und dürfen keine Fehler machen. Uns erwartet am Dienstag eine große Herausforderung", sagte El Butre.
Sergio Ramos reagierte etwas unwirsch auf die Frage eines Journalisten, wie man denn im Camp Nou bestehen wolle. "Was redet Ihr eigentlich ständig von Barcelona? Wir spielen am Dienstag Champions-League-Halbfinale in München. Das ist das, was zählt. Das wird brutal schwer, Bayern hat eine hervorragende Mannschaft."
Dennoch, so Außenverteidiger Marcelo, "sind wir Favorit. Real Madrid ist nämlich immer Favorit." Das sieht eine Real-Legende etwas anders. Amancio Amaro Varela, Kapitän der Königlichen in den 70er-Jahren ist mulmig zumute, wenn er an den FC Bayern denkt.
"Da gibt es einfach etwas, das mich beunruhigt. Was genau, weiß ich nicht. Ich bin ehrlich: ich hätte lieber gegen Barca gespielt. Wir kennen den Fußball Barcas aus dem Effeff, den von Bayern aber nicht. Außerdem wird das Finale dieses Jahr im Stadion der Bayern stattfinden", sagte Amancio der "tz".
0:0 gegen Mainz - so what?
Der Trip nach München war höchst selten von Erfolg gekrönt für Real Madrid. In neun Europacupspielen holte Real ein mickriges 1:1 im Februar 2004. Lange will sich der königliche Klub auch diesmal nicht in der bayrischen Landeshauptstadt aufhalten. Erst um 17.35 Uhr wird der Real-Tross am Montag in München landen, auf ein Abschlusstraining in der Allianz Arena verzichtet Mourinho. Und unmittelbar nach Spielende am Dienstag geht es zurück nach Madrid: Abflug Mittwoch, 0.15 Uhr.
Im Gegensatz zu Real geht der FC Bayern mit zwei Misserfolgen ins erste Halbfinale. Als "Scheiß-Woche" bezeichnete Holger Badstuber die Tage mit den Spielen bei Borussia Dortmund (0:1) und gegen Mainz 05 (0:0).
Trainer Jupp Heynckes und Sportdirektor Christian Nerlinger gratulierten dem BVB schon eifrig zur Deutschen Meisterschaft. Bastian Schweinsteiger wollte da nicht mitmachen. "Das muss jetzt noch nicht sein. Es ist ja noch nicht offiziell. Außerdem sollten wir uns mit anderen Dingen beschäftigen. Am Dienstag ist ein ganz besonderes Spiel", sagte Schweinsteiger.
Im Hinblick auf das Real-Spiel hatte Heynckes etliche Stammspieler gegen Mainz geschont. Das müde 0:0 nahm der Trainer nicht sonderlich tragisch. "Es ist doch klar, dass meine Mannschaft eine größere Motivation gehabt hätte, wenn Dortmund auf Schalke verloren hätte. Es war ein psychologischer Nachteil, hinterher spielen zu müssen."
Auch Nerlinger hatte ein Einsehen. "Die Meisterschaft war um 17.15 Uhr faktisch besiegelt, unabhängig von unserem Ergebnis. Das waren sicher nicht die besten Voraussetzungen für unser Spiel. Und das da auch der Esprit fehlt, ist vielleicht verständlich. Die Mannschaft hat trotzdem eine kämpferisch gute Leistung gezeigt. Jetzt konzentrieren wir uns auf das absolute Highlight Real Madrid. Wir haben das Potential, auch gegen diese Weltklassemannschaft zu bestehen."
Schweinsteiger: "Es geht um alles"
Die zwei Duelle mit dem alten europäischen Rivalen sind für den FC Bayern so was wie die Spiele des Lebens. Mindestens. Es geht um den Finaltraum im eigenen Stadion, es geht um ein Statement an die europäische Konkurrenz, es geht um die Bewertung einer ganzen Saison. Es geht schlicht und einfach "um alles", wie Schweinsteiger konstatierte.
"Wir müssen über die Grenzen hinausgehen. Aber mit den Fans im Rücken können wir alles schaffen. Es kommt auf die Mentalität an. Ich hoffe, dass wir die Mentalität ausstrahlen, für die der FC Bayern steht."
Klubchef Karl-Heinz Rummenigge schwor die Fans majestätisch auf den Dienstag ein. "El sueño sigue vivo. Der Traum lebt weiter", schrieb Rummenigge im Stadion-Magazin der Bayern zum Mainz-Spiel.
"Real Madrid scheint der Favorit zu sein. Doch mit unserem Teamgeist und unserem Willen haben wir eine Chance. Wir brauchen zwei Mia-san-Mia-Tage, an denen alles passt, mit 100 Prozent Leistung können wir unsere Chance nutzen. Insgeheim träumt ganz Spanien davon, das El Clásico in München auszuspielen. Doch an zwei großen bayerischen Fußballabenden können wir dafür sorgen, das diesmal der FC Bayern am Clásico teilnimmt."
Higuain: Wir werden uns durchsetzen
Für Gonzalo Higuain ist das allerdings ausgeschlossen. "Wir stehen wie im letzten Jahr im Halbfinale. Bayern ist ein schwieriger Gegner, aber wir werden uns durchsetzen und ins Finale einziehen", sagte der Real-Stürmer und Mitglied der 107-Tore-Gang.
Ein Wert, der übrigens auch Heynckes beeindruckt. "Real Madrid hat eine unglaubliche Angriffsmaschinerie. Aber ich kenne diesen Verein sehr gut und kann sagen, dass wir am Dienstag gut vorbereitet sein werden", sagte der Bayern-Trainer.
Bernd Schuster, wie Heynckes einst Trainer von Real, machte dem FCB bei "LIGA total!" zusätzlich Mut. "Wenn jemand Real Madrid oder Barcelona eins reinwürgen kann, dann sind das die Bayern!"
FC Bayern vs. Real Madrid: die Bilanz gegeneinander