Karl-Heinz Rummenigge konnte dem Wintereinbruch in München nur Positives abgewinnen. "Ich hoffe, dass der Maulwurf nun mit dem Schnee in den Winterurlaub geht", sagte der Bayern-Boss vor dem Abflug zum Champions-League-Spiel nach Moskau (ab 17.45 im LIVE-TICKER).
Die Existenz einer pressefreundlichen Plaudertasche aus Kreisen der Mannschaft hält den Verein auf Trapp. Arjen Robben bezeichnete die Angelegenheit als "sehr traurig" und "unrühmlich für einen Verein wie den FC Bayern", Kapitän Philipp Lahm kündigte viele Gespräche an.
In Zeiten, in denen der FC Bayern weitgehend unschlagbar scheint, ist so ein bisschen hausgemachte Unruhe die einzige Hoffnung der Konkurrenz.
Und wenn sich dann noch die Ankunft in Moskau wetterbedingt verzögert, der Bus im russischen Verkehr stecken bleibt und sogar das Training ausfällt, weil die dazugehörigen Klamotten nicht da sind, kann man auch als Bayern-Spieler schon mal schlechte Laune kriegen.
Pep verlangt enorme Flexibilität
Dabei könnte es sportlich derzeit kaum besser laufen. In der Champions League sind die Bayern schon seit Anfang November durch und plötzlich gewinnen sie auch Bundesligaspiele gegen Borussia Dortmund.
Beim 3:0 führte Trainer Pep Guardiola einmal mehr vor, was er von seinen Spielern verlangt: enorme Flexibilität und die Fähigkeit, notfalls alle paar Minuten die Positionen zu wechseln.
Javi Martinez begann auf der Zehn, ging später auf die Sechs, spielte dann kurz Innenverteidiger und rückte wieder ins Mittelfeld. Philipp Lahm wurde ähnlich hin- und hergeschoben; mal Abwehr, mal Mittelfeld und dort dann in verschiedenen Rollen.
"Muss mich den Spielern anpassen"
Nach dem Sieg in Dortmund, als mal wieder ein Journalist wissen wollte, wie nah denn der FC Bayern schon dem FC Barcelona sei, antwortete Guardiola: "Vergessen Sie's! Barcelona spielt wie Barcelona, weil sie die Spieler dafür haben. Wir haben bei Bayern andere Spieler und spielen anderen Fußball. Ich muss meine Spielweise den Spielern anpassen."
Lange hat Guardiola nicht gebraucht, um herauszufinden, welche Spieler für welchen Auftag die richtigen sind und seien es mehrere Aufträge in einem Spiel.
Guardiola wurde für seinen Mut, die Wechselspiele selbst in Dortmund durchzuziehen, sogar von Kollege Jürgen Klopp gelobt. Aber er hat auch besonders wandlungsfähige Spieler, die mit den permanenten Umstellungen so umgehen, dass die Mannschaft nie die Ordnung verliert.
Ob Martinez, Lahm, Müller, der Positionswechsel auch ohne explizite Forderung des Trainers vornimmt, oder Götze als Zwischenspieler zwischen Mittelfeld und Angriff oder selbst als Spieler in vorderster Front - Guardiola hat jede Menge Chamäleons im Kader.
Handwerker und Künstler
"Ich habe eben sehr intelligente Spieler", betont Guardiola immer wieder. Lahm, Martinez, Thiago, Müller, Kroos - vor allem seine Mittelfeldspieler erwähnt der Trainer in diesem Zusammenhang gerne namentlich.
Seine Mittelfeldspieler sollen Handwerker und Künstler zugleich sein. Passsicher, im Angriffsspiel filigran und leichtfüßig, in den Zweikämpfen aggressiv und kompromisslos. Kroos, Thiago und Martinez kommen in dieser Saison alle auf über 60 Prozent gewonnene Zweikämpfe, Martinez sogar auf 68 Prozent.
Bei der Passgenauigkeit sucht man vergeblich nach einem Spieler im Zentrum, der weniger als 88 Prozent seiner Zuspiele zum Mitspieler bringt.
Mit Thiago ist ein Spieler zurück, der für die Präsenz der Bayern im Mittelfeld enorm wichtig ist. "Thiago verkörpert, was so wichtig ist für Guardiolas Spiel: Er ist variantenreich, immer anspielbereit, hat eine hohe Ballsicherheit. Er kann schnelle, entscheidende Pässe spielen und das Tempo variieren", sagte Günter Netzer in der "BamS".
Mit seiner Einwechslung änderte Guardiola in Dortmund den Plan, überwiegend mit hohen Bällen dem Gegenpressing des BVB zu entgehen.
"Im Fußball kannst du Spiele gewinnen oder verlieren, aber du kannst niemals gut spielen ohne Überzahl im Mittelfeld. Wir hatten im Mittelfeld niemanden für das Spiel mit dem Ball. Deshalb haben wir etwas verändert" , sagte Guardiola zu seiner veränderten Taktik in Dortmund.
Beim FC Bayern unter Guardiola müssen eben nicht nur die Spieler wandlungsfähig sein.
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