Die Experten von der "Kronen-Zeitung" hatten es geahnt. Die Champions League, schrieb Österreichs größtes Boulevardblatt schon am Dienstag, "scheint eine Dosen-Allergie zu haben".
Am Mittwochabend bewahrheitete sich diese Diagnose aufs Neue, als Österreichs Fußball-Meister RB Salzburg sein Hinspiel in der dritten Qualifikations-Runde zur Königsklasse mit 1:2 (0:1) bei Aserbaidschans Champion FK Karabach Agdam verlor.
Der Mannschaft von Dosen-Milliardär Dietrich Mateschitz droht im siebten Anlauf auf die Champions League seit 2005 die siebte Pleite - und damit der endgültige Abstieg zum Farm-Team von RB Leipzig.
Hauptaugenmerk bald auf Leipzig?
Schafft es Salzburg wieder nicht in die Gruppenphase, wird Sportdirektor Ralf Rangnick alles auf die Karte Leipzig setzen, heißt es in Österreich.
Der sofortige Aufstieg des Zweitligisten in die Bundesliga hätte dann Priorität, noch vor Ende der Transferperiode könnte der ein oder andere Profi nach Deutschland "verschoben" werden.Massimo Bruno und Marcel Sabitzer sind ohnehin nur von Leipzig geliehen. Kevin Kampl, Martin Hinteregger, Sadio Mane oder Andre Ramalho sind angeblich weitere Kandidaten für die einstige Filiale.
Mateschitz träumt(e) von CL-Sieg
Die sieht Mateschitz perspektivisch ohnehin in der Champions League. 2010 meinte er, sogar ein Triumph in der Königsklasse sei "nicht ausschließbar".
Davon ist Salzburg meilenweit entfernt - trotz Rekordbudgets von kolportierten 60 Millionen Euro. Dabei dachten sie in der Konzern-Zentrale, dass es nach "der größten Blamage in Österreichs Europacup-Geschichte" ("Krone") mit dem Aus gegen F91 Düdelingen aus Luxemburg 2012 nicht schlimmer kommen könnte. Und jetzt das!
"Bullen blamieren sich in Aserbaidschan", schlagzeilte das "Blatt Österreich" am Donnerstag, die "Krone" höhnte: "Agdam nimmt Bullen auf die Hörner". Auf der Internetseite des Standard ätzte ein User mit Blick auf die Pleiten-Serie in der Königsklasse: "Da soll noch einer behaupten, RB wäre kein Traditionsverein."
Drei diskutable Platzverweise
31.000 fanatische Fans sahen im Tofiq-Bahramov-Stadion in Baku eine verrückte Begegnung. RB verlor Christian Schwegler (34.), Karabach Teli (42.) und Reynaldo (88.) durch fragwürdige Platzverweise.
Danilo Dias (2.) und Reynaldo (86.) brachten Agdam den Sieg, Salzburg (Marktwert der 14 eingesetzten Spieler: 51 Millionen Euro; Ablösesumme: 25) hatte durch seinen Besten, den Spanier Jonatan Soriano, zwischenzeitlich ausgeglichen (77.).
"Der letzte Pass ist oft nicht gekommen, wir haben zu wenige Torchancen herausgespielt", kritisierte Trainer Adi Hütter. Außerdem sei das 1:2 nach Ballverlust Mané "absolut unnötig" gewesen. "Wir brauchen eine andere Mentalität", meinte Soriano.
Im Rückspiel am kommenden Mittwoch, bei dem Törjäger Alan nach Sperre wieder dabei ist, "werden wir von Anfang an voll draufgehen, attackieren, zeigen wer der Chef ist", sagte Kampl: "Es wird 90 Minuten Vollgas Powerfußball geben."
Skibbe mit Grasshoppers vor dem Aus
In den Play-offs wäre Salzburg gesetzt und ginge Top-Teams wie dem FC Arsenal und Bayer Leverkusen aus dem Weg.
Kaum mehr Hoffnung, diese zu erreichen, hat der Grashopper-Club Zürich mit dem deutschen Coach Michael Skibbe nach dem 0:2 gegen den OSC Lille.
Mit Zenit St. Petersburg (0:1 bei AEL Limassol), Feyenoord Rotterdam (1:2 gegen Besiktas Istanbul) und Celtic Glasgow (1:4 bei Legia Warschau) droht einer Reihe von namhaften Klubs das Aus.
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