Carl Zeiss Jena hat schon bessere Zeiten erlebt. Derzeit kämpft der Traditionsklub in der Regionalliga Nordost um den Anschluss an die Tabellenspitze. Immerhin steht die Mannschaft im Halbfinale des Thüringenpokals, der Sieger darf in der nächsten Saison im DFB-Pokal mitspielen.
In diesem Wettbewerb hat der FC Carl Zeiss seit geraumer Zeit seinen Platz in den Geschichtsbüchern. 2008 kamen zum Halbfinale zwischen Borussia Dortmund und Jena 80.708 Zuschauer - die größte Kulisse aller Zeiten in einem DFB-Pokal.
Wenn der BVB am 7. April im Viertelfinale auf 1899 Hoffenheim trifft, werden 80.667 Zuschauer im Signal Iduna Park erscheinen. "Karten innerhalb von zwei Stunden vergriffen. Zweitgrößte Pokalkulisse aller Zeiten" schrieb der BVB auf seiner Webseite.
"Sollten uns nicht kleiner machen"
Der DFB-Pokal hat auch in diesem Jahr enorme Bedeutung für Borussia Dortmund. In einer Saison, die durch den Negativlauf in der Hinrunde früh stark beschädigt wurde, hat der BVB den Gewinn eines Titels nicht aus den Augen verloren.
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Was für den DFB-Pokal gilt und offen ausgesprochen wird, findet in Bezug auf die Champions League keine Erwähnung. Der Saisonverlauf verbietet Gedankenspiele an ein mögliches zweites Finale in Berlin eine Woche später, auch wenn der Patient die Intensivstation mittlerweile verlassen hat.
"Wir sollten uns nicht kleiner machen als wir sind. Aber mit den großen Mannschaften Europas können wir in dieser Saison kaum mithalten", sagte Sebastian Kehl. Dabei spielte der BVB eine souveräne Gruppenphase und hat durch die 1:2-Niederlage in Turin intakte Chancen auf das Erreichen des Viertelfinals. Zudem gewannen die Schwarz-Gelben zehn der letzten 13 Heimspiele in der Königsklasse.
Es geht um Geld und Prestige
Das Rückspiel gegen Juve ist neben dem Pokalspiel gegen Hoffenheim das erste von zwei feststehenden Finals für den BVB, um die rumpelige Saison erträglich zu gestalten. Ein Weiterkommen gegen Juve verschafft Reputation in Europa und spült obendrein weitere vier Millionen Euro zusätzlich in die Kasse.
Vor dem Hintergrund, dass dem BVB durch die voraussichtliche Champions-League-freie nächste Saison laut Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke 40 Millionen Euro Umsatz fehlen, ist jede weitere Runde in Europas Elite-Wettbewerb auch finanziell von Bedeutung. Auch wenn der tatsächliche Ertragseffekt aufgrund vieler an die CL-Teilnahme gekoppelter Grundgehälter der Profis kleiner ausfallen würde.
Zum Viertelfinal-Einzug bedarf es allerdings einer beträchtlichen Steigerung im Vergleich zu den Nullnummern in Hamburg und gegen den 1. FC Köln. Selbst Trainer Jürgen Klopp hat das letzte Bundesliga-Heimspiel als abschreckendes Beispiel bezeichnet, wie man einen tief stehenden Gegner nicht bearbeiten sollte.
Geduld gegen die Ergebnismaschine
Auch Juventus wird dem BVB kaum den Gefallen tun, sich durch ein offensives Auftreten auf ein Vabanquespiel einzulassen. "Es ist nicht davon auszugehen, dass sie uns im Fünfmeterraum attackieren werden. Und dass wir sie von Anfang an wegschießen, ist nicht sehr wahrscheinlich, weil Juve eine Ergebnismaschine ist. Für das Spektakel müssen wir sorgen", forderte Klopp.
Dortmund muss agieren, das von Klopp gezeichnete Bild vom "Kaninchen im Schweinwerferlicht, dass nur dasteht und vor sich hinzittert", will am Mittwochabend niemand sehen.
Allerdings fehlt dem BVB wohl in Nuri Sahin der Spieler, der zuletzt für die Kreativität am meisten getan hat. Nach einem Muskelfaserriss dürfte der Türke nicht rechtzeitig fit werden. Die Statistik zeigt, wie wertvoll Sahin für Dortmund ist. In den 56 Pflichtspielen seit seiner Rückkehr holte der BVB im Schnitt 2,09 Punkte pro Partie, in den 20 Spielen ohne ihn 1,00.
Juves Monsterserie
"Es wäre zu einfach, unsere Offensivprobleme nur auf Nuris Ausfall zu reduzieren. Die ganze Mannschaft ist gefragt, mehr Torchancen zu kreieren", sagte Sportdirektor Michael Zorc. Voraussichtlich wird Sven Bender Sahins Platz im Mittelfeld einnehmen.
Mit dem an der Wade verletzten Andrea Pirlo muss auch der Gegner auf seinen Spielmacher verzichten. Juve-Coach Massimiliano Allegri hat dennoch vor, "mindestens ein Tor zu schießen".
Mit einem 2:1-Vorsprung zu einem Champions-League-Rückspiel zu reisen, hat sich für die Alte Dame in der Vergangenheit rentiert. Neun Mal brachte Juve dieses Ergebnis mit, neun Mal kamen sie eine Runde weiter.
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