"Bayern-Aus absolute Katastrophe"

Thomas GaberDavid KreislBen Barthmann
09. März 201515:34
Mit einem 0:0 geht der FC Bayern München ins Rückspiel gegen Schachtjor Donezkgetty
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Dienstag und Mittwoch werden die ersten vier Viertelfinalisten der Champions League ermittelt. Was würde ein Aus gegen Donezk für die Bayern bedeuten? Ist Reals Kader zu dünn? Und was hat Chelsea eigentlich drauf? Drei SPOX-Redakteure und mySPOX-User KEMPERboyd diskutieren fünf Fragen zu den Rückspielen in dieser Woche.

Was würde ein Achtelfinal-Aus für den FC Bayern bedeuten?

Thomas Gaber (SPOX): Ein 0:0 auswärts ist per se ein gefährliches Ergebnis. Ich gehe dennoch von einem einigermaßen entspannten Mittwochabend für den FC Bayern aus. Und alles andere als ein Weiterkommen wäre auch eine absolute Katastrophe - zumindest für den Moment. Mehrere Spieler sprachen bereits vom Doubleheader in Berlin mit DFB-Pokal und CL-Finale. Ein frühes Aus in der Königsklasse würde die Saison stark beschädigen, selbst wenn die Bayern wieder zwei nationale Titel holen würden. Die Bosse würden hinter verschlossenen Türen einiges hinterfragen - der Trainer hätte nichts zu befürchten.

David Kreisl (SPOX): Der FC Bayern ist national mittlerweile an einem so überlegenen Punkt angekommen, an dem - auch wenn es überheblich klingen mag - das Hauptaugenmerk auf der Königsklasse liegen muss. Ich stimme Thomas zu, dass ein Achtelfinal-Aus gegen einen Underdog der sportliche Super-GAU wäre und wie im letzten Jahr auch durch ein mögliches Double nicht repariert werden könnte. Guardiola hätte von Seite der Klubführung zurecht nichts zu befürchten, doch wird Pep womöglich selbst ins Grübeln kommen, was seine Zukunft an der Isar angeht. SPOX

Ben Barthmann (SPOX): Ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich passiert. Sollte es den Ukrainern allerdings gelingen, wird es ungemütlich für die Bayern. Die Öffentlichkeit wird sich natürlich darauf werfen und zahlreiche Gründe ausmachen wollen. Ich glaube aber daran, dass man sich beim FC Bayern ruhig zusammensetzen, die Fehler analysieren und daraus lernen würde. Man wird dort nicht in Panik verfallen und Kurzschlussentscheidungen treffen. Das Projekt mit Pep ist langfristig angelegt und wird nicht an einem unglücklichen Ausscheiden in der Königsklasse gemessen.

mySPOX-User KEMPERboyd: Für den FC Bayern: Dass man sich auf Leverkusen konzentrieren kann. In der Meisterschaft gilt der von Berlichingen der Sportreporterzitate: "Das Ding ist durch", also zehn Testspiele für maximal drei Pokalrunden. Guardiola würde sich kurz grämen, manisch lang arbeiten und nächstes Jahr den letzten Anlauf nehmen. 2016, fürchte ich, wird er unabhängig vom Verlauf dieser und der nächsten Saison ohnehin gehen.

Was würde ein Achtelfinal-Aus für den FC Bayern bedeuten?

Ist der Kader von Real Madrid zu dünn für die Titelverteidigung?

Ist der FC Chelsea der Titelkandidat, zu dem er von vielen Seiten gemacht wird?

Was fehlt Paris Saint-Germain zur absoluten europäischen Spitze?

Ist Kevin-Prince Boateng noch wichtig für Schalke 04?

Ist der Kader von Real Madrid zu dünn für die Titelverteidigung?

Thomas Gaber (SPOX): Es ist schon bemerkenswert, wie wenig Trainer Ancelotti rotiert. Einige Spiele wie Toni Kroos haben bereits 40 Pflichtspiele auf dem Buckel. Kroos ist die fehlende Winterpause deutlich anzumerken, im Grunde fährt die ganze Mannschaft derzeit auf der Felge. Langwierige Ausfälle wie der von Luka Modric oder Sergio Ramos sind schwer zu kompensieren, die Bankspieler konnten wenig überzeugen. Real ist auf den Nummern 12 bis 18 schwächer besetzt als die unmittelbare Konkurrenz.

David Kreisl (SPOX): Die Königlichen haben zwei große Probleme. Zum einen die langfristigen Ausfälle von Schlüsselspielern wie Modric, Rodriguez und Ramos, die den in der zweiten Reihe eh nicht übermäßig gut besetzten Kader ans Limit treiben. Zum anderen den heißen Titelkampf in der Primera Division, der es Ancelotti nicht erlaubt, das Stammpersonal auch nur ansatzweise zu schonen. Kroos dürfte bald eine Grenze erreicht haben, seit der Winterpause standen zudem Ronaldo, Bale und Benzema in jedem Spiel (!) von Beginn an auf dem Platz. Isco bemängelte nach der Pleite gegen Bilbao bereits die fehlende Frische in der Offensive. Vielleicht entzerrt die Rückkehr von Modric die Lage ein bisschen - doch Real läuft Gefahr, sich bis zur entscheidenden Phase kaputt zu machen.

Ben Barthmann (SPOX): Auf der Position im zentralen Mittelfeld ist er es momentan. Toni Kroos geht auf dem Zahnfleisch, Luka Modric schlägt sich mit seiner Verletzung herum und Asier Illarramendi rennt seinen Ansprüchen hinterher. Lucas Silva zeigte einige gute Ansätze, aber ob er schon ein Mann für das Halbfinale der Champions League ist, bezweifle ich dann doch. Das Risiko ist man aber bewusst eingegangen und ich bin gespannt, wie es letztlich ausgeht. Mit einer ausgeruhten A-Besetzung ist der Titel auf jeden Fall drin.

mySPOX-User KEMPERboyd: Da es ungeschriebenes Gesetz ist, bringe ich es in Schriftform: Niemand verteidigt die Champions League. Punkt. Deshalb habe ich noch nie drüber nachgedacht, aber: vielleicht. Hätten sie das Verletzungspech von Borussia Dortmund gehabt, wäre wohl die Vorrunde schon eine Zitterpartie geworden. Haben sie aber nicht. Am Ende spielen elf gegen elf. Und Reals erste Elf macht ihnen niemand nach.

Was würde ein Achtelfinal-Aus für den FC Bayern bedeuten?

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Ist der FC Chelsea der Titelkandidat, zu dem er von vielen Seiten gemacht wird?

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Ist der FC Chelsea der Titelkandidat, zu dem er von vielen Seiten gemacht wird?

Thomas Gaber (SPOX): Den Titelkandidaten schlechthin gibt es in diesem Jahr nicht. Bayern, Barca, Real, Chelsea - alle Topfavoriten haben so ihre Problemchen. Die Premier League haben die Blues weitgehend im Griff; sie leisteten sich jedoch Aussetzer wie gegen Tottenham (3:5) und im FA Cup gegen Burnley (2:4). Das 1:1 gegen PSG im Hinspiel war zudem recht glücklich. Chelsea hat definitiv das Paket für den großen Wurf, muss die vorhandenen PS aber auch die Straße bringen.

David Kreisl (SPOX): Klar, Chelsea hat eine Weltklasse-Mannschaft samt Weltklasse-Trainer. Klar, Chelsea steht an der Spitze der Premier League. Und klar, Chelsea kann den Pott in Berlin holen. Ich kann trotzdem nicht verstehen, warum die Blues immer ins Triumvirat der größten Titelkandidaten gehoben werden. Dazu geben weder die Leistungen der letzten beiden Champions-League-Spielzeiten noch die teils doch recht müden Auftritte auf der Insel Anlass. Chelsea ist lange nicht die gnadenlose Ergebnismaschine, die viele in ihr sehen. Der Titel geht über Bayern und Real - selbst Barcelona wäre für mich Favorit in einem Duell mit Mous Truppe. SPOX

Ben Barthmann (SPOX): Für mich braucht es für den Champions-League-Titel zwei Dinge: Eine sehr gute Mannschaft und einen Spieler, der Spiele alleine entscheiden kann. Chelsea hat beides. Eine sehr starke Mannschaft mit vielen Spielern auf dem Höhepunkt ihrer Leistung wie beispielsweise Branislav Ivanovic. Dazu kommt mit Eden Hazard der Mann, der den Unterschied machen kann. Auch für die Blues gilt aber, dass in der Champions League die Tagesform über das Aus entscheiden kann.

mySPOX-User KEMPERboyd: Individuell haben wohl nur Real und Bayern mehr Qualität. Aber CL-Sieger sind die Olivenbäume unter den Fußballmannschaften. Sie wachsen über Jahre. Wer wüsste besser als Chelsea, dass man die CL nicht mit Gewalt kaufen kann? Ich sage nicht, dass die jetzige Mannschaft wie die 2012er Truppe den Titel erst gewinnt, wenn sie es hinter sich zu haben scheint. Aber dieses Jahr? Nein.

Was würde ein Achtelfinal-Aus für den FC Bayern bedeuten?

Ist der Kader von Real Madrid zu dünn für die Titelverteidigung?

Ist der FC Chelsea der Titelkandidat, zu dem er von vielen Seiten gemacht wird?

Was fehlt Paris Saint-Germain zur absoluten europäischen Spitze?

Ist Kevin-Prince Boateng noch wichtig für Schalke 04?

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Thomas Gaber (SPOX): Im letzten Jahr fehlten nur Sekunden für den Einzug ins CL-Halbfinale. Der Kader ist gut genug besetzt, um mit den ganz Großen mitzuhalten. Allerdings fehlt PSG in den entscheidenden Momenten oft der letzte Punch. Gegen starke Gegner springen zu wenige Siege heraus: 1:1 gegen Lyon, 0:0 gegen Monaco, 1:1 gegen Chelsea. Zudem wurde die Mannschaft zuletzt von einem enormen Verletzungspech heimgesucht und hatte Probleme, dies aufzufangen.

David Kreisl (SPOX): Nicht nur der Sieg gegen Barca in der Gruppenphase und das Remis gegen Chelsea haben gezeigt, dass wenig bis gar nichts zu den ganz großen Namen fehlt. Paris wird in der öffentlichen Wahrnehmung gerne als Scheichklub abgetan und kam wegen vieler Verletzungen in dieser Saison noch nicht zur Geltung. Dennoch: Wer eine Innenverteidigung bestehend aus Luiz und Silva hat, bei wem im Mittelfeld Leute wie Verratti oder Pastore rumturnen und wer nicht zuletzt im Sturm Cavani und Zlatan himself aufbieten kann - der kann zu jeder Zeit für jeden Gegner mehr als gefährlich werden.

Ben Barthmann (SPOX): Zeit. Für mich ist Paris dieses Jahr ein Titelkandidat, vielleicht nicht der erste auf der Liste, aber das Potential haben sie. Die Mannschaft hat auf vielen Ebenen eine sehr gute Balance und kann an einem guten Tag jeden Gegner schlagen. Eventuell geht ein starker Außenverteidiger ab, wenn man unbedingt einen Schwachpunkt ausmachen will. Sonst fehlt PSG nur Zeit, Erfahrung und ein wenig Detailarbeit.

mySPOX-User KEMPERboyd: Zlatan halt...ne, warte, haben sie ja. Fehlt ihnen denn was? Ich gebe zu, um Ligue 1 zu gucken, habe ich zu wenig Freizeit. Wie in den letzten beiden Jahren ungeschlagen an Barcelona und wegen der Auswärtstore an Chelsea im Viertelfinale zu scheitern, ist kein Nachweis fehlender absoluter Spitzenqualität. Ich lege mich zur Beantwortung der Frage trotzdem boulevardesk fest: ein Weltklasse-Sechser.

Was würde ein Achtelfinal-Aus für den FC Bayern bedeuten?

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Ist Kevin-Prince Boateng noch wichtig für Schalke 04?

Ist Kevin-Prince Boateng noch wichtig für Schalke 04?

Thomas Gaber (SPOX): Absolut. Schalke hat ihn als Leader geholt und in der letzten Saison hat er diese Qualitäten bewiesen. Auch di Matteo hat ihn als solchen bezeichnet. Dann muss er ihn aber auch entsprechend fördern, vor allem in Phasen des Misserfolgs. Di Matteo setzt auf viele junge Spieler, die viel Talent haben, auf dem Platz aber eine führende Hand brauchen. Die Achse Höwedes/Boateng/Huntelaar ist eigentlich dafür prädestiniert.

David Kreisl (SPOX): Die Tendenz geht zu nein. Für die jungen Schalker um Max Meyer und Co. ist es in großen Spielen sicherlich ein gutes Gefühl, einen großen Namen an der Seite zu haben. Doch mehr als das ist KPB in dieser Spielzeit - zumindest bislang - nicht. Die Mannschaft funktioniert auch ohne den Ghanaer, vielleicht sogar besser. So gewann Königsblau in der laufenden Saison wettbewerbsübergreifend nur sechs von 20 Spielen, wenn Boateng auf dem Platz stand. Ohne ihn waren es sieben aus zwölf. Klar kann Boateng ein wichtiger Leader für Schalke sein, im Moment sehe ich aber andere klar vor ihm. SPOX

Ben Barthmann (SPOX): Es ist schwer, das interne Leben bei Schalke zu beurteilen. Fakt ist aber, dass Boateng sehr viel Erfahrung hat, die den Schalkern eigentlich nur entgegen kommen kann. Solange er sich für die Mannschaft einbringt und keinen Ego-Trip fährt, ist er auch ohne gute Leistungen auf dem Platz ein wichtiger Baustein des jungen Teams. Fraglich ist eben nur, ob man sich so einen teuren Baustein neben dem Platz leisten kann und will.

mySPOX-User KEMPERboyd: Nein. Ich verstehe bis heute seine Rolle in diesem Gebilde nicht. Statsbloggersprech: Für einen Sechser gewinnt er zu wenige Zweikämpfe (44 Prozent), für einen Zehner/Neuneinhalber ist er an zu wenigen Abschlüssen beteiligt (Tore 0, in Worten null, bei ganzen 15 Versuchen, zehn Torschussvorlagen - alles in 13 Liga-Spielen). "Aggressivleader" gewinnt Dir nur noch das Zinnbauer-Bullshitbingo, aber keine Spiele.

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Das Achtelfinale im Überblick