FC Barcelona, Real Madrid oder Juventus Turin - auf einen dieser drei Teams wird der FC Bayern im Halbfinale der Champions League treffen. Einen Wunschgegner auszumachen, ist schwierig. Vor der Auslosung am Freitag (12 Uhr im LIVE-TICKER) ist das vermeintlich leichteste Los womöglich sogar das schwierigste für den Rekordmeister.
FC Bayern
Pep Guardiola wäre am Freitag wieder zur Pressekonferenz gekommen. Markus Hörwick hätte wieder Fragen gestellt und Pep Guardiola hätte sie wieder mit viel Geduld beantwortet. Er hätte ein paar Mal "sehr, sehr" gesagt, ab und zu noch "top" und "überragend" natürlich auch.
Allerdings hätte er auch erklären können, warum der FC Bayern nur noch in zwei Wettbewerben spielt und warum man aus der so geliebten Champions League bereits im Viertelfinale ausgeschieden ist. Gegen den FC Porto. Gegen den vermeintlichen Außenseiter.
Guardiola hätte sich erklären müssen. Und er hätte sicher plausible Erklärungen gehabt. Aber diese hätte man mehr oder weniger ignoriert und in Teilen des Landes über Peps Zukunft debattiert.
Nur die Hose spielte nicht mit
Guardiola wird am Freitag vor die Presse treten. Aber er wird nicht erklären müssen, warum man gegen den FC Porto ausgeschieden ist. Weil man die Portugiesen zu Hause mit 6:1 besiegt hat, darf Pep über den Halbfinalgegner sprechen.
Die Erleichterung darüber ist in München nicht von der Hand zu weisen: Die Korrektur des 1:3 aus dem Hinspiel war am Dienstagabend weit mehr als pures Weiterkommen. Es war eine Explosion der Emotionen in München. Guardiola riss vor Freude sogar die Hose, aber das wissen ja mittlerweile alle schon.
Wer ist der Wunschgegner?
Was man nicht weiß: Wer der nächste Gegner wird. Und insgeheim ist es den Münchenern auch gleichgültig, ob es Real Madrid, der FC Barcelona oder Juventus Turin wird. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge weiß nur eine Sache ganz genau: "Was uns da auch immer zugelost wird, es wird schwerer als im Viertelfinale, und das war speziell nach dem Spiel in Porto schwierig genug."
Einen Wunschgegner hat man in München nicht geäußert. Sie haben wahrscheinlich einfach keinen. Rummenigge sagt: "Ich glaube, wir sind auch nicht der Wunschgegner der anderen." Mit jedem der drei möglichen Gegner verbindet den FC Bayern eine Geschichte, über jeden Kontrahenten könnte man eine oder mehrere Geschichte(n) erzählen. Vor- und Nachteile sind inbegriffen.
Aber welcher Gegner wäre für den FC Bayern ein gutes Los? Ist Juventus wirklich das einfachste Los, wie viele behaupten?
Eine Tour durch Barcelona, Madrid und Turin...
FC Barcelona
Das geschah bisher: Der FC Barcelona spielt bisher eine überragende Champions-League-Saison. Bis auf das Gastspiel bei Paris Saint-Germain am 2. Spieltag der Gruppenphase gewann die Truppe von Trainer Luis Enrique jedes Spiel in der Königsklasse. Das Programm in der K.o.-Phase hatte es bisher in sich: Manchester City und abermals PSG wurden mit vier Siegen aus dem Weg geräumt, die Mannschaft zeigte sich dabei jedes Mal effektiv, auf den Punkt konzentriert.
Barca hat unter Luis Enrique anfangs gelitten, ganz sind die Nebengeräusche auch noch nicht verklungen, aber der frühere Mittelfeldspieler hat die Balance gefunden. Enrique nutzt seinen Kader deutlich besser als beispielsweise Vorgänger Gerardo Martino und gönnt seinen in die Jahre gekommenen Stars wie Xavi und Iniesta deutlich mehr Pausen. Immer mit dabei sind Ivan Rakitic und Sergio Busquets. Was Barca aber immer noch auszeichnet, ist die Offensive um Lionel Messi, der von Luis Suarez und Neymar flankiert wird. Unfassbare 95 Tore schossen sie bisher gemeinsam.
Er ist besonders heiß: Lionel Messi. 46 Pflichtspiel-Tore in 47-Spielen in dieser Saison. Wer hat eigentlich gesagt, dass das nicht der alte Messi ist?
Wunschgegnerfaktor: Gefühlt ist Barca der schwierigste Gegner unter den drei Möglichen. An einem guten Tag sind sie schwer aufzuhalten und schießen unter Garantie ihre Tore. Zwingt man die Bayern zu Fehlern, machen sie sie auch. Wie in Porto. Und Messi und Co. wissen, wie man einen Gegner zu Fehlern zwingt. Auf der anderen Seite: Einen spielstarken Gegner bespielen die Münchener eigentlich ganz gern. Dennoch sieht ein Wunschgegner anders aus.
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Real Madrid
Das geschah bisher: Irgendwann in dieser Saison - so richtig weiß man es nicht - gab es einen ganz kleinen Bruch in der heilen Welt Real Madrids. In dieser heilen Welt gewannen die Königlichen jedes Spiel. Also jedes Spiel. Die Gruppenphase der Champions League absolvierte man ohne Punktverlust, in der Liga setzte man sich zwischenzeitlich ordentlich ab, auch wenn es zu Beginn der Saison noch den einen oder anderen Unfall gab. Als man aus der heilen Welt austrat, verlor man die Tabellenführung in Spanien und in der bisherigen K.o.-Phase spielt Real nicht überragend, aber zweckmäßig. Schalke 04 brachte die Königlichen an den Rand eines blamablen Ausscheidens. Das Weiterkommen gegen Atletico war verdient, aber auch nicht ansehnlich, was aber vermehrt am Gegner lag. Trainer Carlo Ancelotti steht nicht vor dem Rauswurf, aber er sitzt auch nicht mehr so fest im Sattel wie nach dem umjubelten Champions-League-Titel 2014. Um seine Position zu festigen, wäre die Titelverteidigung willkommen.
Er ist besonders heiß: Der Mann liebt die Königsklasse so sehr, dass er inzwischen sogar die Champions-League-Hymne mitsingt. Cristiano Ronaldo ist mit acht Treffern wieder Reals bester Torjäger in der Königsklasse. In der Liga traf er schon 39 Mal. Real hat viele Stars, aber Ronaldo ist das Herz, das Gehirn, die Lunge dieser Mannschaft.
Wunschgegnerfaktor: Die Bayern haben mit Real noch eine Rechnung offen, sodass sich viele Spieler und wohl auch der Trainer die Madrilenen als Gegner wünschen. Real ist verwundbar, mit Luca Modric fällt ein wichtiger Spieler bis Saisonende aus. Gareth Bale und Karim Benzema sind ebenfalls verletzt - bei ihnen muss man abwarten, wie schnell sie wieder fit werden. Real als Wunschgegner zu bezeichnen, wäre wohl dennoch zu vermessen.
Juventus Turin
Das geschah bisher: In Italien ist Juventus längst schon konkurrenzlos. Die Truppe von Max Allegri marschiert seit Monaten vorneweg und wird wieder Meister. Aber Juve hat es geschafft, dieses Jahr auch international den Ansprüchen zu genügen. Zwar tat man sich in der Gruppenphase äußert schwer und setzte sich im Kampf um Platz zwei nur knapp gegen Olympiakos durch, zeigte aber ab dem Achtelfinale die ganze Klasse und vor allem Reife, die diese Truppe besitzt. Borussia Dortmund musste es zwei Mal am eigenen Leib erfahren, vor allem das Rückspiel war eine Vorführung der Italiener. Gegen das ungemütliche Monaco ließen sich die Italiener nicht aus der Reserve locken und fuhren das Ticket ins Halbfinale clever ein. Die Klubführung hat im Sommer auf dem Transfermarkt viel richtig gemacht - das zahlt sich bisher aus.
Er ist besonders heiß: Man muss Arturo Vidal nicht mögen. Und viele, die es nicht mit Juventus halten, tun es auch nicht. Aber der Chilene ist der Motor dieser Mannschaft und vor allem in der Abwesenheit des verletzten Paul Pogbas eine wichtige Figur innerhalb des Teams. Vidal ist kein Treter, wie er oft gebrandmarkt wird. Er hat viel Einfluss auf das taktische Gesamtgebilde Juventus.
Wunschgegnerfaktor: Die Italiener scheinen als Wunschlos Vieler zu gelten. Aber Jürgen Klopp und Co. können sicher bezeugen, dass Juventus alles andere als ein Gegner ist, gegen den man gerne spielt. Die Mannschaft verhält sich taktisch nahezu perfekt, sie hat mit Carlos Tevez und Alvaro Morata zwei Spieler in der Offensive, die gut harmonieren und Tore schießen. Im Falle des FC Bayern muss man festhalten, dass sich die Münchener gerade gegen Mannschaften mit diesem Spielcharakter besonders schwer tun: Frag' nach bei Borussia Mönchengladbach und Co.