So stoppt Bayern MSN

Andreas LehnerFatih Demireli
06. Mai 201514:14
Wer hat die Nase vorn? MSN oder die Bayern?spox
Werbung

Der FC Bayern tritt zum Hinspiel des Champions-League-Halbfinals beim FC Barcelona an (20.45 Uhr im LIVE-TICKER). Es ist ein Duell zweier Mannschaften, die Fußball ähnlich denken, organisieren und ausführen. Auch wenn bei Bayern wichtige Spieler ausfallen, bieten die Schlüsselduelle extreme Qualität. Oder um es im Pep-Sprech zu sagen: super, super...

Ter Stegen vs. Neuer

Marc Andre ter Stegen ist Barcas Pokal-Torhüter, in der Liga muss er immer von der Bank aus zuschauen, wie der Chilene Claudio Bravo das Spiel eröffnet. Denn darum geht es bei Barca in erster Linie als Torwart: Man muss ein guter Fußballer sein. Natürlich hat ter Stegen auch noch ein paar klassische deutsche Torhütereigenschaften im Gepäck, was auf Dauer recht hilfreich sein könnte.

Der Trainer des aktuellen Gegners bezeichnete ihn schon vor seinem Wechsel nach Barcelona als "einen der besten Torhüter der Welt". "Er ist schnell, super mit dem Fuß, kann alles", sagte Pep Guardiola über ter Stegen. So gönnerhaft kann der Bayern-Trainer natürlich auch sein, weil er weiß, nicht nur einen der besten, sondern den besten Torwart der Welt in seiner Mannschaft zu haben.

Die Champions League geht in die heiße Phase - Jetzt bei Tipico wetten!

Manuel Neuer ist schnell, super mit dem Fuß, kann alles. Und er hat schon ein paar Titel mehr auf der Autogrammkarte stehen als sein junger Herausforderer. Am Champions-League-Titel 2013 und am WM-Titel 2014 war sein Anteil enorm. In einem Spiel, in dem Bayerns größte Individualisten (Robben, Ribery) fehlen, bei Barca aber alle (MSN) dabei sein werden, könnte Neuer wieder eine bedeutende Rolle zukommen.

Wie sehr seine Aura aber selbst auf höchster Ebene die gegnerischen Stürmer im Abschluss beeinflussen kann, hat auch das WM-Finale gezeigt, in dem neben Gonzalo Higuain auch Lionel Messi vor dem Tor nicht ganz so cool agierte wie gewohnt.

Seite 1: Das deutsche Torwart-Duell

Seite 2: MSN vs. Bayerns Defensive

Seite 3: Der Kampf im Mittelfeld

Seite 4: Pique gegen den Maskenmann

Messi/Suarez/Neymar vs. Bayerns Defensive

Die spanische Tageszeitung El Pais hat am Sonntag einen Spruch veröffentlicht, den Guardiola angeblich nach Stunden intensiver Vorbereitung ausgerufen habe. "Jetzt ist es mir klar. Vielleicht kriegen wir sieben, aber ich bin mir klar."

Was genau Guardiola ausgeheckt hat, konnte auch die Zeitung nicht aufdecken. Aber vor Guardiolas taktischen Winkelzügen haben sie in Barcelona gehörigen Respekt. Man darf aber davon ausgehen, dass Guardiola bei seiner Analyse auch daran gearbeitet hat, das südamerikanische Offensivtrio aufzuhalten.

Auf der Pressekonferenz am Dienstag verriet er absolut nichts. Dafür sagte er: "Es ist unmöglich, Messi zu stoppen." Und: "Was Messi und Neymar machen, kannst du dir nie vorstellen. Wenn du denkst, dass sie von links kommen, kommen sie von rechts."

Explizit zu Suarez hat Guardiola nichts gesagt, aber er weiß auch, dass der Uruguayer nicht weniger wichtig ist als der Argentinier und der Brasilianer. Noch ist unklar, ob Bayern mit Vierer- oder Dreierkette - mit zwei (Boateng, Benatia) oder drei Innenverteidigern (Boateng, Benatia, Dante/Martinez) - auflaufen wird.

Auf Bayerns Innenverteidiger warten aber sicherlich mit Suarez ein paar intensive Duelle. Er ist ein Wühler, sorgt für Tiefe im Zentrum und ist eiskalt im Abschluss. Ein echter Mittelstürmer eben. Eine Position, die zum Ende der Ära Guardiola in Barcelona immer öfter überflüssig war.

Guardiola und Messi haben damals quasi die falsche Neun erfunden. Die gibt es bei Barca jetzt so nicht mehr. Messi kommt wieder öfter aus dem rechten Halbraum, wo er immer wieder auf Juan Bernat treffen dürfte. Klein, wendig und schnell ist auch der spanische Linksverteidiger. Aber Messi ist ja nicht zu stoppen, wie wir von Guardiola wissen. Im Eins-gegen-eins stimmt das sicherlich auch.

Es wird für Bayern deshalb sehr wichtig sein, auf rechts gegen Messi wie auf links gegen Neymar, direkte Duelle zu vermeiden. Wenn beide ins Dribbling kommen und nur noch einen Mann zu überspielen haben, wird es gefährlich.

Seite 1: Das deutsche Torwart-Duell

Seite 2: MSN vs. Bayerns Defensive

Seite 3: Der Kampf im Mittelfeld

Seite 4: Pique gegen den Maskenmann

Busquets/Raktic/Iniesta vs. Alonso/Lahm/Thiago

"Ich liebe Mittelfeldspieler." Dieser Satz von Guardiola ist von zentraler Bedeutung, wenn man den Ansatz des Katalanen als Trainer verstehen will. Am liebsten würde er eine Mannschaft nur aus Mittelfeldspielern bauen. Guardiola war selbst einer der besten Sechser der Welt, für ihn schlägt das Herz des Spiels im Zentrum, dort werden Spiele gewonnen oder verloren.

Umso wichtiger ist es für Guardiola im Camp Nou seine Lieblingsspieler im Zentrum dabei zu haben, wenn schon die Individualisten auf den Flügeln fehlen. Im Mittelfeld wird auch entschieden, wer die Kontrolle über den Ball gewinnt.

Es ist nicht zu erwarten, dass Bayern ähnlich passiv agiert wie in Dortmund, weil Barca mit dem Ballbesitz deutlich mehr anzufangen weiß als der BVB und dank der Offensivgewalt schwerer zu verteidigen ist.

Es ist also durchaus möglich, dass Guardiola dem Mittelfeldtrio noch einen weiteren Spieler hinzufügt und dafür auf einen Stürmer (oder sogar einen Abwehrspieler?) verzichtet. Dabei stellt sich aber noch immer die Frage, ob dann Schweinsteiger oder Götze in die Mannschaft rücken.

Auf jeden Fall werden die Bayern versuchen müssen, den Raum rund um Busquets zu attackieren, um durchs Zentrum zum Erfolg zu kommen. Diese Aufgabe könnte entweder Thiago oder Götze als Spitze einer Raute oder Müller oder Götze als hängende Spitzen zufallen. SPOX

Auf der anderen Seite sind die Bayern auch selbst anfällig, wenn die nicht allzu schnellen Alonso und Lahm nach Ballverlusten in der defensiven Umschaltbewegung in Laufduelle müssen.

Aufgrund der ähnlichen Zusammensetzung der Mittelfeldreihen wird das Spiel im Zentrum auch zu einer Gratwanderung für beide Seiten. Beide Mannschaften wollen dort den Ball, um ihr Spiel zu starten. Beide Teams laufen nur ungern dem Ball hinterher, um passiv zu verteidigen. Aber wie sagte Xabi Alonso auf der Pressekonferenz entwaffnend einfach: "Es gibt nur einen Ball."

Seite 1: Das deutsche Torwart-Duell

Seite 2: MSN vs. Bayerns Defensive

Seite 3: Der Kampf im Mittelfeld

Seite 4: Pique gegen den Maskenmann

Pique/Mascherano vs. Lewandowski/Müller

Über Verletzungen mögen sie beim FC Bayern nicht mehr sprechen. Dass Arjen Robben und Franck Ribery ausfallen, ist tragisch für den deutschen Rekordmeister. Insbesondere Robben spielte bisher eine fulminante Saison und würde solo einen Faktor darstellen, der die Chancen aufs Weiterkommen erhöht.

So seltsam es klingt: Robert Lewandowski hat vom Ausfall Robbens profitiert. Der Niederländer ist ein Spieler, der selbst finale Aktionen sucht und in den Abschluss geht. Da blieb mitunter wenig Spielraum für Lewandowski, der zwar aufgrund seiner taktischen Cleverness immer eine gute Anspielstation darstellte oder als Zwischenspieler herhielt, aber in der Endabrechnung dann Robben zusehen musste, wie dieser abschloss.

Ohne Robben (und ohne Ribery) ist das Spiel vielmehr auf Lewandowski zugeschnitten und so verbesserte sich zuletzt nicht nur die Trefferquote des Polen, sondern auch die Wahrnehmung, zumal Lewandowski nachweislich mehr eingebunden ist. Daher ist es wichtig, dass Lewandowski trotz Verletzung und trotz Maske zum Zuge kommt. Darüber freut sich auch Thomas Müller, der mit Lewandowski durchaus gut harmoniert und oft in einer Doppelspitze agiert.

Müller ist nach wie vor der Raumdeuter, der Mann für die schwierigen Laufwege, um seinen Nebenmann glänzen zu lassen. Interessant wird daher das Aufeinandertreffen mit Gerard Pique und Javier Mascherano. Die Innenverteidiger Barcelonas müssen nur selten klassische Verteidigungsarbeit absolvieren.

Beide verstehen sich als Aufbauspieler, die Barcas Zahnräder in Bewegung bringen. Hat der Gegner den Ball, geht es darum, früh den Angriff zu stören. Es wird interessant zu beobachten sein, wie sich Pique und Mascherano organisieren, wenn sie auf einen Gegner treffen, der mindestens genauso sehr den Ball beansprucht. In der Geschwindigkeit und Zweikampfführung hat gerade Pique Schwächen. Mascherano ist bissiger und in direkten Duellen eine Bank, aber er spielt hart und ist immer ein Kandidat für Karten.

Seite 1: Das deutsche Torwart-Duell

Seite 2: MSN vs. Bayerns Defensive

Seite 3: Der Kampf im Mittelfeld

Seite 4: Pique gegen den Maskenmann