Kroos und Pirlo: Metronome unter sich
Auf der einen Seite ein 25-jähriger "Professor", wie Real-Coach Carlo Ancelotti Toni Kroos bereits im weißen Real-Dress betitelte. Der "engagierteste Spieler", den er jemals trainiert habe. Auf der anderen Seite niemand geringeres als Andrea Pirlo. Altmeister, Kultfigur - laut dem flachsenden Gigi Buffon der "Beweis der Existenz Gottes".
Am Mittwochabend geht es auf dem Rasen im Santiago Bernabeu um den Einzug ins Finale der Königsklasse. Es ist aber auch das Aufeinandertreffen zweier Weltklasse-Spieler aus zwei unterschiedlichen Generationen, die ihre Mannschaft von der gleichen Position aus nach Berlin führen wollen.
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Kroos ist einer der Dauerbrenner im weißen Ballett. Der ehemalige Münchner bestritt alleine in der Liga 34 von 36 möglichen Partien und stand auf internationalem Parkett mit Ausnahme des Spiels gegen Razgrad, als er in der Schlussphase eingewechselt wurde, in allen Königsklassen-Partien in der Startelf. Als Teil der Doppelsechs oder - vor allem nach Xabi Alonsos Abgang nach München - als defensivster Mann eines Dreiermittelfelds, zieht der 25-Jährige die Fäden im Madrider Spiel.
Toni Kroos' Spielerstatistiken in der Primera Division 2014/15
Es ist die gleiche Position, auf der sich Pirlo seit seinem Wechsel 2011 zu Juventus unverzichtbar gemacht hat. Mit seiner unnachahmlich gleichgültigen Lässigkeit gibt das fleischgewordene Metronom den Takt beim italienischen Rekordmeister vor, musste aber mit Hüft- und Wadenproblemen in der Serie A mehr als die Hälfte der Saison zuschauen.
Dennoch gilt für Pirlo dasselbe wie für Kroos: In der heimischen Liga sind die Regisseure unantastbar. Kroos gestaltet das Spiel mit einer überragenden Passquote von 92,2 Prozent, Pirlo steht seinem deutschen Gegenüber mit 88,9 Prozent nur geringfügig nach und spielt im Schnitt pro 90 Minuten sogar neun Pässe mehr als Kroos (79 zu 70).
Obwohl Pirlo mit 1502 Einsatzminuten fast nur halb so lange auf dem Platz stand wie Kroos, kommt der Weltmeister von 2006 mit vier Toren und fünf Vorlagen auf genauso viele Scorerpunkte wie sein Pendant (zwei Tore, sieben Assists). Dafür schlägt sich das Klischee, dass Pirlo dem ein oder anderen Zweikampf ganz gerne aus dem Weg geht, auch in den Zahlen nieder. Mit einer Quote von 59,5 Prozent gewonnener Duelle (Pirlo 49,6 Prozent), hat Kroos die Nase klar vorne, und auch bei der Anzahl (328 zu 133) stellt er den Italiener - sogar hochgerechnet auf die gleiche Spielzeit - in den Schatten.
Andrea Pirlos' Spielerstatistiken in der Serie A 2014/15
Doch wie sieht das Ganze auf höchstem Niveau in der Champions League aus? Aus der Sicht von Kroos: Beängstigend gut! In insgesamt elf Spielen stand Kroos auf dem Platz (879 Minuten - Pirlo acht Spiele und 618 Minuten) und erpasste sich eine Quote von 95,1 Prozent. Sogar in des Gegners Hälfte kommen noch 94 Prozent der Zuspiele an - so spät in der Saison sind das märchenhafte Werte.
Beim 35-jährigen Pirlo sinken die Werte auf höchstem Niveau allerdings merklich. Die Passquote (85,7 zu 88,9 Prozent in der Liga), Zuspiele in der Hälfte des Gegners (78,5 zu 83,7 Prozent) und Zweikampfwerte (38,7 zu 49,6 Prozent) sprechen eine deutliche Sprache.
"Das Alter kann man nicht wegtrainieren", hat Pirlo selbst gesagt, der im nicht so dominanten Juve-Spiel in der Königsklasse Fightern wie Arturo Vidal die Hauptrolle im Mittelfeld überlässt und selbst Einfluss verliert. 74 Pässe spielt der Altmeister noch pro Partie - zum einen weniger als in der Liga, zum anderen gestaltet Kroos mit 80 Zuspielen (im Schnitt zehn mehr als in der Liga pro 90 Minuten) das Spiel deutlich aktiver. Wenn auch nicht so sehr wie zu Bayern-Zeiten, als er zum Vergleich in der letzten CL-Saison 104 Pässe pro Partie schlug.
Die Champions-League-Saisons 2014/15 von Toni Kroos und Andrea Pirlo im Vergleich