Die Saison begann mit einem Traum. Im Juli des vergangenen Jahres stellte Pep Guardiola der Öffentlichkeit die Ergebnisse seiner Analyse der Vorsaison vor. Der FC Bayern kam am Ende personell auf dem Zahnfleisch daher und schaffte es weder ins Pokal- noch ins Champions-League-Finale.
Guardiola sagte: "Mein Traum ist, dass der ganze Kader fit ist: Robben fit, Ribery fit, Martinez fit. Ich will, dass die Spieler enttäuscht und sauer sind, weil sie nicht spielen - und nicht, weil sie verletzt sind."
Nun sind die Personalsorgen des FC Bayern in dieser Saison nicht so groß wie im vergangenen Jahr, als gegen Barca neben Robben und Ribery auch Alaba fehlte und Spieler wie Lahm, Schweinsteiger und Thiago nach langen Verletzungspausen am Ende nicht bei 100 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit waren.
Guardiolas Traum geplatzt
Guardiola hat durchaus die Möglichkeit, seine Spieler wie gewünscht zu enttäuschen und sauer zu machen, wie die Nichtnominierung Thomas Müllers im Vicente Calderon zeigt. Aber zu hundert Prozent hat sich sein Traum nicht erfüllt. Robben fehlt gegen Atletico sicher und Ribery ist wegen Rückenproblemen fraglich.
Robben ist mittlerweile 32 Jahre alt, Ribery 33. Die beiden Altmeister auf den Flügeln haben in dieser Saison bewiesen, dass sie das Spiel des FC Bayern noch immer prägen können und die Mannschaft mit ihrer Mentalität mitreißen können. Das Duo Rib & Rob ist immer noch die erste Option für Guardiola, wenn es um die Besetzung der Flügel und seine wichtigen Spieler für das Eins-gegen-eins geht.
Douglas Costa muss liefern
Doch für den Fall der Fälle haben die Bayern im Sommer mit den Transfers von Douglas Costa und Kingsley Coman vorgesorgt. Costa hatte großen Anteil an der beeindruckenden Hinrunde und Coman hat für einen 19-Jährigen ebenfalls sehr bemerkenswerte Auftritte hingelegt wie beim 4:2-Sieg über Juventus.
In Madrid hatten beide Probleme. Vor allem Costa schien die Bedeutung und die Emotionalität eines Champions-League-Halbfinals zu Beginn nicht ganz angenommen zu haben. Das muss sich im Rückspiel ändern. Costa muss zeigen, dass er auch in großen Spielen Robben oder Ribery schon ersetzen kann.
Boateng wieder da
Der Brasilianer wurde wie Alaba, Lahm oder Lewandowski beim 1:1 gegen Gladbach geschont und kam erst in der Schlussphase auf ein paar Minuten, während Coman und Müller durchspielten.
Ein paar Minuten bekam auch Jerome Boateng, der nach seiner schweren Muskelverletzung sein Comeback feierte. Er soll am Dienstag die Abwehr an der Seite von Javi Martinez organisieren, so dass David Alaba anstatt des zuletzt indisponierten Juan Bernat als Linksverteidiger auflaufen kann.
"Nachher you can kill me"
Ohnehin hat Guardiola in den vergangenen Wochen seine Mannschaft immer wieder umgestellt und seinem Personal so viele Pausen wie möglich zugestanden, damit im Endspurt auch die hochbelasteten Akteure noch genügend Kräfte haben.
Es gibt auch Stimmen, die ihm diese großflächige Rotation als Fehler auslegen, weil er somit den Rhythmus seiner Mannschaft zerstöre. Auf der anderen Seite will Guardiola das Risiko weiterer Verletzungen minimieren. Man kann das drehen und wenden, wie man will, am Ende gibt es für beide Theorien Argumente.
Gemessen werden die Entscheidungen im Fußball dann ohnehin am Ergebnis - und das steht am Dienstag nach 90 oder 120 Minuten in den Geschichtsbüchern. Für Guardiola geht es in seinem letzten Jahr um viel, wie sagte er am Freitag in seinem typischen Mix aus Deutsch und Englisch so schön: "Ich bin noch nicht tot, my friends! Nach diesem Spiel - everybody killed me. Aber ich bin noch nicht tot. Ich habe noch ein Bullet. Nachher you can kill me."
Der Spielplan des FC Bayern München