Vom gleichen Schlag wie Didier Drogba

Moussa Dembele traf gegen Manchester City doppelt
© getty

Seit seinem Wechsel zum Celtic FC ging es steil bergauf für Moussa Dembele: Mit einem Hattrick im Old Firm und einem Doppelpack gegen Manchester City schoss sich der 20-Jährige in die Notizbücher der europäischen Elite. Pünktlich vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach (Mi., 20.45 Uhr im LIVETICKER) ist der Hype am Höhepunkt. Trainer Brendan Rodgers bemüht prominente Vergleiche, auch der englische Verband buhlt um den Youngster. Die kommenden Wochen werden jedoch spannende Veränderungen bringen.

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Der Celtic Park bebt. Was für ein Tor! Selbst Pep Guardiola steht an der Seitenlinie und kann nur den Kopf schütteln. Anerkennend.

Celtic spielt zu Hause gegen Manchester City. Schon vor der Pause hat es gehörig gekracht, es steht bereits 2:2.

Kaum ist der zweite Durchgang angepfiffen, diese Szene: Kieran Tierney geht zur linken Eckfahne und schlägt eine eigentlich unsaubere Flanke in den Sechzehner. Kolarov säbelt jedoch ungeschickt über den Ball. Moussa Dembele steht am Elferpunkt, nimmt das Leder mit dem Rücken zum Tor an und drischt es aus der Drehung artistisch ins linke Eck. Die Bhoys führen gegen City mit 3:2, es ist der zweite Treffer des 20-Jährigen an diesem Abend - und was für einer.

Hype schwappt über

Zwar endet die Partie noch 3:3, seit diesem Abend ist der Hype um Dembele jedoch von Schottland auf ganz Europa übergeschwappt. Kaum ein Tag vergeht, an dem der Angreifer nicht mit einem europäischen Schwergewicht in Verbindung gebracht wird: Arsenal, Paris Saint-Germain und sogar der FC Bayern sollen ihn beobachten.

Kennern ist Moussa Dembele nicht erst seit der Partie gegen Guardiolas Citizens ein Begriff.

Aufgewachsen in Pontoise, etwa 30 Kilometer nördlich vom Pariser Stadtzentrum, wagte Dembele im Jahr 2012 nach acht Jahren in der Jugend von Paris Saint-Germain den Sprung aus der Komfortzone. Ziel: England, London, FC Fulham.

Dort entwickelte er sich über Jahre hinweg weiter. Der endgültige Durchbruch gelang ihm schließlich in der vergangenen Saison, als er Fulham mit 15 Toren zum Klassenerhalt in der Championship schoss und sich selbst ins Schaufenster spielte.

Zidane schwärmt

Die Meldung, dass Dembele von Fulham nach Glasgow wechselt, sorgte für Aufsehen. Unter anderem Zinedine Zidane äußerte sich verwundert: "Er ist eine riesige Verpflichtung für Celtic. Ich verfolge alle vielversprechenden, jungen französischen Spieler und ich weiß, dass unter anderem Bayern, Monaco und Juventus versucht haben, ihn zu bekommen."

Für die schottische Öffentlichkeit war der Transfer ein Zeichen für die Strahlkraft des neuen Trainers und Hoffnungsträgers Brendan Rodgers. Im Gespräch mit SPOX sagte Alasdair Mackenzie, Redakteur beim Herald: "Dass es Rodgers gelungen ist, namhafte Spieler wie Kolo Toure, Scott Sinclair oder Moussa Dembele zu verpflichten, zeigt, dass er Celtic schon jetzt zu einer attraktiveren Adresse gemacht hat, zu der auch Stars aus den besser zahlenden englischen Ligen wechseln."

The Old Firm is back: Let's go all in

Big-Game-Player

All das waren Vorschusslorbeeren. In seinen ersten dreieinhalb Monaten in Parkhead wurde Dembele diesen aber tatsächlich gerecht. Seine bisherige Bilanz: 18 Pflichtspiele, 13 Tore, ein Assist. Besonders eine Eigenschaft stellt sein Trainer heraus: "Moussa ist ein Big-Game-Player."

Es waren die großen Spiele, in denen der 20-Jährige bislang am meisten glänzte. Neben seinem Doppelpack gegen City war er am 10. September beim 5:1 gegen die Rangers der erste Spieler seit 50 Jahren, dem ein Dreierpack im prestigreichen Old Firm gelang (1966 schaffte dies Stevie Chalmers). Dazu zeigte er, dass er auch in jungen Jahren nicht vor Verantwortung zurückschreckt, als er im wichtigen Champions-League-Quali-Spiel gegen Astana in der 92. Minute einen Foulelfmeter zum 2:1-Sieg verwandelte.

Rodgers schreckte zuletzt nicht davor zurück, einen großen Vergleich zu bemühen: "Ich habe bei Chelsea mit Didier Drogba zusammengearbeitet und Moussa ist vom gleichen Schlag", sagte der Nordire. Dabei spielte Rodgers vor allem auf die Mentalität an, auch die drogbaeske Robustheit des Youngsters ist trotz der "nur" 1,83 Meter bemerkenswert.

"Er will der Beste der Welt werden"

Dass es dem Stürmer an Selbstvertrauen nicht mangelt, ließ Rodgers durchblicken: "Als er hierher kam, hat er zu mir gesagt, dass er der beste Spieler der Welt werden will. Wir werden sehen, ob es so weit geht, aber er macht schon jetzt große Fortschritte."

Zumindest zu den besten Youngsters gehört er für die FIFA bereits: Dembele steht auf der Shortlist für den Golden-Boy-Award 2016 - in einer Reihe mit Spielern wie Gianluigi Donnarumma, Renato Sanches, Kingsley Coman, Leroy Sane oder Dele Alli.

Die Tatsache, dass europäische Klubs offenbar bereits über Dembele nachdenken, beunruhigt Rodgers indes nicht. Konfrontiert mit einem angeblich vorbereiteten Angebot über 17 Millionen Euro, lachte der Manager nur: "So viel ist sein großer Zeh wert..."

Cleverer Berater, reifer Spieler

Sowieso vertraut er auf die Vernunft: "Dass er zu uns gewechselt ist, zeugt von der Cleverness seines Beraters und von der Reife des Spielers. Er weiß, wo er steht und dass er sich in zwei oder drei Jahren, wenn er sich so weiterentwickelt wie bisher, den Verein aussuchen kann. Das muss nicht so lange dauern und ehrlich gesagt glaube ich das auch nicht. Aber erst einmal geht es um seine Entwicklung, deswegen ist er bei uns genau richtig. Er wird uns im Sommer definitiv nicht verlassen."

Nicht nur andere Klubs buhlen um den Youngster. Auch auf Verbandsebene wurde ein Gerangel zuletzt zumindest kolportiert. Der Grund: Dembele lebt lange genug auf der Insel, um potentiell auch für die englische Nationalmannschaft in Frage zu kommen. Die FA soll bereits angeklopft haben.

Frankreich hat die Trümpfe

Allerdings tendieren die Chancen der Three Lions, den 20-Jährigen abzuwerben, gegen Null. Dembele durchlief alle Jugendabteilungen des französischen Verbands. Vor zwei Wochen machte er dort auch seine ersten beiden Spiele in der U21 - mit einem Tor bei seinem Debüt gegen Georgien (5:1) und einem Treffer in Nordirland (3:0).

Auch Dembeles Äußerungen klingen eher nach Ambitionen in der Equipe Tricolore: "Es würde mich stolz machen, für einen Trainer wie Didier Deschamps zu spielen", sagte er kürzlich.

Bislang scheint es sich zu bewahrheiten, dass Dembele mit seinem Schritt zu den Bhoys alles richtig gemacht hat. Trotz allem ist Rodgers darum bemüht, die Euphorie zumindest etwas einzudämmen: "Er hatte einen guten Start. Aber er weiß auch, dass er noch viel lernen muss. Er muss an seinen Laufwegen, an seinem Aufbauspiel und an seinem Spielverständnis arbeiten."

Der Hype ist derzeit groß. Klar ist aber auch, dass sich Dembele über einen längeren Zeitpunkt beweisen muss. Und zwar auch weiterhin in den Big Games. Die schottische Premiership ist mit Verlaub nicht der höchste Maßstab im internationalen Vergleich.

Systemwechsel oder Konkurrenzkampf?

Spannend wird zudem die Frage, wie sich die Statik im Angriffsspiel des schottischen Meisters in den kommenden Partien verändert. Nach wochenlanger Verletzung ist Leigh Griffiths nun nämlich wieder fit.

Ob Rodgers den 26 Jahre alten Schotten auf Dauer einfach so auf die Bank setzt? Schwierig, immerhin erzielte dieser in der vergangenen Saison in 51 Pflichtspielen 40 Tore und ist ein Publikumsliebling. Nachdem Gordon Strachan ihn zuletzt nicht für die schottische Nationalmannschaft nominiert hatte und das Team sich anschließend blamierte, forderte die Öffentlichkeit vehement den Kopf des Trainers.

Rodgers steht vor der Wahl: Entweder er muss von seinem 4-2-3-1-System abweichen und auf zwei Stürmer setzen oder er muss einen Härtefall schaffen. Sowohl ein Bankplatz für Dembele als auch einer für Griffiths könnte Diskussionen anfachen.

Beide Varianten bedeuten für Dembele: Es geht zumindest nicht genauso weiter. Kein Problem für den selbstbewussten Franzosen: "Ich weiß, dass sich harte Arbeit immer auszahlt. Ich bin ein Wettkämpfer. Ich habe große Ziele und wenn ich hart an mir arbeite, werde ich diese auch erreichen."

Das nächste Ziel ist eine weitere Europapokal-Sternstunde, wenn am Mittwochabend Borussia Mönchengladbach im Celtic Park gastiert. Vielleicht ist es dann Andre Schubert, der über ein Kunststück des Franzosen nur den Kopf schütteln kann...

Moussa Dembele im Steckbrief