0:4 verlor Barcelona im Parc des Princes. Besonders fiel dabei auf, wie exzellent die Gastgeber mit Lionel Messi umgingen und den Argentinier über 90 Minuten beinahe komplett ausschalteten. Gegen Celta Vigo erprobte Trainer Luis Enrique erneut einen deutlichen Eingriff in die Spielweise seiner Mannschaft.
Beim 5:0-Ligasieg über Vigo formierte sich Barcelona regelmäßig in einem 3-4-3, das sehr darauf ausgelegt schien, Messi den nötigen Freiraum in der Mitte zu schaffen, um auf die gegnerische Viererkette zuzugehen und ein Doppeln des Superstars möglichst schwer zu machen. Ähnliches wurde bereits gegen Atletico Madrid genutzt.
Das 3-4-3 ist dennoch nicht immer ein 3-4-3. Gegen den Ball verteidigt Barcelona in einem 4-4-2, formiert das sonst genutzte 4-3-3 also großflächig um. Der Verdacht liegt nahe, dass diese taktische Variante auch gegen Paris eingesetzt werden wird, um die Paarung noch herumzureißen.
Roberto wird Schlüsselspieler
Eine Schlüsselrolle im neuen Denken Enriques spielt dabei die Rolle des rechten Verteidigers. Aleix Vidal verletzte sich und fehlt, Roberto ist eigentlich gelernter Mittelfeldspieler. Das machte sich der Trainer zunutze, musste dafür aber stark umstellen.
Gegen den Ball formierte sich Barcelona wie bereits erwähnt mit zwei Viererketten. Sergi Roberto, Gerard Pique, Samuel Umtiti und Jordi Alba stellten die defensive Viererkette von rechts nach links dar, Rafinha, Sergio Busquets, Ivan Rakitic und Neymar die mittlere.
Vorne positionierten sich Lionel Messi und Luis Suarez nebeneinander. Das ist soweit nicht unbedingt ungewöhnlich für den FC Barcelona. Das wurde es allerdings im gesicherten Ballbesitz, rutschten die Spieler doch teils sehr ungewöhnlich über den Platz.
Alba als Halbverteidiger
Alba blieb dabei tief in einer Dreierkette als linker Halbverteidiger. Umtiti übernahm den Part als zentraler Verteidiger, Pique agierte halbrechts. Damit versprach sich Enrique wohl eine Verbesserung des Aufbaus gegen das im Hinspiel starke Pressing der Pariser.
Roberto schob von der rechten Außenverteidigerposition bis ins Zentrum als rechter Achter hinein und spielte extrem offensiv. Teilweise startete er Läufe von der rechten Defensivseite bis in den gegnerischen Strafraum. Auf der linken Halbposition agierte Rakitic, gegen PSG dürfte es vielleicht auf Iniesta herauslaufen.
Für die Breite auf der rechten Seite war gegen Vigo Rafinha eingeteilt. Dieser rückte im Ballbesitz bis an die Seitenlinie hinaus und passte seine Höhe stets etwas an. Links hielt Neymar die Breite oder tauschte bisweilen mit Rakitic die Positionen.
Messi im Zehnerraum befreit
Der Kroate könnte gegen PSG in der Champions League die Rolle von Rafinha übernehmen und wäre damit wieder enger an seiner üblichen Rolle im Spiel des FC Barcelona. Als letzter Part ist Luis Suarez zu nennen, der stets auf letzter Linie agierte und mindestens einen Verteidiger beschäftigte.
All dies lief letztlich auf einen Zweck heraus. Lionel Messi wurde von Enrique vom rechten Flügel wieder zurück in die Mitte beordert, wo er vor dem defensiv balancierenden Sergio Busquets und dem offensiv Tiefe herstellenden Suarez im Zehnerraum spielte.
Dort konnte der Argentinier durch die Läufe von Rakitic und Roberto aus der Mitte heraus in den Strafraum sowie die gegebene Breite durch Neymar und Rafinha enorm viel Platz vorfinden und vermehrt aufdrehen.
Überzahl im Zentrum
PSG vermochte es im Hinspiel mit einem laufintensiven Pressing den Spielaufbau Barcelonas vom Rest der Mannschaft zu trennen. Das könnte durch die natürliche Dreierkette im Aufbau behoben werden, ohne im Zentrum in Unterzahl zu geraten.
Busquets, Messi, Rakitic (oder Iniesta) und Roberto würden dort eine 4-gegen-3-Situation herstellen, die es für (im Hinspiel) Adrien Rabiot, Marco Verratti und Blaise Matuidi schwer macht, im Pressing nachzurücken und den Druck konstant aufrecht zu erhalten.
Dafür gäbe man zwar etwas Präsenz in letzter Linie auf, da Neymar und Rafinha die Breite halten müssen, um eine horizontale Kompaktheit des Gegners schwierig zu machen, könnte aber den beweglicheren Messi ins Tempo bringen.
Insgesamt zeigte sich auch eine deutliche Verbesserung zum Spiel gegen Atletico. Schon dort hatte Enrique ein 3-4-3 mit Raute im Mittelfeld bevorzugt, sah sein Team aber im Spielaufbau schwer unter Druck. Kleinere Anpassungen ermöglichten gegen Celta jedoch einen Kantersieg. Und genau den bräuchte man am Mittwochabend (20.45 Uhr im LIVETICKER).
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