PSG zerlegt Barca in Einzelteile

Stefan Zieglmayer
23. Januar 201808:53
Angel Di Maria und Julian Draxler sorgten für die 2:0-Führung von PSG zur Halbzeitgetty
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Paris Saint-Germain hat im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League mehr als nur den Grundstein für ein Weiterkommen gelegt! Gegen den FC Barcelona gewann PSG durch Tore von Angel Di Maria (18./55.), Julian Draxler (40.) und Edinson Cavani (71.) mit 4:0 (2:0).

Vor 44.283 Zuschauern im Parc des Princes brachte Angel Di Maria seine Mannschaft per direkt verwandeltem Freistoß in Führung (18.). Der Argentinier beschenkte sich an seinem 29. Geburtstag selbst mit seinem dritten Tor im Wettbewerb.

Nach 40 Minuten erhöhte Julian Draxler auf 2:0. Der Nationalspieler traf somit auch im dritten Wettbewerb mit Paris in seinem Debüt. Es war sein achter Treffer in der Königsklasse im 33. Spiel. Barcelona kassierte erstmals seit September 2014 in der ersten Halbzeit einer CL-Partie zwei Gegentore - auch damals gegen PSG.

Di Maria schnürte den Heimsieg nach 55 Minuten mit seinem dritten Doppelpack in der Champions League zu. Sein vierter Saisontreffer in diesem Wettbewerb stellt zusätzlich seine persönliche Bestmarke dar.

Nach 71 Minuten erhöhte Edinson Cavani sogar auf 4:0. Der Uruguayer traf damit in all seinen vier absolvierten CL-Achtelfinalspielen. Auch er feierte seinen Jahrestag (30 Jahre).

Barca erwartet nun im Camp Nou eine Herkulesaufgabe. Es droht das erste Aus im Achtelfinale seit zehn Jahren. PSG hingegen setzt seine Serie von mittlerweile neun Achtelfinalpartien ohne Niederlage fort. Paris verlor zudem nur eines der vergangenen 43 Europapokal-Heimspiele.

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Pariser Startelf unterscheidet sich im Vergleich zum 3:0-Sieg gegen Girondins Bordeaux am vergangenen Wochenende auf zwei Positionen: Motta und Lucas werden ersetzt durch Matuidi und Draxler, der sein Champions-League-Debüt für Paris feiert.

Luis Enrique stellt sein Team nach dem 6:0-Kantersieg gegen Alaves dagegen vier Mal um. Für Mathieu, Rakitic, Vidal und Digne beginnen Pique, Iniesta, Jordi Alba und Sergi Roberto. Mit Ter Stegen und Trapp treffen damit erstmals in der Königsklasse zwei deutsche Torhüter aufeinander, die nicht bei einem Bundesliga-Klub unter Vertrag stehen.

11.: Erste Großchance des Spiels. Rabiot steckt auf Matuidi durch, der aus etwa 13 Metern abzieht. Den zu mittig platzierten Schuss kann Ter Stegen per Übergriff abwehren. Den Nachschuss hält der Nationalkeeper sicher.

18., 1:0, Di Maria: Umtiti kommt gegen Draxler am Strafraumrand deutlich zu spät. Der anschließende Freistoß ist Chefsache. Di Maria nimmt Maß und zirkelt das Leder aus halbrechter Position über die Mauer ins rechte Eck.

27.: Trapp rettet in höchster Not! Neymar kreiert auf der linken Außenbahn durch ein Dribbling etwas Platz im bisher kompakten Abwehrverbund der Pariser. Rechts kann sich Gomes lösen, wird von Neymar bedient und kommt frei zum Abschluss. Der herausstürmende Trapp pariert jedoch stark ans Außennetz.

40., 2:0, Draxler: Rabiot knöpft Messi im Mittelfeld den Ball ab. Wieder schaltet PSG schnell um. Verratti steckt für Draxler durch, der die Kugel aus 15 Metern halbrechter Position trocken ins linke Eck knallt.

55., 3:0, Di Maria: Rabiot befreit sich nach eigenem Abstoß aus den Fängen der Barca-Offensive, überbrückt vier Gegenspieler, PSG kombiniert sich relativ barrierefrei durch die katalanischen Reihen, ehe Draxler Di Maria das Spielgerät überlässt. Der Argentinier zieht in die Mitte und schlenzt das Leder ins linke Kreuzeck.

70.: Bitter. Verratti verletzt sich im Zweikampf mit Messi am Knie und muss runter. Für ihn kommt Nkunku.

71., 4:0, Cavani: Diesmal ist es Meunier, der den Konter einleitet. Er zieht in die Mitte und wird erneut nicht ernsthaft gestört. Meunier schickt Cavani in die Gasse, der den Ball trocken im rechten, unteren Eck verwertet.

84.: Es geht nichts bei Barca. Umtiti köpft nach einer Ecke aus drei (!) Metern an den linken Pfosten.

Fazit: Barca war schlichtweg überfordert mit der Abgeklärtheit der Pariser. PSG glänzte durch hohe Laufbereitschaft und eine kompakte Mannschaftsleistung. Barcas Fabeloffensive kam überhaupt nicht zur Entfaltung. Das Ergebnis geht auch in der Höhe in Ordnung.

Der Star des Spiels: Angel Di Maria. Der Argentinier machte - ähnlich wie Draxler - mit seinen Gegenspielern, was er wollte. Kreierte neben seinen zwei eigenen Treffern einige gefährliche Szenen. Sammelte vier Torschussvorlagen und kam drei Mal selbst zum Abschluss.

Der Flop des Spiels: Andre Gomes. Es ist in der Tat schwer, einen Individualisten aus dieser schwachen Mannschaftsleistung der Katalanen herauszupicken. Andre Gomes trat dennoch negativ hervor. Bis zu seiner Auswechslung in der 58. Minute sammelte der Mittelfeldakteur lediglich 40 Ballaktionen, bestritt nur sieben Zweikämpfe und verlor auch noch fünf davon.

Der Schiedsrichter: Szymon Marciniak. Der Pole entschied sich früh für eine stringente Spielführung, als er bereits nach drei Minuten den gelben Karton für Rabiot zückte. Seine Entscheidung war jedoch absolut vertretbar und schaffte früh für klare Verhältnisse. Verfolgte seine Linie über 90 Minuten und zeigte trotz einiger kleiner Fehlentscheidungen eine souveräne Leistung.

Das fiel auf:

  • Barca schien von Beginn an beeindruckt von der Präsenz der Hausherren. Paris stand nah am Gegenspieler, verschob kompakt und effektiv in Richtung Ballführenden und erzwang somit ungewohnte spielerische Defizite bei den Katalanen. Häufig resultierte aus der Not der lange Ball.
  • Die Gäste schossen das erste Mal nach 27 Minuten auf den gegnerischen Kasten. In fünf der bisherigen sieben CL-Partien hatte das Team um das Sturmtrio MSN zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens einen Treffer erzielt.
  • Gegen den Ball versuchte Barcelona ähnliches Pressing zu betreiben. Die Franzosen gingen jedoch deutlich souveräner mit dem Druck um und überbrückten das behäbig wirkende Barca-Mittelfeld in Teilen zu schnell und einfach. Matiudi und Rabiot schalteten sich immer wieder in den Ballvortrag der Hausherren ein, während Verratti für Absicherung sorgte.
  • Nach dem Führungstreffer schraubte die Emery-Elf das enorm laufintensive und kraftraubende Spiel etwas zurück, sortierte sich tiefer in der eigenen Hälfte und konzentrierte sich auf Konter. So fand die Blaugrana zwar etwas besser in die Partie, blieb defensiv aber weiterhin ziemlich anfällig.
  • Mit zunehmender Spieldauer schienen die Spanier den Glauben daran zu verlieren, etwas Zählbares aus dem Prinzenpark mitzunehmen. Die Zweikampfführung wirkte bisweilen gar lustlos, der Ballvortrag uninspiriert. Die - gelinde formuliert - Nachlässigkeiten der Gäste trieben den Torhunger der Pariser an.

Paris Saint-Germain - FC Barcelona: Die Statistik zum Spiel