SPOX: Wer berät Mbappe, wie sieht sein Umfeld aus?
Pecheral: Er hat keinen offiziellen Berater, aber Mino Raiola und Jorge Mendes tun alles, um ihn zu bekommen. Sein Vater ist der Manager und kümmert sich behutsam um seine Karriere. Sie sind 2014 sogar auf Einladung von Zinedine Zidane nach Madrid gereist. Er hat sich die Trainingsanlage angeschaut und sie haben sein Jugendidol Cristiano Ronaldo getroffen. Beinahe hätte er bei Real unterschrieben.
SPOX: Wie haben Sie ihn beobachtet, seit er in Monaco ist?
Pecheral: Er war dem Rest auf Anhieb weit überlegen. Das ist ein in allen Belangen sehr frühreifer Junge, er spricht vor der Presse wie ein 30-Jähriger. Am Ende der letzten Saison hat er dann nach endlosen Verhandlungen seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Da dachte man lange Zeit, er würde nicht unterschreiben.
SPOX: Es gibt bereits Gerüchte, wonach Mbappe den neuen Rekord für den teuersten Spieler aller Zeiten aufstellen könnte. Wie bewerten Sie den Hype um ihn?
Pecheral: In Frankreich geht es immer sehr schnell, da muss man aufpassen. Er ist fast jede Woche auf der Titelseite der L'Equipe und wird als künftiger Weltfußballer gehandelt. Alle sind in helle Begeisterung geraten. Er hat aber erst zwölf Mal von Beginn an in der Ligue 1 gespielt. Er ist erst 18 und hat außergewöhnliches Potential, aber man muss ihn wachsen und Fortschritte machen lassen. Manchmal agiert er etwas eigensinnig, verpasst den richtigen Moment zum Abspiel oder spielt einen Pass, obwohl ein Dribbling besser gewesen wäre.
SPOX: Wäre er schon bereit für einen Wechsel zu einem größeren Klub?
Pecheral: Vom Kopf her ist er ein Mann, im Gegensatz zu Anthony Martial beispielsweise. Er könnte morgen gehen und ich glaube, er würde sich überall anpassen.
SPOX: Wie realistisch ist ein Abgang denn überhaupt?
Pecheral: In Monaco steht jeder und niemand zum Verkauf. Es ist alles eine Frage der Angebote. (lacht) Das hat sich ja bei Falcao, Martial, James, Layvin Kurzawa, Geoffrey Kondogbia oder Yannick Carrasco gezeigt. Das gehört zum Geschäftsmodell und dieses funktioniert auch. Im nächsten Sommer besteht die Möglichkeit, dass Monaco einen neuen Einnahmerekord an Spielerverkäufen verzeichnet. Wenn es beträchtliche Angebote gibt - und bei Mbappe wird von über 100 Millionen Euro Ablöse gesprochen -, ist alles möglich.
SPOX: Zwei Drittel des Klubs gehören dem russischen Unternehmer Dmitri Rybolowlew. Anfangs hat er viel Geld in den Verein gepumpt und man schaffte die Rückkehr in die Ligue 1. Ist sein Engagement eine Art Mäzenatentum oder steckt mehr dahinter?
Pecheral: Er hat nichts von einem Mäzen. Er hat anfangs durch die Transfers von Falcao und James die Basis für das Projekt gelegt und damit den Klub wieder nach oben gebracht. Anschließend hat er seine Strategie sehr schnell verändert und in den zwei Transferperioden nach dem Aufstieg seine Ausgaben größtenteils kompensiert. Und damit ist es noch nicht getan, denn der kommende Sommer könnte wie gesagt ein Rekordsommer für Monaco werden.
SPOX: Wie sieht die Strategie aktuell genau aus?
Pecheral: Die Strategie, frühzeitig junge Spieler zu rekrutieren, sie zu entwickeln und sie für viel Geld zu verkaufen, ist für Monaco ideal. Allerdings ist nun Vorsicht geboten, da ein Großteil an Kompetenz, an Netzwerk und an Scouting mit Luis Campos gegangen ist. Antonio Cordon hat ihn im vergangenen Juli ersetzt. Man erwartet das erste richtige Sommertransferfenster unter ihm mit Ungeduld und Neugier...
SPOX: Wie würden Sie Rybolowlew als Menschen beschreiben?
Pecheral: Er ist sehr unauffällig, man bekommt ihn quasi nie zu Gesicht. An manchen Abenden sieht man ihn in der Loge neben Prinz Albert sitzen. Ich selbst habe ihn nur einmal beim Training auf dem Rasen gesehen. Es ist unmöglich, sich ihm zu nähern. Man kann gerade so mit ihm nahe stehenden Personen sprechen. Alles ist mysteriös und das mit Absicht. Man sagt ihm enge Verbindungen zu Jorge Mendes nach, zwischen den beiden werden viele Geschäfte gemacht. Rybolowlew möchte Monaco gewinnen und funkeln sehen, aber das Geschäft muss sich tragen. Die Scheidung von seiner Frau hat ihn enorm viel Geld gekostet, genau in dem Moment, wo er seine Ausgaben in Monaco wieder herausbekommen hat. Zu dieser Zeit war er auch krank, es gab dann Gerüchte um seinen Ausstieg. Auch die Beziehungen zum Fürstentum waren nicht immer großartig. Er kann mit dem Verein oder dem Stadion nicht tun, was ihm gefällt. Er wollte das Stadion und das Trainingszentrum modernisieren, doch damit ist er bei der Regierung angeeckt.
SPOX: In Monaco sind Spieler Thierry Henry, Lilian Thuram oder Emmanuel Petit groß geworden. Ein Problem ist allerdings, dass es sehr wenige Einwohner und noch weniger Kinder gibt. In Frankreich sind zudem Transfers von unter 14-Jährigen verboten, wenn der Spieler außerhalb seiner Geburtsregion transferiert wird. Wie wird dort also Jugendarbeit betrieben?
Pecheral: Der Verein war schon immer ein großer Ausbildungsklub. Die Jugendmannschaften sind jedes Jahr sehr leistungsstark Sie haben die berühmtesten Beispiele genannt, die daraus hervorgegangen sind. Valere Germain, Nampalys Mendy, Kurzawa oder Mbappe gehören in der jüngeren Vergangenheit auch dazu. Im Nachwuchsleistungszentrum ist sehr viel Erfahrung vereint, man macht talentierte Spieler sehr früh ausfindig. Das Netz spannt sich über ganz Europa. Adrien Bongiovanni hat man beispielsweise mit 16 Jahren von Standard Lüttich abgeworben. Kurz gesagt knüpft Monaco wieder an seine europäische Vergangenheit an, aber nicht an seine Ausbildungstradition.
SPOX: Der größte Unterschied zwischen Monaco und Dortmund ist sicherlich die Größe des Stadions und die Atmosphäre. Warum schafft es der Klub nicht, attraktiver für Zuschauer zu werden?
Pecheral: In Monaco leben etwas mehr als 30.000 Einwohner, 8000 davon sind monegassische Bürger. Das Fürstentum ist ein großes Dorf, das im Sommer etwas überlaufen ist. Der Fußball ist eben kein Sport der Reichen. Mit der kalten Stimmung im Stadion Louis II während der Spielzeit in der Liga umzugehen, ist ein Problem für die Spieler. Auch als Tabellenerster mit einer unglaublichen Offensive wird sich das niemals ändern. Nizza ist nur ein paar Kilometer entfernt und obwohl der Klub beliebter ist, ist das Stadion auch nie voll. Die Cote d'Azur ist was die Zuschauer angeht leider kein Fußball-Paradies. Die Spieler dagegen kennen und lieben eine solche Atmosphäre wie in Dortmund, auch wenn die Jüngeren unter ihnen vielleicht etwas beeindruckt sein könnten.