Die Gruppen für die kommende Champions-League-Saison stehen. Während der FC Bayern München und Borussia Dortmund echte Brocken in den Weg gelegt wurden, erwischte RB Leipzig eine vergleichsweise machbare Gruppe. SPOX wirft einen Blick auf die deutschen Teams und wagt eine Prognose.
Gruppe B:
Paris Saint-Germain:
Abschneiden in der vergangenen Saison: Aus im Achtelfinale (ges. 5:6 vs. FC Barcelona)
"Von diesem Tag an werde ich alles geben, um dem Verein zu den Titeln zu verhelfen, von denen die Fans träumen", sagte Neymar bei seiner Ankunft in Paris. Die einzige Trophäe, bei dessen Anblick sich die Pupillen der Anhänger im Parc des Princes wirklich erweitern, ist der Henkelpott. Seit der Übernahme des Klubs durch Nasser Al-Khelaifi stellte sich PSG 16 Trophäen in die Glasvitrine - allesamt auf nationaler Ebene.
Mit dem Weltrekord-Transfer von Neymar soll es nun endlich klappen. Der Brasilianer stand in der vergangenen Spielzeit noch auf der Seite des FC Barcelona. Nach dem herausragenden 4:0-Hinspiel-Sieg gegen Barca stieg Paris zum Titelfavoriten auf. Schnell holten Neymar und Co. die Franzosen wieder auf den Teppich zurück.
Neymar in der CL-Saison 2016/2017
Dennoch: Die Mannschaft hatte bereits großes Potenzial. Durch die Neuzugänge von Neymar und Dani Alves verstärkte sich das Team von Trainer Unai Emery punktuell erneut.
Auch bei einem Weggang von Angel Di Maria zu Barca ist Paris' Kader auf jeden Fall konkurrenzfähig. Das Überstehen der Gruppenphase steht außer Frage. Platz eins ist durchaus möglich.
RSC Anderlecht:
Abschneiden in der vergangenen Saison: Aus in der 3. Qualifikationsrunde (ges. 2:4 vs. FK Rostov)
Für den amtierenden belgischen Meister ist ein Weiterkommen in dieser Gruppe relativ utopisch. Zwar konnte RSC mit Mittelstürmer Lukasz Teodorczyk, der Leihgabe von Dynamo Kiew, einen absoluten Leistungsträger der abgelaufenen Spielzeit (20 Tore in 28 Spielen) fest verpflichten, hatte im Tauziehen um Supertalent Youri Tielemans allerdings das Nachsehen. Der 20-Jährige schloss sich AS Monaco an.
Neuzugang Sven Kums vom FC Watford ist zudem ein Stabilisator für das defensive Mittelfeld. Für die Königsklasse ist der Kader der Lila-Weißen jedoch bei weitem nicht für höhere Aufgaben gewappnet. Vielmehr wird sich Anderlecht im direkten Duell mit Celtic Glasgow um Platz drei und die Europa League bemühen.
Celtic Glasgow:
Abschneiden in der vergangenen Saison: Aus in der Gruppenphase (4. Platz hinter Barca, Manchester City und Gladbach)
Auf nationaler ebene sind The Bhoys wettbewerbsübergreifend seit 52 Spielen ungeschlagen. Auf europäischem Terrain hat der amtierende schottische Meister und Pokalsieger in den vergangenen 13 Jahren nie mehr als das Achtelfinale erreicht. Damals schied Celtic im Viertelfinale des UEFA-Cups gegen Villarreal aus.
Auch in diesem Jahr winkt den Schotten maximal der Gang in die Europa League. Linksverteidiger Kieran Tierney gibt sich dennoch kämpferisch: "In der letzten Saison schnupperten viele von uns erstmals CL-Luft. Diese Erfahrung wird uns in dieser Spielzeit sicher helfen."
Die wichtigste Personalie im Team von Brendan Rodgers ist Moussa Dembele. Der 21-jährige Mittelstürmer, der derzeit an einer Oberschenkelverletzung laboriert, stand auf den Wunschlisten sämtlicher europäischer Top-Klubs. Arsenal, BVB, Liverpool, Tottenham, Bayern. Doch allem Anschein nach bleibt der gebürtige Franzose ein Bhoy. Die vergleichsweise junge Mannschaft (Durchschnittsalter: 24,8 Jahre) wird auf die Tore des Youngsters angewiesen sein, um Platz drei zu ergattern. Zusammen mit der Unterstützung im Celtic Park ist das Ziel durchaus realistisch.
FC Bayern München:
Abschneiden in der vergangenen Saison: Aus im Viertelfinale (ges. 3:6 vs. Real Madrid)
Die Bayern stecken sich wie immer die höchsten Ziele. Die positive Nachricht von der Auslosung: Bayern muss vorerst gegen kein spanisches Team antreten. Seit dem Titelgewinn 2013 wurde La Bestia Negra schließlich vier Mal von Spaniens Top-3 gezähmt.
Vom Gruppensieg spricht an der Isar noch niemand. Paris ist ganz klar der zweite Gigant in dieser Gruppe. "Paris ist ein sehr interessanter Gegner, ich habe gegen dieses Team noch nie gespielt", sagte Thomas Müller. Das bis dato letzte Duell der beiden Top-Klubs liegt fast 17 Jahre zurück. Damals besorgte Sportdirektor Hasan Salihamidzic beim 2:0-Heimsieg der Münchner nach drei Minuten die Führung.
Der Bosnier warnt vor allem vor den vermeintlichen Außenseitern: "Der größte Fehler wäre sie zu unterschätzen. Wir müssen uns auf alle Gegner gut vorbereiten, um die Gruppe gut zu überstehen." Den Bayern ist Platz eins zuzutrauen - ein, zwei Leichtsinnsfehler gegen Celtic oder Anderlecht aber eben auch.
Gruppe G:
AS Monaco:
Abschneiden in der vergangenen Saison: Aus im Halbfinale (ges. 1:4 vs. Juventus Turin)
Benjamin Mendy, Bernardo Silva ( beide zu Manchester City), Tiemoue Bakayoko (Chelsea) - die Abgänge der Monegassen tun weh. Und möglicherweise trägt sich Shooting-Star Kylian Mbappe ebenfalls in diese Liste ein. Die Vormachtstellung in Frankreich hat Monaco trotz perfektem Start (3 Spiele, 3 Siege) bereits abgegeben.
Vor allem die Spielweise gleicht nicht mehr der vom vergangenen Jahr. Der Mannschaft von Leonardo Jardim fehlt es an der Lockerheit und dem Punch der Meistersaison. Das überrascht keineswegs, bestimmen doch Transfergerüchte das Tagesgeschäft im Fürstentum.
Ein Weiterkommen ist für den französischen Meister angesichts der Gegner dennoch ein Muss. Auch wenn Kamil Glik nicht gerade vor Losglück im Dreieck springt: "Die Gruppe scheint sehr homogen. Jedes Team hat die Chance, weiterzukommen." Interessante Zusatzinformation: Monaco hat erst einmal gegen einen der Gegner gespielt. 2004 verlor AS im CL-Finale mit 0:3 gegen Porto.
FC Porto:
Abschneiden in der vergangenen Saison: Aus im Achtelfinale (ges. 0:3 vs. Juventus Turin)
Die Portugiesen haben keine erfreuliche Sommerpause hinter sich. Neben Top-Scorer Andre Silva (AC Milan) und Eigengewächs Ruben Neves (Wolverhampton) hat auch Trainer Nuno Espirito Santo den Verein verlassen. Und das alles nach einer aus Porto-Sicht ohnehin schwierigen Meisterschaftssaison 2016/17, in der der 27-fache portugiesische Meister keinen Titel holte.
Sergio Conceicao soll den Klub vor allem national wieder an die Spitze führen. Der neue Coach, der selbst beim FC Porto zum Profi heranwuchs, stellte von 4-3-3 auf ein 4-4-2 mit Raute um. Bisheriges Resultat nach drei Liga-Spielen: Volle Punkte-Ausbeute.
Stabilisiert sich der Eindruck der ersten Partien, kann es für die Portugiesen in der Champions League sogar für das Achtelfinale reichen.
Besiktas Istanbul:
Abschneiden in der vergangenen Saison: Aus in der Gruppenphase (3. Platz hinter Neapel und Benfica, vor Kiew)
"#ComeToBesiktas", heißt es auf den Social-Media-Kanälen des türkischen Meisters. Eine Kampfansage? Gerne werden Monaco, Porto oder Leipzig nicht nach Istanbul reisen.
Die UEFA wird die Spiele am Bosporus besonders unter die Lupe nehmen, bekam Besiktas aufgrund der wiederkehrenden Fan-Krawalle doch eine Bewährung von zwei Jahren aufgebrummt. Es droht der Ausschluss aus dem europäischen Geschäft.
Sportlich ist den Türken wohl höchstens die Qualifikation für die Europa League zuzutrauen - trotz der Verpflichtung von Stürmer Alvaro Negredo.
RB Leipzig:
1. Teilnahme an einem europäischem Wettbewerb
Ein "Who the f*** is Leipzig" muss sich der deutsche Vizemeister dank der starken vergangenen Bundesliga-Saison nicht mehr anhören. Ganz im Gegenteil. Die Gegner von Ralph Hasenhüttl und Co. werden sich intensiv auf den Emporkömmling vorbereiten müssen.
Leipzig hat in der aktuellen Transferphase die Finger von den ganz großen Namen im Business gelassen und ist den beständigen Weg der vergangenen Jahre weiter gegangen. Leistungsträger wie Naby Keita, Timo Werner oder Emil Forsberg wurden aller Summen zum Trotz gehalten, der Kader in der Breite verstärkt. Der größten Herausforderung, der Dreifachbelastung, könnte also durchaus Einhalt geboten werden.
Leipzig gleicht dennoch einer Wundertüte. Von Platz eins bis vier ist alles drin. Und das macht RB zugleich gefährlich. "Wir sind nicht unglücklich mit der Gruppe", sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff.
Gruppe H:
Real Madrid:
Abschneiden in der vergangenen Saison: Titelgewinn (4:1 im Finale vs. Juventus)
Der Titelverteidiger startet das Unterfangen Three-peat. Nach der historischen Titelverteidigung ist auch in der kommenden Saison mit den Königlichen zu rechnen. So klangvoll die Namen in der Gruppe H auch sind, für Zinedine Zidane und Real muss Platz eins das Ziel sein.
"Real ist die erste Mannschaft, die den Champions-League-Titel verteidigen konnte. Ich habe auch die letzten Spiele von Madrid gegen Barcelona gesehen und muss sagen: Das ist zurzeit das absolute Toplevel im Fußball", sagte BVB-Coach Peter Bosz über den Top-Favoriten.
Tottenham Hotspur:
Abschneiden in der vergangenen Saison: Aus in der Gruppenphase (3. hinter Monaco und Leverkusen, vor ZSKA Moskau)
"Es ist ein gutes Los. Unser Ziel ist es, jedes Spiel zu gewinnen und das wird ein guter Test für uns sein, um zu sehen, wo wir stehen." Mutige Ansage von Harry Kane. Doch so rosig sind die Aussichten ob der starken Konkurrenz in Gruppe H für die Spurs nicht.
In der Vorsaison offenbarte Tottenham immer wieder Schwächen in der Chancenverwertung. So gelangen Kane und Co. nur sechs Buden in der Gruppenphase. Die Königsklasse ist eben nicht unbedingt berühmt für ihr Box-to-Box-Spiel.
Den direkten Konkurrenten um das Weiterkommen ins Achtelfinale stellt Borussia Dortmund dar. Gegen den BVB spielte Tottenham erst zwei Mal - und verlor beide Duelle.
APOEL Nikosia:
Abschneiden in der vergangenen Saison: Aus in der 3. Qualifikationsrunde (ges. 1:2 vs. FC Kopenhagen)
Nach drei Jahren Abstinenz hat es Nikosia wieder in die Champions League geschafft. Genau wie in der Saison 2014/15 erwischte der zypriotische Serienmeister ein kaum machbares Los. Damals hießen die Gegner Barca, PSG und Ajax Amsterdam.
Gegen Real Madrid stand APOEL gar schon im Viertelfinale. 2012 setzte es allerdings eine 0:3- und eine 2:5-Klatsche. Für den Underdog wäre alles andere als Platz vier ein Riesen-Erfolg. Schöne Nachrichten für alle Gladbach-Fans: Mit Igor de Camargo kehrt ein alter Bekannter zurück nach Deutschland.
Borussia Dortmund:
Abschneiden in der vergangenen Saison: Aus im Viertelfinale (ges. 3:6 vs. AS Monaco)
Auf den ersten Blick hat es Dortmund von den deutschen Klubs am heftigsten erwischt. Auf den zweiten Blick auch. Doch der BVB kann diese Gruppe auf jeden Fall überstehen. Zwar scheint Real trotz der Dortmunder Erfolge gegen die Königlichen außer Reichweite, doch das Achtelfinale muss drin sein. Die Partien gegen Tottenham werden entscheidend sein. Sportdirektor Michael Zorc sieht seine Mannschaft auf Augenhöhe mit den Spurs.
Hans-Joachim Watzke vertraut derweil auf die Erfahrungen der vergangenen Jahre: "Das ist die schwerste Gruppe, aber auch herausfordernd. In solchen Gruppen werden Helden gemacht. Wir gehen es an. Das ist die schwierigste Gruppe - keine Frage. 2012 sind wir auch weitergekommen."
Sowohl in der Breite als auch in der Spitze kann Dortmund nicht nur in dieser Gruppe gut mithalten. Die Reise kann - wie so oft - weit gehen. Selbst bei einem möglichen Abschied von Ousmane Dembele schlendern mit Mario Götze oder Christian Pulisic potenzielle Säulen für den Erfolg in Dortmund herum.