Wenn Julian Nagelsmann am Dienstagabend gegen zwanzig vor neun zum ersten Mal die Champions-League-Hymne von der Trainerbank aus hört, ist Gänsehaut angesagt.
"Die Vorfreude ist sehr groß. Es ist etwas ganz Besonderes, gegen so einen großen Namen in Europa zu spielen", sagte der Trainer von 1899 Hoffenheim vor dem ersten der beiden Millionen-Spiele gegen den FC Liverpool und seinen Kumpel Jürgen Klopp. Der Bundesligist lauert auf seine Chance.
"Für uns ist das wie ein Finale eines großen Wettbewerbs", sagte Stürmer Andrej Kramaric vor dem Qualifikations-Hinspiel zur Königsklasse dem kicker: "Dieses Duell bedeutet sehr viel für die TSG." Und, wenn die Hoffenheimer "so spielen wie letzte Saison oder sogar etwas besser, dann haben wir eine Chance. Dann ist alles möglich."
Liverpool in der Favoritenrolle
Dass sie dafür zweimal über sich hinauswachsen müssen, ist im beschaulichen Kraichgau jedem bewusst. Liverpool flog als haushoher Favorit nach Deutschland, auch wenn der Premier-League-Auftakt beim FC Watford misslang (3:3). Zumal sich der Bundesligist am Wochenende beim 1:0 im Pokal bei Rot-Weiß Erfurt nicht mit Ruhm bekleckerte.
"Zu Hause, ein Heimspiel in der Champions League - das ist sicher nicht vergleichbar", sagte Stürmer Sandro Wagner, der sich rechtzeitig fit meldete: "Liverpool wird auch selbst das Spiel machen wollen, da werden wir ein paar mehr Räume haben."
Personelle Änderungen?
Nagelsmann kündigte dennoch einige Veränderungen an. "Der eine oder andere ist leider durchgefallen, da wird es für Dienstag eng", sagte der Trainer. Gegen den 18-maligen englischen Meister werde zu "1000 Prozent" eine andere Formation auf dem Rasen stehen, "es sei denn, alle anderen haben Diarrhö". Zurückkehren wird Stammtorwart Oliver Baumann, auch Neuzugang Serge Gnabry hat gute Chancen auf die Startelf.
"Die Jungs haben in der vergangenen Saison hart dafür gearbeitet", sagte Gnabry im ZDF: "Jetzt wollen wir den Sack zumachen." Die Rolle des Außenseiters muss dabei kein Nachteil sein. "Der ganze Druck liegt auf ihrer Seite", sagte Kramaric: "Sie wissen genau, was für sie auf dem Spiel steht. Wenn sie die Champions League verpassen, ist das, als hätten sie ein ganzes Jahr verloren."
Dass Klopp dann unter Druck geraten würde, dürfte Nagelsmann erst einmal egal sein - auch wenn der 30-Jährige aus seiner Bewunderung keinen Hehl macht. "Er ist nicht wie das Fähnchen im Wind, sondern versucht immer, seine Ideale durchzusetzen", sagte Nagelsmann: "Jeder hat die Bilder vor Augen, wenn er so brutal emotional coacht. Ich mag das sehr, ich mag ihn sehr. Er ist ein super Trainer."