Beim Warmmachen in der Allianz Arena am vergangenen Mittwoch war einiges zu beobachten bei den Kickern von Real Madrid. Etwa ein Cristiano Ronaldo, der selbst beim lockeren Torschusstraining vor einem Spiel mit Vollspann aufs Tor ballerte. Oder die Konzentrationsphase eines Sergio Ramos. Oder der obligatorische Applaus der Spieler an die mitgereisten Fans im Oberrang der Nordkurve.
Nicht zu beobachten war die Körpersprache von zwei Protagonisten der letzten Jahre und ihre Reaktion darauf, was sie zuvor in der Mannschaftssitzung erfahren hatten. Gareth Bale und Karim Benzema machten sich nicht auf dem Rasen warm. Stattdessen hielten sie sich im Innenraum auf.
Bale und Benzema gegen den FC Bayern auf der Real-Bank
Auf dem Spielberichtsbogen tauchten beide ebenfalls nur auf der Bank auf. An ihrer Stelle begannen Lucas Vazquez und Isco in der Startelf. Im bisher wichtigsten Spiel der Saison waren die Qualitäten von Benzema und Bale, zwei der größten Namen im Real-Ensemble, zunächst nicht gefragt.
Es war ein klarer Fingerzeig, wo sich die beiden Offensivspieler derzeit in der Hackordnung bei den Königlichen befinden. Vom einst gefeierten Offensivtrio BBC aus Benzema, Bale und Cristiano war an diesem Abend nur noch das C übrig.
Zidane steht für Stärkung von Bale und Benzema in der Kritik
Trainer Zinedine Zidane ist eigentlich ein Fürsprecher der beiden. Häufig stand er in der Kritik, weil er das Duo trotz schwacher Leistungen protegierte und spanische Talente wie Marco Asensio, Lucas Vazquez oder Isco nur einwechselte. Ein Unding für die spanische Presse, die gerne aggressive Lobbyarbeit für spanische Youngsters macht.
Zuletzt fiel es Zidane immer schwerer, in wichtigen Spielen auf Bale und Benzema zu setzen. In der Champions League standen beide sogar noch kein einziges Mal in dieser Saison gemeinsam in der Startelf.
Benzema und Bale gegen Juve früh ausgewechselt
Seit dem Viertelfinale begann Benzema nur in Turin, musste dort jedoch nach nicht einmal einer Stunde für Lucas Vazquez raus. Ohne Torbeteiligung.
Bale durfte im Rückspiel gegen Juventus das einzige Mal überhaupt in dieser Königsklassen-Spielzeit von Anfang an ran. Nach nur einer Halbzeit nahm Zidane den Waliser vom Feld und brachte Marco Asensio.
Angeblich war Zidanes Maßnahme die Folge eines Halbzeitdisputs, den Bale mit Cristiano Ronaldo hatte. Dieser soll sich darüber beklagt haben, dass der Flügelstürmer in einer Aktion nicht ordentlich mit nach hinten gearbeitet hatte. Bales Reaktion war offenbar ein joviales Lachen. Gerüchte zufolge, weil er Ronaldo nicht verstand - auch nach fünf Jahren kann der Waliser kein Spanisch.
Zinedine Zidane stärkt Bale und Benzema verbal den Rücken
Zidane ist nach wie vor bemüht, den Angreifern den Rücken zu stärken. "Sie arbeiten sehr gut und wir brauchen sie", sagte der Trainer am Wochenende. "Ich werde alles dafür tun, dass sie sich wichtig fühlen."
Am Samstag gegen Leganes trug Benzema 62 Minuten die Kapitänsbinde. Bei seiner Auswechslung gab er diese an Bale weiter.
Eine Einlösung des Zidane-Versprechens war diese Geste allerdings nur bedingt. Denn der Coach hatte großflächig rotiert. Unter anderem fehlten Ramos, Ronaldo, Marcelo, Isco, Modric, Navas und Kroos in der Startelf. Dass Benzema und Bale die Kapitäne waren, war also keine ehrenvolle Geste, sondern logisch, schließlich waren sie mit Abstand die dienstältesten Spieler auf dem Platz.
Auch beim Clasico am Sonntag gegen den FC Barcelona (ab 20.45 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER) dürften beide in der Startelf stehen. Die sportlich relevanten Spiele sind jedoch diejenigen, bei denen ein dickes Ausrufezeichen über den beiden Namen steht.
Die Situation von Benzema und Bale bei Real ist kompliziert. Laut Zidane kommen sie damit jedoch zurecht: "Es zieht sie nicht runter, dass sie derzeit häufig nicht spielen. Das ist eben der Fußball. Natürlich wollen immer alle spielen, aber das geht nicht. Aktuell sind andere Spieler in Topform."