SPOX und Goal besuchten Edwards in seinem Salon im Londoner Stadtteil Battersea. Im Interview erzählt er seine Geschichte: HD Cutz spricht über seinen ersten prominenten Kunden, seine Verbindung zum BVB und erklärt, weshalb ein frischer Haarschnitt für viele Spieler so wichtig wie vernünftige Fußballschuhe ist.
Sheldon, Sie sind mit Ihrem Unternehmen HD Cutz mittlerweile der persönliche Friseur zahlreicher Fußballstars und weiterer prominenter Sportler wie Usain Bolt. Wie sind Sie denn einst überhaupt zu diesem Beruf gekommen?
Sheldon Edwards: Mein Opa war der Propeller. Er hatte auf Jamaika zwei Friseurläden, die nach seinem Tod mein Vater übernommen hat. Wir waren die ersten Friseure in unserer Gegend. Das ist also fest in unseren Wurzeln verankert.
Können Sie sich noch an den ersten Haarschnitt Ihres Lebens erinnern, den Sie jemandem verpasst haben?
Edwards: Klar. Ich war ungefähr elf Jahre alt. Damals hingen immer eine Menge Leute in und um unsere Läden herum. Einer davon hieß Eddie. Er war 15 oder 16 Jahre alt und derjenige, dem ich zum ersten Mal die Haare schnitt. Das war letztlich keine Meisterleistung, ich habe ihm glaube ich auch ein paar Narben zugefügt. (lacht) Es hat ihm aber so sehr gefallen, dass er immer wieder kam. Das gab mir schon früh das nötige Selbstvertrauen, um diesem Beruf die Treue zu halten.
1998 haben Sie Jamaika den Rücken gekehrt und sind nach London gezogen. Wieso die englische Hauptstadt?
Edwards: Meine Mutter lebte bereits 15 Jahre lang hier. Mein Bruder und ich wurden in Jamaika von meinem Vater aufgezogen. Als die Schule vorbei war, wollte ich studieren - und zwar in London. Ich wollte eigentlich Arzt werden. Ich habe dann aber seit meiner Ankunft in London als Friseur gearbeitet und dies mit der Zeit immer ernsthafter betrieben. Meine Mutter hatte es auch nicht besonders leicht. Deshalb hoffte ich, dass ich ihr auch mit meinem Friseur-Talent helfen kann. Zudem hat mich schon immer die geschäftliche Seite der Dinge interessiert. Mittlerweile ist das ja auch alles irgendwie zusammengelaufen. Jetzt bin ich halt der Haar-Doktor. (lacht)
Wie schwer war denn für Sie der Anfang im neuen Land?
Edwards: Es war sehr herausfordernd. Als Kind dachte ich, in Großbritannien sei es viel einfacher für die Menschen. Dann jedoch sah ich, wie sehr sich der Lebensstil in einer solchen Metropole von dem auf Jamaika unterscheidet und wie schwierig es ist, hier eine konstant hohe Lebensqualität zu erreichen. Für mich war das vor allem Motivation, es beruflich so weit zu bringen, dass ich unsere Situation zum Guten verändern kann.
Wie genau ging es für Sie als Friseur in London los?
Edwards: Ich habe in den ersten zwei Jahren in einem Laden nicht unweit von hier gearbeitet. Der damalige Besitzer machte dann einen eigenen Laden auf - und zwar diesen hier. Ich war sein einziger Friseur, der ihn begleitet hat. Wir haben letztlich zehn Jahre zusammengearbeitet, doch zwischenzeitlich kam für mich der Zeitpunkt, dass ich mir Gedanken über die Zukunft gemacht habe. Ich bin Vater von Zwillingstöchtern geworden, denen ich eine gute Zukunft bieten möchte - und dazu war mir der damalige Status quo zu wenig. Ich wollte ein Friseur-Unternehmen gründen, von dem auch die Kinder meiner Kinder noch profitieren können.
Und der ehemalige Besitzer war nicht einverstanden?
Edwards: Nein. Ich habe ihm wirklich Jahr für Jahr meinen Plan vorgestellt, aber er vertröstete mich immer wieder auf später. Ich wollte den Laden auf breitere Füße stellen, damit er wächst. Mir war es im Hinblick auf meine Familie zu wenig, nur ein bisschen Geld zu verdienen und am Wochenende frei zu haben.
Mit Wachstum haben Sie damals aber nicht verbunden, künftig die Haare prominenter Fußballspieler zu schneiden?
Edwards: Nein, aber ich war bereits der beliebteste Friseur in der Gegend. Die Kinder und Jugendlichen aus der Umgebung haben meinen Stil geliebt, viele sind mir damals in den neuen Laden gefolgt. Die Leute nannten ihn "Sheldon-Shop", das ist kein Spaß. Mir hat das Haareschneiden niemand beigebracht, sondern ich habe nur beobachtet, bereits als Kind, und habe dann versucht, aus den vielen verschiedenen Stilen meinen eigenen zusammen zu setzen. Das schien zu gefallen, denn ich hatte schnell einen sehr großen Kundenstamm. Schließlich kaufte ich den Laden selbst und so wuchs auch das Unternehmen.
Aber vor allem wuchs es, nachdem Sie dem ersten Fußballstar die Haare schnitten. Das war Mousa Dembele, der damals beim FC Fulham spielte. Wie kam es dazu?
Edwards: Ich kenne einen Londoner Spielerberater. Durch ihn lernte ich seinen Kumpel Abdul kennen, der wiederum ein Freund von Mousa war. Abdul suchte nach einem Friseur für sich und kam bei mir vorbei. Ich wusste nicht, dass er ein Kumpel von Mousa ist. Der Haarschnitt gefiel ihm und er erzählte Mousa davon.
Der dann irgendwann einmal zusammen mit Abdul in Ihren Laden latschte?
Edwards: So war's. Ich erkannte ihn gleich, da ich mich selbst sehr für Fußball interessiere. Mousa ist ein sehr anspruchsvoller Kunde, auch wenn man das bei seiner simpel anmutenden Frisur vielleicht nicht denkt. Auch ihm gefiel letztlich meine Arbeit. Er rief mich wieder an und ein paar Wochen später saß ich zum Schneiden schon bei ihm zu Hause. Das hat mich natürlich ziemlich begeistert. Wir haben uns gut unterhalten und über die Familie, unsere Kinder oder das Leben an sich gesprochen. Unser Draht wurde mit jedem Male immer enger.
Kam durch ihn der Name HD Cutz zustande?
Edwards: Nachdem ich Mousa geschnitten habe, zeigte ich ein Bild seiner Frisur auf meinem Handy ein paar Leuten und Kunden im Salon. Zu dieser Zeit ist HD Fernsehen gerade groß herausgekommen. Im TV lief nebenher eine Werbung, die HD Fernsehen als extrem präzise und scharf anpries. Wir haben dann ein bisschen gewitzelt und ein paar Kunden meinten, sie wollen künftig auch so einen HD-Haarschnitt wie Mousa. Daraufhin habe ich mir im Internet Visitenkarten mit dem Bild von Mousas Friseur bedruckt und mich HD Cutz genannt. (lacht)
Haben Sie Dembele gesagt, er solle Werbung für Sie bei seinen Mitspielern oder anderen Fußballern machen?
Edwards: Nein, aber er hat das von selbst gemacht, weil er einfach mit mir und meiner Arbeit zufrieden war. Ich habe bei ihm in kurzer Zeit das nötige Vertrauen aufbauen können. Wir hatten tolle Gespräche und lagen schnell auf einer Wellenlänge. Ich habe ihm schon oft dafür gedankt, dass er mir geholfen hat. Er antwortet dann immer, dass er nichts für mich getan, sondern nur den Leuten von mir und seinem Vertrauen in mich erzählt habe. Wenn ich meine Arbeit schlecht erledigen würde, hätte er sich nicht weiter mit mir beschäftigt.