HD Cutz-Friseur Sheldon Edwards im Interview: "Der Haarschnitt ist ein Teil des Sports geworden"

Sheldon Edwards in seinem Friseursalon HD Cutz in London.
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Welcher Fußballspieler folgte als nächstes?

Edwards: Zunächst einmal war Mousa gar nicht der Erste. Das war nämlich Michail Antonio, der aktuell bei West Ham spielt. Michail schneide ich die Haare, seit er zehn Jahre alt ist. Wir gingen auch zusammen in dieselbe Kirche, er ist längst ein Freund unserer Familie.

Welcher Spieler war also der Dritte im Bunde?

Edwards: Mousa lud mich bei der EM 2016 zur belgischen Nationalmannschaft ein. Das war der Zeitpunkt, an dem es mit HD Cutz verrückt wurde und die Marke quasi über Nacht wuchs. Dort lernte ich zunächst vor allem Radja Nainggolan kennen, der damals beim AS Rom spielte. Er war so begeistert, dass er mich zwei Jahre lang wöchentlich nach Rom einfliegen ließ. Unsere Beziehung wurde schnell sehr eng und bald schnitt ich auch anderen Roma-Spielern die Haare. Zu diesem Zeitpunkt startete ich auch meine Social-Media-Aktivitäten, die schnell viral gingen. Plötzlich wurde ich in Rom am Flughafen erkannt. Radja half somit sehr, dass HD Cutz deutlich größer und aus mir ein reisender Friseur wurde, der die Stars auch vor Ort besucht.

Aber Nainggolan muss mit seinen kurz geschorenen Haaren doch nicht jede Woche zum Friseur!

Edwards: Seine Haare wachsen in der Tat ziemlich rasant. Nach fünf Tagen sieht es bei ihm so aus, als ob man nichts getan hätte. Grundsätzlich ist es so, dass der Fußball immer mehr zur Mode-Welt geworden ist. Den Spielern ist ein guter Look und eine tolle Erscheinung auf und außerhalb des Spielfelds sehr wichtig. Jemand wie Radja legt sehr viel Wert auf sein Image und möchte es so gut es geht kultivieren. Am Tag vor einem Spiel einen frischen Haarschnitt verpasst zu bekommen, ist für viele Spieler mittlerweile so wichtig wie vernünftige Fußballschuhe.

Eigentlich kaum zu fassen.

Edwards: Mit einem neuen Haarschnitt fühlen sich viele Spieler einfach gut, um auch die Leistung auf dem Feld bringen zu können, die man von ihnen erwartet. Vor einem großen Spiel wollen viele Spieler schlichtweg gut aussehen. Nach meiner eigenen Beobachtung denken sich auch viele: Wenn ich vor dem Spiel nicht die Haare geschnitten bekomme, fühle ich mich nicht ausreichend auf das Spiel vorbereitet. Der Haarschnitt ist ein Teil des Sports geworden.

Sie sind kürzlich auch in Deutschland zum Thema geworden, da Sie einigen Spielern von Borussia Dortmund am Tag vor dem Champions-League-Spiel gegen Tottenham Hotspur die Haare schnitten und der Boulevard nach der BVB-Niederlage ein Fass aufmachte, weil dadurch angeblich die Konzentration der Spieler gestört worden sei. Woher haben Sie den Kontakt zum BVB?

Edwards: Das kam durch Jadon Sancho. Ihn kannte ich aus London. Als Axel Witsel im Sommer nach Dortmund wechselte, hat sich das intensiviert, denn Axel ist seit ein paar Jahren Kunde von mir. Ihn habe ich auch schon in seiner belgischen Heimat besucht. Auch Manuel Akanji hatte ich schon zuvor mal kennengelernt, bei der WM in Russland hat sich unsere Beziehung dann verfestigt. Durch diese Bekanntschaften sind somit nach und nach ein paar neue Spieler aus Dortmund hinzugekommen.

Bei wem genau haben Sie denn Hand angelegt, als der BVB in London weilte?

Edwards: Bei Axel, Jadon, Dan-Axel Zagadou, Jacob Bruun Larsen und erstmals Raphael Guerreiro. Wenn Marco Reus nicht verletzt gewesen und in Dortmund geblieben wäre, hätte ich ihm auch erstmals einen Haarschnitt verpasst.

Was ist denn bei Witsel überhaupt zu machen?

Edwards: Es sieht nicht nach viel aus, aber sein Afro muss natürlich in Form gehalten werden. Ich trimme ihn manchmal ein wenig oder ziehe die Haarlinien nach - solche Dinge eben.

Dass Sie bei der WM in Russland vor Ort waren, verdanken Sie Antonio Rüdiger, den Sie in seiner Zeit in Rom kennen gelernt haben.

Edwards: Antonio ist jemand, der seinen Haarschnitt liebt und gut aussehen möchte. Darauf achtet er wie ein Model. Wir verstanden uns gleich beim ersten Mal hervorragend, so dass ich anschließend jede Woche vor den Spielen bei ihm war. Das war für ihn der coolste Teil seiner Woche. Wir schafften es kaum einmal, unter zwei Stunden zu quatschen. So läuft es mit vielen Spielern ab: Wir reden miteinander, lachen, haben Spaß, hören Musik - wie unter Freunden eben. Sie genießen diese Erfahrungen, lassen sich darauf ein und relaxen dabei.

Wie brachte Sie Rüdiger letztlich nach Russland?

Edwards: Ich habe im Vorfeld mit vielen Spielern darüber gesprochen, mit zur WM zu reisen. Doch niemand hat die Initiative ergriffen, mich dorthin zu bringen - bis auf Antonio. Seine Leute riefen mich aus Russland an, brachten mich in einem Hotel im Zentrum von Moskau unter und arrangierten alles für meine erste Woche. Von dort aus fuhr oder flog ich dann zu weiteren Mannschaften. Das zeigt, dass Antonio ein sehr fürsorglicher und gut organisierter Mensch ist. Er ist für mich wie ein Familienmitglied und einer meiner engsten Kumpels.

Ist Ihnen bei Rüdiger in Russland eigentlich auch die mitgebrachte Shisha aufgefallen?

Edwards: Nein. (lacht) Ich konnte diese ganzen negativen Berichte im Nachgang der WM nicht wirklich nachvollziehen. Als ich im deutschen Camp war, herrschte dort eine ausgezeichnete Atmosphäre. Die Stimmung unter den Spielern war gut, es wurden viele Späße gemacht. Alle schienen mir sehr glücklich zu sein.

In Russland haben Sie auch Jerome Boateng beglückt. Bei welchen Spielern würden Sie gerne einmal Hand anlegen?

Edwards: Aus Deutschland am liebsten bei Marco Reus oder Mario Götze, weil ich ihren Spielstil lebe und sie tolle Persönlichkeiten sind. Ansonsten wären Cristiano Ronaldo, Lionel Messi oder Neymar natürlich ein Traum. Ich bewundere sie als Spieler und würde ihnen gerne einmal zeigen, was ich drauf habe.

Was kostet denn ein Haarschnitt in Ihrem Laden in London?

Edwards: Es geht bei 35 Pfund los. Besonders langjährige Kunden, gerade welche mit weniger Geld, bekommen es günstiger. Natürlich bezahlen mich auch die Promis und übernehmen die Buchungen meiner Reisen, so dass das kein großer Stress für mich ist. Es ist aber nicht das Geld, das mich motiviert. Mich motiviert meine Arbeit und ich denke, dass das auch meine Kunden an mir mögen. Ich möchte ihnen einfach einen coolen Haarschnitt verpassen. (lacht)

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