Lionel Messi gegen den FC Liverpool: La Pulga ist Geschichte

Lionel Messi war für den Erfolg des FC Barcelona gegen den FC Liverpool mitentscheidend.
© getty

Der FC Barcelona siegte im Halbfinal-Hinspiel der Champions League mit 3:0 gegen den FC Liverpool. Entscheidend war wieder einmal Lionel Messi, der den Spitznamen "La Pulga" spätestens in dieser Saison obsolet gemacht hat.

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Das Lächeln war Jürgen Klopp zum Ende der Partie im Camp Nou nicht mehr aus dem Gesicht zu treiben. Dass der Trainer angesichts des deutlichen Rückstands seine Mundwinkel nach oben und nicht zu einem charakteristischen Zähnefletscher zog, dürfte nicht zuletzt auf ein Stück Hilflosigkeit zurückzuführen sein.

0:3 stand es nach knapp 80 Minuten und das nach einer der besten Leistungen des FC Liverpool in der Amtszeit Klopps. Dabei hatte sich der FC Barcelona nicht durchgehend glorreich geschlagen, die Abwehr war phasenweise wacklig und hätte vielleicht einen oder zwei Gegentreffer verdient gehabt.

Nach vorne aber waren die Katalanen gnadenlos. Luis Suarez besorgte die Führung, Lionel Messi baute mit etwas Glück zum 2:0 und schließlich mit unfassbarer Präzision zum 3:0 aus. "Wer zweifelt eigentlich noch?", fragte die katalanische Mundo Deportivo am frühen Donnerstagmorgen.

Jürgen Klopp outet sich als "Bewunderer" von Lionel Messi

Eine rhetorische Frage - natürlich. Niemand zweifelt mehr am Können des Argentiniers. Da sind die 600 Tore für den FC Barcelona und eine mehr als aussagekräftige Bewerbung für den Titel des Weltfußballers, aber eben auch neue Qualitäten. Mit 31 Jahren hat er sich eine weitere Facette angeeignet.

Messi hat in dieser Saison eine Reife erreicht, die man zuvor nicht von ihm kannte. Es begann mit der selbstbewussten Ansage vor der Saison, als er im Camp Nou die Champions League als das gewollte Ziel ausrief und erhielt am gestrigen Abend ein weiteres Kapitel. Messi war einmal mehr spielentscheidend, brachte aber noch viel mehr ein, als sein ohnehin schon nahezu grenzenloses fußballerisches Können.

"Ich bin ein großer Bewunderer. Mich hat seine großartige Partie nicht überrascht. Alle meine Spieler hatten großen Respekt vor seiner Person", gab Klopp unverblümt zu. Und Vidal, der Messi erst seit kurzem so richtig genießen darf, war nicht weniger beeindruckt: "Er hat hart gearbeitet. Und das letzte Tor war ein einziges Spektakel."

Lange Zeit schien Messi allerdings das Spielgeschehen mehr zu beobachten. Er war nicht der prägende Akteur der ersten Halbzeit und brauchte auch nach dem Seitenwechsel noch einige Minuten, um sich dann voll zu entfalten. Auffällig waren vorerst andere: Der in jeder Hinsicht kantige Luis Suarez, der blitzschnelle Jordi Alba oder der gegen Liverpools Pressing unbezahlbare Sergio Busquets.

Die Statistiken von Lionel Messi gegen den FC Liverpool

Minuten90
Tore2
Pässe37
Passquote73%
Dribblings9
Schüsse aufs Tor2
Schüsse vorbei0
Torschussvorlagen1
Ballsicherungen3
Tacklings1

Lionel Messi sucht Konfrontation mit den Barcelona-Fans

Aber Messi war nicht ohne Wirkung. Wie immer zog er Gegenspieler auf sich, befreite seine Mitspieler, trug mit klugen Dribblings und Zuspielen zur Offensivgefahr bei. Mal war er defensiv involviert, mal stoppte sein Beitrag nach wenigen Sekunden des (Gegen)-Pressings - das ist so von ihm bekannt.

Doch darüber hinaus verteilte er Anweisungen, ordnete seine Spieler an und meckerte auch mal quer über den Platz in Richtung Marc-Andre ter Stegen, der ihm einen hohen Abstoß auf den Kopf jagte. Vidal wurde ebenfalls gerüffelt, nachdem er einen guten Schnittstellenpass in den Fünfer stolperte, anstatt messigleich den Abschluss zu suchen.

Nach dem 2:0 galt Messis Sorge nicht dem - sicherlich angebrachten - grenzenlosen Jubel, sondern Mitspieler Philippe Coutinho. In Richtung der Tribüne signalisierte der Kapitän, dass jetzt Schluss sei mit den Pfiffen und Buh-Rufen gegen den Brasilianer. Selbiges machte er auch im Anschluss an die Partie deutlich.

Lionel Messi tritt jetzt auch als Wortführer in Erscheinung

"Wir sind in einer entscheidenden Phase der Saison und müssen enger zusammenstehen als jemals zuvor. Ich hatte das schon zu Beginn der Saison gesagt. Es ist nicht die Zeit, jemanden zu kritisieren. Es ist hässlich, einen Spieler derart zu behandeln, wenn er ausgewechselt wird", verdeutlichte Messi.

Coutinho, ohnehin schon mit schwerem Stand unter Barcelonas Fans, war nach wechselhaften 60 Minuten gegen Nelson Semedo ausgetauscht worden. Messi war nicht der erste Spieler Barcelonas, der dem 26-Jährigen zur Hilfe eilte, wohl aber dürften seine Worte mehr wiegen als die aller seiner Teamkameraden zuvor.

Nicht zuletzt weil der Argentinier sich ein neues Gesicht auferlegt hat. Eiskalt und brutal effektiv. Kapitän und neuerdings auch Wortführer. Vorbei sind die Zeiten des stillen, in sich gekehrten Messis. Der junge, quirlige Floh, La Pulga, existiert in dieser Form nicht mehr, sondern Lionel Messi 2.0, wenn man so will.

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