Tottenham-Star Heung-Min Son im Interview: "Es ist nicht einfach, bodenständig zu bleiben"

Von Daniel Herzog
Heung-Min Son wechselte 2015 von Leverkusen nach Tottenham.
© getty
Cookie-Einstellungen

Son: "Habe gesagt, dass ich den Verein gerne verlassen würde"

Nach fünf Jahren in der Hansestadt ging es weiter zu Bayer Leverkusen. Was hat Sie zu dem Schritt bewogen?

Son: Eigentlich wollte ich nicht aus Hamburg weg, weil ich mich sehr wohlgefühlt habe. Deshalb hat der Abgang auch durchaus geschmerzt. Aber für mich war es wichtig, den nächsten Schritt in meiner Karriere machen. Das gehört im Fußball einfach dazu. Leverkusen hat damals in der Champions League gespielt. Auch aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, zu Bayer zu wechseln. Ich wollte mich auf hohem Niveau beweisen.

2015 zahlte Tottenham 30 Millionen Euro für Sie und machte Sie zum teuersten asiatischen Fußballer. Wie verlief Ihr Start in England?

Son: Die Premier League ist etwas anderes. Ich möchte das gar nicht mit der Bundesliga vergleichen, weil die Bundesliga große Qualität hat. Aber in der Premier League geht alles noch schneller und ist viel körperlicher. Am Anfang habe ich ab und zu gespielt und auch einige Tore erzielt. Dann habe ich mich leider verletzt und es war schwer, dann wieder Anschluss zu finden. Ich bekam keine Einsatzzeiten mehr und wollte wieder zurück nach Deutschland, weil ich mich dort sehr wohlgefühlt habe. Aber der Trainer (Mauricio Pochettino, Anm. d. Red.) hat mir immer wieder Mut gemacht. Er war in dieser Situation genau der richtige Trainer für mich.

Gab es damals ein Gespräch zwischen Ihnen und Pochettino?

Son: Ich habe gesagt, dass ich den Verein gerne verlassen würde, aber er wollte unbedingt, dass ich mich bei Tottenham durchsetze. Er hat mir neues Selbstvertrauen gegeben. Die Gespräche liefen so gut, dass ich irgendwann meine Wechselgedanken beiseite schob.

Ist Pochettinos größte Stärke, junge Spieler zu entwickeln?

Son: Er hat diese vielen jungen und talentierten Spieler zu einer starken Mannschaft geformt. Ich muss nur die Beispiele Harry Kane, Dele Alli oder Christian Eriksen nennen, die das belegen. Alle haben sich unter Pochettino extrem gut weiterentwickelt.

Trotzdem hat es für Tottenham unter ihm noch nicht zu einem Titel gereicht.

Son: Das, was für die Leute zählt, sind Titel. Wir waren schon so oft kurz davor, einen Titel zu gewinnen. Ich hoffe, dass es bald endlich so weit ist.

Stört es Sie, dass Sie manchmal medial etwas im Schatten Ihrer Kollegen stehen?

Son: Nein, überhaupt nicht. Ich bin eben nicht wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo. Ich kann nur mein Bestes geben und versuchen, der Mannschaft damit zu helfen. Wenn ich das schaffe, bin ich glücklich.

Sie sind aber dann doch etwas in den Fokus gerückt und Player of the Year bei Tottenham geworden.

Son: Das hätte jeder einzelne Spieler unserer Mannschaft in der vergangenene Saison verdient gehabt.

Son: "Es ist völlig egal, wer kommt"

Warum kommt Tottenham in dieser Saison noch nicht ins Rollen?

Son: Viele Ergebnisse waren nicht zufriedenstellend. Wir haben gegen Leicester und Newcastle verloren, sind im Pokal raus und in der Champions League haben wir eine Zwei-Tore-Führung verspielt. Bislang ist Liverpool das einzige Team, das wirklich konstant spielt, selbst Manchester City hat überraschend gegen Norwich verloren. Es ist allerdings erst September, die Saison ist noch sehr jung und der Fußball sehr schnelllebig.

Der Abstand auf Liverpool beträgt allerdings schon zehn Punkte. Spielen die Reds und City derzeit auf einem anderen Level als der Rest der Liga?

Son: Auch Liverpool wird sicherlich noch Punkte liegenlassen. Ich würde nicht sagen, dass sie auf einem anderen Level spielen. Ich möchte auf keinen Fall aufgeben. Auch zehn Punkte sind aufzuholen. Vor allem, wenn man sich anschaut, wie viele Spiele noch zu spielen sind. Da kann noch alles passieren.

Kommt der FC Bayern in dieser schwierigen Phase gerade recht?

Son: Es ist völlig egal, wer kommt. Wir wollen unsere Spiele gewinnen.

Die Münchner haben sich im Sommer Philippe Coutinho geschnappt. Wie schätzen Sie seine Fähigkeiten ein?

Son: Er ist ein super Spieler, es macht unheimlich Spaß, ihm beim Fußballspielen zuzusehen. Er gibt der Mannschaft noch mehr Qualität. Aber nicht nur er, auch Robert Lewandowski muss man hervorheben. Er spielt seit vielen Jahren auf einem Weltklasse-Niveau und schießt Tore am Fließband. Wir werden aber versuchen, ihn zu stoppen.   

Was muss Tottenham machen, um die Bayern zu schlagen?

Son: Das, was uns immer auszeichnet: Gutes Pressing, Ballgewinne, aggressives Zweikampfverhalten. Das wird der Schlüssel sein.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema