Experten-Panel zum Champions-League-Halbfinale: "Das Turnier ist Frankreichs Rache"

Von SPOX
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© imago images / Sven Simon
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Sollte die Turnierform beibehalten werden?

Daniel Herzog: Ich wäre absolut dafür. K.-o-Spiele haben immer ihre ganz eigene Emotionalität und es fühlt sich hier in Lissabon schon so ein bisschen nach WM oder EM an (gut, die Fans fehlen natürlich).

Es macht die Spiele einfach insgesamt spannender und offener, weil natürlich eine ganz andere Intensität benötigt wird als bei zwei Partien.

Leider glaube ich aber, dass der Terminkalender in einer "normalen" Saison so voll ist, dass es für ein derartiges Turnier schlicht kein Zeitfenster geben wird.

Deshalb wäre mein Vorschlag, ein Champions League Final Four zu spielen, bei dem sich die vier Halbfinalisten nach den jeweiligen nationalen Ligen an einem neutralen Ort treffen und den Sieger an einem Wochenende im K.-o-Modus ausspielen. Das würde die Attraktivität nochmal erheblich steigern, wird aber aufgrund von TV-Einnahmen etc. wohl eher ein netter Gedanke bleiben. Deshalb: Lasst uns Lissabon genießen!

Dennis Melzer: Jedes der vier Spiele hat auf seine Weise Spektakel geboten. Es ist ein "unglaublicher Thrill" wie Karl-Heinz Rummenigge am Montag sagte. Weil es aufgrund des Ein-Spiel-Knockouts kein großes Abtasten, kein typisches Taktieren gibt. Das ist gleichermaßen tatsächlich spannend und schön anzusehen. Ein Klubwettbewerb an einem Ort, in diesem Modus, wäre für die Zukunft ein denkbares Modell.

Ich wäre dafür, dass die Champions League auch in Zukunft so ausgetragen wird. Allerdings muss man dabei den Terminkalender berücksichtigen, der das eigentlich nicht zulassen würde. Mit nationalen Pokalrunden, EM, WM, Nations League und Co. Wann soll da dann noch die Zeit für ein derartig aufwändiges Turnier in der Königsklasse bleiben? Außerdem: So thrillerhaft alles sein mag, ohne Fans fehlt doch ein essentieller Teil des Spiels.

Ich befürchte, Lissabon 2020 wird ein einmaliges Unterfangen bleiben.

Benjamin Quarez: Ich glaube nicht, dass die UEFA anstrebt, die Endphase der Champions League als Turnier auszutragen. Aber mit Blick auf die derzeitige Situation war es schon eine gute Idee. Es fühlt sich ein bisschen an wie eine Weltmeisterschaft. Es ist bestimmt schön, sich die Spiele am TV anzusehen.

Ein Problem, das ich sehe, sollte das Format beibehalten werden: Viele Fans können sich eine Reise ins Ausland nicht leisten, weshalb sie den Spielen fernbleiben würden. Es ist einfacher, das eigene Team in der eigenen Stadt und im eigenen Stadion zu unterstützen. Natürlich würden wir uns alle wünschen, dass die Anhänger bald wieder an den Spielen teilnehmen können.

Deswegen würde ich dafür plädieren, in den alten Modus zu wechseln, sobald Fans wieder zugelassen sind. Sie sind elementar für den Fußball.