Kapitän Marco Reus und seine Mitspieler schlenderten in ihren feinen Königsklassen-Anzügen entspannt die Gangway entlang. Ein bisschen mehr Anspannung kam an Bord von Flug EW 1909 erst kurz vor der Landung in Lissabon beim Blick auf das Estadio Jose Alvalade auf.
In der lautstarken Heimstätte des portugiesischen Meisters Sporting will der BVB am Mittwoch (21.00 Uhr) unbedingt das Achtelfinal-Ticket in der Champions League lösen - in einem verrückten Alles-oder-Nichts-Spiel droht aber auch das vorzeitige Aus.
"Wir spielen auf Sieg, so wie immer", sagte Trainer Marco Rose und erteilte möglichen Rechenspielen eine klare Absage: "Auf ein Unentschieden zu spielen, ist keine Option. Das funktioniert nicht."
Das hören auch Roses Vorgesetzte gerne. "Wir haben eine große Herausforderung vor uns. Wir sollten es anpacken und gewinnen. Dann ist das Thema durch", schwor Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke das Team auf das Überwintern in der sportlich attraktiven und finanziell lukrativen Königsklasse ein. "Das Spiel in Lissabon hat eine herausragende Bedeutung für uns", machte auch Sportdirektor Michael Zorc klar.
BVB muss auf Moukoko verzichten
In der portugiesischen Hauptstadt kann für den DFB-Pokalsieger alles passieren. Bei einem Sieg ist der Einzug in die K.o.-Runde sicher, bei einem Unentschieden hielten die Dortmunder vor dem letzten Gruppenspiel gegen Besiktas Istanbul alle Trümpfe in der Hand. Bei einer Niederlage mit einem Tor bliebe noch ein Fünkchen Hoffnung, eine Pleite mit mindestens zwei Toren Unterschied würde das Ende aller Champions-League-Träume bedeuten.
Für Nationalspieler Julian Brandt ist die Chance auf den Erfolg aber größer als das Risiko eines Scheiterns. "Wir können mit breiter Brust hinfahren, auch wenn die Spiele gegen Ajax ernüchternd waren", sagte Brandt in Erinnerung an die beiden schmerzhaften Niederlagen gegen den bereits als Gruppenerster für das Achtelfinale qualifizierten niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam.
Rose hatte nach der Landung bei 15 Grad und Sonnenschein aber Personalsorgen. Abwehrchef Mats Hummels ist rotgesperrt, Torjäger Erling Haaland fehlt aufgrund seiner Verletzung am Hüftbeuger weiterhin. Die Probleme in der Offensive werden durch Thorgan Hazard (COVID-19), Giovanni Reyna (Aufbautraining) und Youssoufa Moukoko (Augenentzündung) vergrößert.
2100 BVB-Fans in Lissabon erwartet
So ruhen die Hoffnungen gegen den Tabellenzweiten der portugiesischen Liga in erster Linie auf Reus und Donyell Malen. Der 30-Millionen-Neuzugang erzielte schon den einzigen Treffer im Hinspiel und traf bei der mühsamen Generalprobe gegen den VfB Stuttgart (2:1) auch in der Liga erstmals. "Sein Spiel stimmt mich optimistisch", sagte Rose über Malen.
Unterstützt werden die Dortmunder in Lissabon von 2100 Fans. Diese Hilfe dürfte auch notwendig sein, denn Sporting ist nicht zu unterschätzen. In elf Ligaspielen ist der Titelverteidiger noch unbesiegt und kassierte dabei lediglich vier Tore. "Ein guter Gegner", urteilte Rose. Es sei eine "anspruchsvolle Aufgabe".
Die größere Qualität besitzt trotz der Ausfälle aber der BVB. "Wir wissen, dass wir die bessere Mannschaft sind, wenn wir unser Potenzial abrufen", sagte Innenverteidiger Manuel Akanji dem kicker. Das gilt es am Mittwoch zu beweisen.
Sporting - BVB: Die voraussichtlichen Aufstellungen
Lissabon: Adan - Goncalo Inacio, Coates, Feddal - Pedro Porro, Joao Palhinha, Matheus Nunes, Matheus Reis - Pedro Goncalves, Paulinho, Sarabia. - Trainer: Amorim
Dortmund: Kobel - Meunier, Akanji, Pongracic (Can), Guerreiro - Witsel - Brandt, Bellingham - Reus, Malen, Knauff (Tigges). - Trainer: Rose