Großer Kampf, den Coup gegen PSG aber knapp verpasst: RB Leipzig hat nach dem vierten Gruppenspieltag keine Chance mehr auf das Champions-League-Achtelfinale.
Jesse Marsch umarmte seine Spieler herzlich und dankte ihnen für den großen Kampf bis zum Schlusspfiff, dann schritt der Trainer von RB Leipzig nachdenklich über den Rasen: Der deutsche Vizemeister hat dem Starensemble von Paris St. Germain ein Unentschieden abgetrotzt, der Achtelfinaleinzug in der Champions League ist nach dem 2:2 (1:2) dennoch vorzeitig außer Reichweite.
Das abgezockte Starensemble aus Paris, das auf seinen angeschlagenen Heilsbringer Lionel Messi verzichten musste, traf durch Doppelpacker Georginio Wijnaldum (21./40.) und liegt auf Achtelfinalkurs. Leipzigs Christopher Nkunku (8.) hatte zunächst gegen seinen Ex-Klub getroffen, Andre Silva (12.) scheiterte vom Elfmeterpunkt. Besser machte es der eingewechselte Dominik Szoboszlai vom Punkt (90.+2) - damit erhielt der Ungar seinem Team zumindest die Chance auf das Überwintern in der Europa League.
"Wir hätten uns das Leben sehr viel einfacher machen können, wenn wir das 2:0 machen", sagte Konrad Laimer bei DAZN: "Insgesamt tut das schon weh. Gegen so eine Mannschaft musst du deine Chancen nutzen - das haben wir nicht gemacht."
RB Leipzig mit überragendem Beginn gegen PSG
Vor zwei Wochen hatte RB unglücklich in Paris verloren, beim 2:3 hatte Messi doppelt getroffen. Der verletzungsbedingte Ausfall des Argentiniers war Marsch vor dem Anpfiff "egal, dann spielen halt Neymar, Di Maria und Mbappe". Tatsächlich bot Gäste-Coach Mauricio Pochettino den von Marsch prognostizierten Dreier-Sturm auf.
Der Amerikaner Marsch selbst schenkte Mittelstürmer Silva das Vertrauen anstelle von Yussuf Poulsen, der zuletzt zweimal in Folge in der Liga getroffen hatte.
Erstmals seit dem Achtelfinale gegen Tottenham Hotspur im März 2020 sorgten knapp 40.000 Zuschauer im Leipziger Stadion für Europapokalstimmung. "Jetzt zu Hause ist eine große Chance", sagte Marsch vor dem Spiel. Von seiner Mannschaft wünschte er sich "mehr Aggressivität und Qualität" - und die legte wie angestochen los.
Mit giftigem Pressing sorgte RB bei den Gästen für frühe Abspielfehler und schaltete im Anschluss überfallartig um. Früh fand Silva mit einer Traumflanke den heranfliegenden Nkunku, der zur Führung einköpfte. Paris war völlig von der Rolle, wenige Minuten später wurde Silva im Strafraum gefoult. Der Portugiese übernahm selbst, scheiterte aber an seinem ehemaligen Milan-Mitspieler Gianluigi Donnarumma.
PSG kontert durch zwei Tore von Wijnaldum
Nach 5:0-Torschüssen für Leipzig in den ersten 20 Minuten kam PSG aus dem Nichts zum Ausgleich. Nach einer Traumkombination über Angel Di Maria, Neymar und Kylian Mbappe musste Wijnaldum nur noch einschieben. Die Partie wurde zerfahrener, Fouls auf beiden Seiten sorgten für aufgeheizte Stimmung auf und neben dem Feld. Marsch reklamierte so gestenreich an der Seitenlinie, dass ihn Schiedsrichter Andreas Ekberg mit Gelb verwarnte.
Mit seinem zweiten Treffer stellte Wijnaldum den Spielverlauf dann vollends auf den Kopf, der frühere Liverpooler hatte seit seinem Wechsel noch überhaupt nicht für PSG getroffen. Durch den Pausenrückstand sah sich Marsch gezwungen, ins Risiko zu gehen. Amadou Haidara ersetzte nach der Halbzeit Verteidiger Willi Orban.
PSG ließ Leipzig mehr vom Spiel und lauerte auf Konter. Der eingewechselte Szoboszlai (72.) hatte dennoch den Ausgleich auf dem Fuß, vergab jedoch freistehend. Aus elf Metern kurz vor Schluss machte es der Ungar besser.
RB Leipzig - Paris St. Germain: Die Stimmen
Jesse Marsch (Trainer RB Leipzig): "Wir hätten dieses Spiel gewinnen sollen. Es ist ein bisschen schade, dass wir unsere Vorteile und die Chancen nicht genutzt haben. Es war ein riesiger Schritt nach vorne aus meiner Sicht, aber wir machen uns in vielen Situationen das Leben schwer. Mit einer 2:0-Führung wäre es sehr schwierig geworden für Paris."
RB Leipzig - Paris St. Germain: Die Aufstellungen
Leipzig: Gulacsi - Simakan, Orban (46. Haidara), Gvardiol - Mukiele, Laimer (85. Henrichs), Adams (74. Olmo), Angelino - Nkunku, Forsberg (59. Szoboszlai) - Silva (59. Poulsen). - Trainer: Marsch
Paris: Donnarumma - Hakimi, Marquinhos, Kimpembe, Nuno Mendes - Danilo - Wijnaldum (85. Ander Herrera), Gueye - Di Maria (85. Draxler), Mbappe (90.+3 Icardi), Neymar. - Trainer: Pochettino