Durch das Last-Minute-Unentschieden (1:1) bei Red Bull Salzburg hat sich Bayern München im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale der Champions League eine ordentliche Ausgangsposition erarbeitet. Ein Spieler ist nach seiner Vertragsverlängerung schon jetzt unverzichtbar. Trainer Julian Nagelsmann muss sich zunehmend mit Dingen außerhalb des Platzes beschäftigen. Die Erkenntnisse zum Spiel.
1. Kingsley Coman ist längst unverzichtbar
Rasmus Kristensen konnte einem am Ende leidtun. Der Rechtsverteidiger vom FC Salzburg wehrte sich tapfer gegen Kingsley Coman. Er kämpfte und biss, zog kurz vor Schluss aber dann doch den Kürzeren. Nach einer Kopfball-Verlängerung von Thomas Müller entwischte Coman seinem Gegenspieler entscheidend, jagte die Kugel zum Ausgleich ins Netz. Die Klasse des Franzosen hatte sich durchgesetzt. Wie so oft.
Coman war in einer oft statischen Bayern-Offensive mit Abstand der Gefährlichste. Fast alle Angriffe in der insgesamt stärkeren 2. Halbzeit liefen über ihn. Coman drehte Kristensen regelrecht ein, feuerte achtmal selbst auf den Kasten, gab dazu vier Torschussvorlagen und gewann starke 63 Prozent seiner Zweikämpfe.
"Man sieht ja, wie wichtig er ist. Nicht nur aufgrund seiner Tores, sondern auch an den Situationen vorher. Er gewinnt grundsätzlich jedes Eins-gegen-eins", sagte Nagelsmann nach dem Spiel. "Wichtig ist an solchem Momenten wie in den ersten 25 Minuten, wo er nicht so im Spiel war, dass er sich mehr Aktionen holt und in einen Rhythmus kommt. In der 2. Halbzeit hat er für sehr viel Betrieb gesorgt, ein wichtiges Tor und ein gutes Spiel gemacht."
Mit diesen Qualitäten ist Coman für Bayern unverzichtbar. Der Flügelspieler hat sich in eine kaum zu stoppende Offensiv-Waffe entwickelt. Vorbei gehen und flanken, vorbei gehen und selbst abschließen, zur Not in den Sechzehner schießen und wie im Champions League Finale 2020 in Lissabon auch mal mit dem Kopf zur Stelle sein. Sein Werkzeugkasten ist mittlerweile deutlich besser ausgestattet als noch vor ein paar Jahren, als er sich noch zu oft auf sein irres Tempo alleine verließ.
Im Januar verlängerte der 25-Jährige seinen Vertrag beim Rekordmeister bis 2027. Laut L'Equipe verdoppelte sich sein jährliches Salär fast, auf nun 17 Millionen Euro brutto pro Jahr. Viel Geld, das angesichts der einzigartigen Klasse Comans aber gut angelegt scheint.
2. Julian Nagelsmann macht Druck auf Brazzo
Als Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz vor dem Spiel auf die Bemerkung Uli Hoeneß angesprochen wurde, dass es dem Kader - ausgehend vom 2:4 in Bochum - womöglich auch an Reibung fehle, überraschte er mit seinen Aussagen. Nagelsmann teilte die Auffassung und machte nebenbei ein anderes Thema auf: fehlende Neuzugänge.
"Reibung im Team können wir am Ende selbst herstellen, indem man auf dem Transfermarkt aktiv ist. Natürlich kann man auch intern Reibung herstellen, aber dafür musst du immer ein einheitliches Niveau über die gesamte Kaderstruktur haben." Nach dem Spiel legte er dann erneut den Finger in Wunde. Wie es ihm gefallen würde, wenn Karim Adeyemi zum BVB wechsle, wurde Nagelsmann gefragt. "Ich mache mir keine Gedanken um potentielle Neuzugänge anderer Vereine, sondern um Neuzugänge, die wir haben möchten. Das ist wertvoller", legte er nach.
Wieder ein Wink mit dem Zaunpfahl an Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Laut Bild soll der Transfer-Frust bei Nagelsmann gestiegen sein. Grund: Mit Davies, Musiala, und Goretzka fehlen ihm teilweise seit Wochen wichtige Alternativen. Die Mannschaft stellt sich deshalb fast von alleine auf. Nagelsmann wünscht sich eine größere Kadertiefe, um bei Ausfällen besser reagieren zu können. Und macht jetzt Druck.
imago images3. Bayerns Defensive hat ein Kommunikationsproblem
Was Kingsley Coman auf der einen Seite war, war Karim Adeyemi auf der anderen. Vor allem Lucas Hernandez hatte mit der Geschwindigkeit des Salzburgers extreme Probleme. Nagelsmann machte dafür aber nicht den Speed der eigenen Mannschaft verantwortlich, sondern die Kommunikation untereinander:
"Es geht um das Verantwortungsbewusstsein, kein Gegentor bekommen zu wollen. Wir sind beim 0:1 in der Überzahl, verteidigen aber nicht giftig genug. Luci attackiert in der Szene in Richtung Außenlinie, weil er nicht weiß, ob hinter ihm noch einer steht. Das ist ein Kommunikations-Thema, dass man sich da hilft."
Immer deutlicher zu sehen, dass der Abgang von David Alaba zu Real Madrid zumindest in dieser Hinsicht nicht aufgefangen werden konnte. Der Österreicher war in der Defensive des Rekordmeisters der klare Abwehrchef, gab Kommandos und verschob seine Nebenspieler wie Schachfiguren.
Weder Süle, Pavard, Upamecano noch eben Hernandez konnten bislang in diese Rolle hineinwachsen. Nagelsmann über die Boss-Baustelle: "Wir müssen im Coaching zulegen, um die Situationen besser zu lösen".
Champions League: Duelle im Achtelfinale - Die Hinspiele
Termin | Begegnung | Ergebnis |
15.02.2021, 21.00 | Paris Saint-Germain - Real Madrid | 1:0 |
15.02.2021, 21.00 | Sporting - Manchester City | 0:5 |
16.02.2021, 21.00 | RB Salzburg - FC Bayern München | 1:1 |
16.02.2021, 21.00 | Inter Mailand - FC Liverpool | 0:2 |
22.02.2021, 21.00 | FC Chelsea - OSC Lille | |
22.02.2021, 21.00 | FC Villarreal - Juventus | |
23.02.2021, 21.00 | Benfica - Ajax Amsterdam | |
23.02.2021, 21.00 | Atlético Madrid - Manchester United |