Joao Felix' Achterbahnfahrt bei Atletico Madrid: Echte "Explosion" oder Strohfeuer?

Von Maximilian Lotz
Joao Felix krönte sein 100. Spiel für Atletico Madrid mit einem Tor und einer Vorlage.
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Joao Felix hat am Wochenende einen Meilenstein bei Atletico Madrid erreicht. Doch das 2019 für 127 Millionen Euro verpflichtete Wunderkind ist bislang eher ein unerfülltes Versprechen bei den Colchoneros. Zuletzt sorgte ein Zwist mit Trainer Diego Simeone für Schlagzeilen.

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Es sind diese Momente, die zeigen, welch Talent in Joao Felix schlummert. Mit einem Pass über 40 Meter aus der Drehung von der eigenen Strafraumgrenze aus schickte Felix Sturmpartner Luis Suarez am Samstag im Spiel bei CA Osasuna auf die Reise.

Suarez versenkte den Ball nicht minder sehenswert aus knapp 35 Metern im Tor. Und in der Coachingzone schlug Diego Simeone ungläubig die Hände über dem Kopf zusammen.

3:0 hieß es am Ende für Atletico Madrid. Und der Mann des Spiels hieß: Joao Felix. Schon in der dritten Minute erzielte der 22-Jährige per Abstauber die Führung und mit besagtem Geniestreich leitete er das letztlich entscheidende 2:0 ein.

Von einem "fantastischen Pass" sprach Simeone hinterher und lobte seine Offensive: "Joao und Suarez haben die Mannschaft sehr gut zusammengehalten."

Joao Felix deutete zuletzt Probleme mit Diego Simeone an.
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Joao Felix deutete zuletzt Probleme mit Diego Simeone an.

Atletico Madrid: Felix deutet Probleme mit Simeone an

Doch gerade dieser Zusammenhalt bröckelte zuletzt, Risse wurden sogar öffentlich sichtbar. Anfang des Monats hatte Felix für viel Wirbel gesorgt, als er bei The Athletic Probleme zwischen Trainer und Team andeutete: "Ich denke, wir alle wissen, was das Problem ist, aber ich möchte es nicht sagen."

Der Konter seines Chefs folgte prompt. "Zu dem, was Joao gesagt hat, müssen Sie ihn fragen", sagte Simeone auf einer Pressekonferenz. "Ich arbeite im Einklang mit der Mannschaft. Wenn er sich darüber im Klaren ist, was das Problem ist, wäre es gut, das zu wissen."

Für 127 Millionen Euro verpflichteten die Rojiblancos Felix 2019 nach dem Abgang von Antoine Griezmann zum FC Barcelona. Felix' Verpflichtung wurde damals im Prado-Museum von Madrid inszeniert - um sein "reines Talent" zum Ausdruck zu bringen. Doch seine große fußballerische Begabung, die zunächst beim FC Porto gefördert, bei Benfica dann auf großer Bühne zur Entfaltung kam und ihm 2019 die renommierte Auszeichnung als Golden Boy für den besten U21-Spieler einbrachte, kam bei Atletico bislang noch nicht vollends zur Geltung.

Seine unbestrittenen Qualitäten, seine Schnelligkeit, sein umsichtiges Passspiel und seine Schussstärke konnte Felix bislang noch nicht konstant über einen längeren Zeitraum abrufen. Simeones Stil, der eher darauf beruht, das Spiel des Gegners zu zerstören, mag sicher eine nicht unwesentliche Rolle dabei spielen, dass der Ballästhet Felix noch immer mit Anpassungsproblemen zu kämpfen hat.

Atletico-Star Felix spielte trotz Knochenbruch

In der vergangenen Saison spielte er zudem ein halbes Jahr mit einem gebrochenen Knochen im Fuß, wie er nun bei The Athletic offenbarte: "Die Leute wussten es nicht. Es war meine Entscheidung, zu spielen und zu versuchen, der Mannschaft zu helfen. Es war schwierig, aber ich fühlte mich als Teil des Teams."

Doch nach der EM musste sich Felix einer Operation am lädierten Fuß unterziehen und verpasste somit den Saisonstart. Anschließend musste er sich hinter Rückkehrer Griezmann anstellen. Aber selbst als der Franzose zuletzt zwei Monate verletzungsbedingt fehlte, war Felix nicht immer erste Wahl.

Die Partie in Pamplona am Samstag war erst seine insgesamt siebte von Beginn an in La Liga in dieser Saison, in der er zwischenzeitlich auch noch wegen einer Coronainfektion fehlte. Doch mit seinem Tor und seinem Assist gab er in seinem 100. Spiel für Atletico auf dem Platz die passende Antwort auf den Wirbel der vergangenen Wochen.

"Joao liefert für Atletico", schrieb etwa die AS. Insgesamt ist seine Bilanz zu seinem Jubiläum mit 23 Toren und 15 Assists für die Rojiblancos jedoch noch ausbaufähig. In dieser Saison steht er in La Liga bei je drei Treffern und Assists, in der Champions League ist er aktuell noch torlos. Immerhin tankte Felix am Samstag Selbstvertrauen. "Es war ein gutes Spiel von mir, von der ganzen Mannschaft, wir haben ein tolles Spiel gemacht", sagte er den Klub-Medien.

Felix' "Explosion" nur ein Strohfeuer?

Die gesamte Spielzeit gleicht einer Achterbahnfahrt. Angesichts von bereits 15 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Real Madrid ist die Titelverteidigung für Atletico nahezu ausgeschlossen. In erster Linie gilt es, die erneute Qualifikation für die Champions League zu sichern, zumal der punktgleiche Tabellenfünfte FC Barcelona noch ein Nachholspiel in der Hinterhand hat.

Und in der Königsklasse wartet mit Manchester United (21 Uhr im LIVETICKER) auch eine heikle Aufgabe. "Wir müssen mit der gleichen Mentalität und Einstellung weitermachen", forderte Felix daher.

Zuspruch bekam der zuletzt im Fokus stehende Portugiese von Präsident Enrique Cerezo. "Joao Felix ist ein großartiger Spieler und manchmal laufen die Dinge nicht so, wie wir es uns wünschen", sagte Cerezo dem Radiosender Cadena Cope und ergänzte, dass Felix von den Gegnern "überall und jederzeit" sehr schlecht behandelt werde: "Er geht raus und schon treten sie auf ihn ein."

Cerezo hält weiter große Stücke auf Felix. Als im vergangenen Sommer Gerüchte um einen Wechsel zu Manchester United aufkamen, sprach er sich vehement für einen Verbleib aus. Im Dezember prophezeite er in einem Interview mit A Bola Felix eine baldige "Explosion". Es wird sich zeigen, ob seine starke Vorstellung vom vergangenen Samstag noch weiter nachhallt - oder doch nur ein Strohfeuer war.

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