Schulen schließen früher, Fankluft-Verbot für Eintracht-Fans! So will Olympique Marseille Gewalt verhindern

Von Patrik Eisenacher
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© imago images

Beim Spiel von Eintracht Frankfurt bei Olympique Marseille am zweiten Spieltag der Champions League treffen auch die aktuell wohl fanatischsten Fangruppen Europas aufeinander. Um dabei eine "Invasion" der Eintracht-Fans wie letzte Saison im Camp Nou und um Gewalt in Stadion und Innenstadt zu verhindern, werden die mitgereisten Fans in Marseille enorm beschränkt.

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Zum ersten Mal seit neun Jahren spielt Olympique Marseille wieder in der Champions League (21 Uhr im LIVETICKER). Die ohnehin leidenschaftlichen und treuen Fans - der Klub hat 45.000 Dauerkarten für das 63.000 Zuschauer fassende Stade Vélodrome verkauft - sind für die Spiele in der Königsklasse noch mal extra motiviert. Das trifft freilich auch auf die Anhänger der SGE zu, die Eintracht hätte natürlich weit mehr als die 3300 zugestandenen Tickets verkaufen können.

Die Fans der Frankfurter haben auch diesmal versucht, an Tickets zu kommen, die normalerweise für Heim-Fans vorgesehen sind - ein "Camp Nou 2.0" im Vélodrome, nach dem spektakulären Auftritt mit 25.000 Frankfurtern in Barcelona im April, sollte geschaffen werden. Dafür gingen in Frankfurter Fan-Kreisen erneut Anweisungen umher, wie das Ticketportal der Südfranzosen zu überlisten sei.

Mit einer VPN-Adresse und einer Prime-Mitgliedschaft bei Olympique Marseille für 5 Euro erhalte man ein Vorkaufsrecht für die begehrten Tickets, hieß es da. Mit diesem Trick wollten sie den einheimischen Fans zuvorkommen. Der Haken: Es hatte sich bis in die Provence herumgesprochen, was die Frankfurter Anhänger in Barcelona auf die Beine gestellt hatten.

Und so verkaufte Marseille, um den deutschen Fans die Lust am Ticketkauf zu nehmen, zuerst nur Kombi-Tickets für die Heimspiele in der Champions League gegen Frankfurt und Tottenham oder gegen Stade Rennes in der Ligue 1. Und selbst, wer sich diese teure Kombination kaufen wollte, kam mit einer deutschen Kreditkarte bei der Zahlung oft nicht weiter.

Champions League: Fankluft für Fans der Eintracht verboten

Erst am Sonntag gingen die wenigen restlichen Einzelkarten in den freien Verkauf. Die Behörden erwarten mindestens 5000 Fans der Eintracht, die ohne Ticket nach Marseille reisen.

Die UEFA hat das Spiel in der höchsten Risikostufe 5 eingruppiert: Um die berüchtigten Fangruppen von Olympique Marseille und der Eintracht möglichst auseinanderzuhalten, dürfen die 3.300 deutschen Ticketinhaber ihre Reise vom Hotel zum Stade Vélodrome ausschließlich in Bussen antreten, nicht zu Fuß.

Zudem soll in der Innenstadt Marseilles, rund um den berühmten Vieux Port weniger Bier ausgegeben werden. Den Frankfurter Fans wurde zudem verboten, sich bereits am Montag in den Innenstadtbezirken als Eintracht-Fans zu erkennen zu geben, um Massenschlägereien zu vermeiden.

Einige Schulen rund um das Stadion werden am Spieltag spätestens um 16.30 Uhr den Unterricht beenden, damit die Kinder und Jugendlichen rechtzeitig zu Hause sein, sollte es zu Gewalt kommen zwischen den Fangruppen.

Auch Marseilles Mittelfeldspieler Matteo Guendouzi, einstiger Hertha-Spieler, zeigte sich vor dem Spiel leicht besorgt: "Ich hoffe, dass es keine Ausschreitungen geben wird, wie wir es bei Nizza gegen Köln sehen konnten. (...) Auf den Tribünen werden Familien, Kinder und Leute sein, die von sehr weit wegkommen, um dieses großartige Spiel zu sehen, also hoffe ich, dass alles gut gehen wird".

Champions League: OM hat die meisten Fans in Frankreich

Olympique Marseille ist der populärste Klub in Frankreich - weit vor Serienmeister Paris Saint-Germain. Rund zehn Millionen Fans soll OM in Frankreich haben, nicht viel weniger als der FC Bayern München in Deutschland. Das Stade Vélodrome war zuletzt immer ausverkauft, in den Pariser Prinzenpark kamen zuletzt durchschnittlich nur 45.000 Zuschauer. OM-Außenstürmer Cengiz Ünder, bereits in der Türkei, Italien und England unter Vertrag, nannte die Marseille-Fans nach den letztjährigen Europapokal-Spielen "die besten Europas".

Heimspiele im Vélodrome verwandeln vor allem die sechs großen Ultra-Fangruppen zu einem lautstarken und bunten Spektakel. Die Ultragruppen sind dabei über das Stadion verteilt. Das "Commando Ultras 1984" (CU84) und die "South Winners" (SW87) toben auf der Virage Sud, die "Dodgers", "Marseille Trop Puissant" (MTP), "Fanatics" und der "Club des Amis de l'OM" auf der Virage Nord.

Die Gruppen sorgen selbst bei Auswärtsspielen dafür, dass der Fangesang "Aux Armes" (zu den Waffen) durch die gegnerischen Stadien schallt. Das bestätigt auch OM-Fan Nessim im Gespräch mit SPOX und GOAL : "In Marseille spricht man am Montag, Dienstag und Mittwoch über das letzte Ligaspiel und am Donnerstag, Freitag und Samstag über das kommende." Er berichtet, wie in der Stadt und bei den Einwohnern an Spieltagen die Aufregung zu verspüren sei, "die Stadt Marseille lebt für den Fußball." Zur Fankultur in Marseille gehöre es aber leider auch, regelmäßig deutlich über die Stränge zu schlagen.

Olympique Marseille: Fans stürmten das Trainingszentrum

Im Januar vergangenen Jahres verschafften sich einige Chaoten mit Bengalos in der Hand Zugang zum Trainingszentrum Robert Louis-Dreyfuß und konfrontierten die Mannschaft - in der Folge dessen suchte Trainer Andre Villas-Boas das Weite.

Waren es in der vergangenen Saison aber vor allem die gegnerischen Fans, die bei ihren Heimspielen gegen OM negativ auffielen - in Montpellier wurde Mittelfeldspieler Valentin Rongier eine Flasche ins Gesicht geworfen, in Lyon erlitt Angreifer Dimitri Payet das Gleiche, in Nizza stürmten Chaoten das Spielfeld während der Partie, verletzten dabei Verteidiger Luan Peres und Guendouzi - fielen zuletzt auch wieder einige mitgereisten OM-Chaoten negativ auf. Nach dem jüngsten Spiel bei Tottenham Hotspur (0:2) wollten einige Anhänger von OM das Spielfeld stürmen, zudem flogen Flaschen in Richtung der Spurs-Fans.

Vor dem Spiel gegen Frankfurt appellierten einige Fans öffentlich, dass es ruhig bleiben müsse. Sie haben ähnlich wenig Lust auf Geisterspiele infolge von Gewaltexzessen wie Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer, dessen leidenschaftlicher Appell vor dem europäischen Supercup-Spiel gegen Real Madrid für Furore sorgte.

Champions League, Olympique Marseille vs. Eintracht Frankfurt: Die Tabelle in Gruppe D

PlatzTeamSpieleDifferenzPunkte
1Sporting Lissabon133
2Tottenham Hotspur123
3Olympique Marseille1-20
4Eintracht Frankfurt1-30
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