Christian Pulisic und seine Rückkehr nach Dortmund: Für Milan wieder so stark wie noch zu BVB-Zeiten

Von Ryan Tolmich und Patrik Eisenacher
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Nach vier Jahren kehrt Christian Pulisic wieder in den Signal Iduna Park nach Dortmund zurück. Bei der AC Milan glänzt er erstmals wieder so wie damals zu seine besten Zeiten beim BVB.

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Der verlorene Sohn kehrt zurück - zumindest einer von ihnen. Borussia Dortmund hat in den letzten Jahren zahlreiche Söhne verloren, vielleicht mehr als jeder andere Top-Klub Europas: Erling Haaland, Ousmane Dembélé, Jude Bellingham, Jadon Sancho - die Liste ist lang.

Und natürlich Christian Pulisic. Beim BVB war er einst eines der größten Talente der Welt, bei der AC Mailand strahlt sein Stern mit mittlerweile Mitte Zwanzig nun endlich wieder hell.

Am Mittwoch ab 21 Uhr wird der US-Amerikaner erstmals wieder im Signal Iduna Park zurück sein - vier Jahre nachdem er seine sportliche Heimat verlassen hatte, um zu einem vermeintlich noch größeren Verein zu gehen.

Seine Zeit beim FC Chelsea hatte aber mehr Tiefen als Höhen. Natürlich: Auch er bekam 2021 eine Champions-League-Siegermedaille. Doch er war bei den Blues keine Säule, sondern häufig verletzt und nie lange Stammspieler.

Seit dem Sommer ist Pulisic einer der Schlüsselakteure bei der AC Mailand. Und er spielt endlich so, wie man es von ihm erhofft hatte.

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Christian Pulisic: Als Junge in Dortmund angekommen

Es ist kaum zu glauben, aber es ist schon fast neun Jahre her, dass Pulisic bei Borussia Dortmund unterschrieben hat, im Jahr 2015. Seitdem hat sich viel verändert - und das war natürlich auch das Ziel des Amerikaners, als er im Alter von 16 Jahren nach Deutschland ging. Er wollte nicht den 'normalen' Weg eines US-Fußballers über die MLS gehen - sondern etwas anderes versuchen.

Beim BVB gelang ihm der Durchbruch deutlich schneller als erwartet. Weniger als ein Jahr nach seiner Ankunft, im Januar 2016, wurde Pulisic in den Kader der ersten Mannschaft berufen und feierte sein Debüt nach der Winterpause. Von diesem Moment an war er in Dortmund nicht mehr wegzudenken und stand in den darauffolgenden Jahren oft in der Startelf.

127 Einsätze, 19 Tore und einen DFB-Pokal-Sieg später hatte sich Pulisic beim zweitgrößten Verein Deutschlands bewährt. Auch im US-Nationalteam spielte er gut und verhalf ihm nach einer schwachen WM 2018 zu einer ordentlichen im Jahr 2022.

Pulisic unterschrieb dann im Januar 2019 beim FC Chelsea, zu dem er ein halbes Jahr später stieß. 64 Millionen Euro ließen sich die Blues ihn kosten. Damit wurde er zum teuersten US-Spieler und zu Dortmunds zweitteuerstem Verkauf nach Ousmane Dembélé.

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Christian Pulisic: Bei Chelsea gescheitert

Wenn man Pulisics Zeit bei Chelsea in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es "inkonstant". Natürlich gab es auch Höhepunkte, vor allem zu Beginn seiner Jahre bei den Blues. Pulisic wurde als Ersatz für Eden Hazard, der zu Real Madrid ging, geholt und zeigte zumindest Ansätze, dass er ein würdiger Nachfolger des Belgiers werden könnte.

Der US-Star konnte sich jedoch nie einen Stammplatz sichern und wurde am Ende unter den neuen US-Eigentümern um Todd Boehly hinter viele andere, für viel Geld verpflichtete Angreifer gestellt. Nie bekam der Außenstürmer die Chance, sich einzuspielen - sei es aufgrund von Verletzungen, Trainerwechseln oder dem allgemeinen Chaos bei Chelsea.

Am Ende waren alle Beteiligten bereit, das Kapitel schnell zu beenden. Chelsea hatte viel Geld für neue Leute ausgegeben, Pulisic brauchte derweil einen Neuanfang. Nach vier Spielzeiten, 26 Toren und drei Titeln verabschiedete er sich von der Stamford Bridge und ging für 20 Millionen Euro zur AC Mailand.

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Christian Pulisic zur AC Mailand: Ein Geniestreich

Sein Wechsel zu Milan war aber kein Schritt zurück. Eher einer zur Seite, vielleicht sogar einer nach vorn. Denn die Rossoneri spielen in der Champions League, Chelsea nicht. Die AC war in diesem Wettbewerb zudem vor wenigen Monaten im Halbfinale und gewann 2021 die Serie A. Die Mailänder sind wieder wer im europäischen Fußball.

In diesem Sommer, als Starspieler wie Sandro Tonali und Brahim Diaz den Verein verließen, kamen neue aufregende Namen nach Mailand. Samuel Chukwueze war einer davon, ebenso wie Pulisics US-Kollege Yunus Musah. Pulisic scheint jedoch die wichtigste Verpflichtung von allen gewesen zu sein. Bis jetzt sieht dieser Wechsel wie ein Geniestreich für Milan und Pulisic aus.

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Christian Pulisic: Dolce Vita in der Serie A

In der Serie A ist Pulisic gut angekommen. In seinen ersten beiden Einsätzen traf er bei zwei Siegen gegen Bologna (2:0) und den FC Turin (4:1) zum Saisonauftakt. Nach der Länderspielpause ging es etwas bergab, doch am vergangenen Samstag erzielte er beim 2:0-Sieg gegen Lazio wieder den Führungstreffer, nach einer Flanke von Rafael Leão.

Diese Tore tun ihm unfassbar gut und stärken sein Selbstvertrauen - gerade wie er die Tore schießt, ist beeindruckend.

Zum ersten Mal seit langem konnte Pulisic im Verein so auftrumpfen wie in der Nationalmannschaft. Er spielt zielstrebig, nicht ängstlich, und sorgt für Gefahr im Angriff. Olivier Giroud kennt er bereits vom FC Chelsea, und da Leão auf dem anderen Flügel die Verteidiger auf sich zieht, kann Pulisic das tun, was er am besten kann. Dortmund sollte jedenfalls gewarnt sein: Christian Pulisic ist in Form.

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Christian Pulisics Rückkehr: Angespannte sportliche Lage

Für Pulisic wird es sicher ein schöner Moment werden, wieder in den Signal Iduna Park einzulaufen. Von den BVB-Fans wird er im Normalfall freundlich empfangen werden und nicht etwa mit Pfiffen. Denn sie haben miterlebt, wie der Junge, der einst aus den USA kam, ihnen zu Erfolgen verhalf und dann für eine stolze Summe den Klub verließ. Doch nach dem warmen Empfang wird es dann ernst - für den BVB und Milan steht viel auf dem Spiel. Für beide heißt es: verlieren verboten!

Denn Milan hat am ersten Spieltag daheim gegen Newcastle United (0:0) nur einen Punkt geholt, obwohl die Rossoneri deutlich mehr Chancen hatten. Der BVB wurde derweil bei Paris Saint-Germain mit einer defensiven Taktik an die Wand gespielt.

In dem Duell, das beide nicht ohne Punkte beenden dürfen, bleibt nur wenig Zeit für Emotionen, bei Pulisic und auch bei seinem BVB.

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