Milito stoppt die Bayern

Von Für SPOX in Madrid: Thomas Gaber
Diego Milito erzielte im Finale gegen Bayern München zwei Treffer
© Getty

Der FC Bayern München hat das historische Triple verpasst. Die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal unterlag im Finale der Champions League vor 80.000 Zuschauern im ausverkauften Estadio Santiago Bernabeu von Madrid Inter Mailand mit 0:2 (0:1). Der Argentinier Diego Milito erzielte beide Treffer (35./70.) für die Nerazzurri, die ihrerseits das erste Triple der Vereinsgeschichte holten.

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"Wir waren heute nicht gut genug, um unser Spiel zu durchzuziehen. Das ist schade. Für unser Spiel nach vorne muss man gerade gegen eine Mannschaft wie Inter top drauf sein. Das waren wir heute nicht, aber wir sind auch nur Menschen. Inter hat nur reagiert, wir haben angegriffen. Verteidigen ist natürlich einfacher als angreifen. Trotzdem hat Inter verdient gewonnen. Entscheidend waren die Zeitpunkte der Tore.", sagte Bayern-Trainer Louis van Gaal.

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Inter-Coach Jose Mourinho schließt mit seinem zweiten Champions-League-Titel zu Ernst Happel und Ottmar Hitzfeld auf, die ebenfalls zwei Mal den Landesmeister-Cup gewannen. 2004 hatte der Portugiese mit dem FC Porto triumphiert. Nach dem Spiel verkündete er seinen Wechsel zu Real Madrid.

Für den FC Bayern stehen am Ende einer sehr erfolgreichen Saison die deutsche Meisterschaft und der Sieg im DFB-Pokal zu Buche. Nach 1982, 1987 und 1999 war es die vierte Niederlage im Endspiel der Landesmeister. Inter holte zum dritten Mal nach 1964 und 1965 den Titel.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayern mit der bestmöglichen Elf. Für den gesperrten Ribery spielt wie erwartet Altintop. Bei Inter ersetzt Zanetti den gesperrten Motta im defensiven Mittelfeld. Chivu verteidigt dafür links.

10.: Robben entwischt Chivu auf dem rechten Flügel und überlauft dann auch noch Samuel. Der Niederländer bringt den Ball von der Grundlinie mit rechts nach innen. Olic rauscht am kurzen Pfosten heran, schiebt den Ball aus vollem Lauf aber deutlich rechts vorbei.

23.: Müller legt sich die Kugel an der Strafraumgrenze artistisch zurecht. Lucio geht mit letztem Einsatz dazwischen, bedient mit seiner Rettungsaktion aber unfreiwillig Robben. Der zieht aus 15 Metern sofort ab - drüber!

35., 0:1, Milito: Eiskalt erwischt! Cesar mit dem langen Abschlag auf Milito. Inters Mittelstürmer legt mit dem Kopf ab auf Sneijder und lässt Demichelis stehen. Sneijder schickt Milito, der ist frei vor Butt und netzt hoch in die Mitte ein.

43.: Um ein Haar das 0:2! Inter kontert über links. Milito bringt den Ball flach nach innen, Sneijder kann sich die Ecke vom Elfmeterpunkt eigentlich aussuchen, schießt aber in die Mitte. Da steht Butt und pariert.

Halbzeit-Fazit: Das erwartete Spiel: Bayern mit mehr Ballbesitz, aber Inter mit brandgefährlichen Kontern. Die Italiener nutzten einen Fehler zur Führung.

46.: Olic legt mit der Hacke auf Altintop ab. Der spielt an der Strafraumkante im richtigen Moment quer auf Müller. Der hat nur noch Cesar vor sich und scheitert mit seinem Flachschuss aus 14 Metern.

47.: Auf der Gegenseite legt Milito von der Grundlinie zurück auf Pandew. Der Mazedonier visiert mit links den rechten Giebel an. Butt segelt durch die Luft, greift über und lenkt den Ball über die Latte.

70., 0:2, Milito: Bilderbuch-Konter der Nerazzurri! Eto'o spielt aus der Zentrale auf Milito. Der tanzt van Buyten am Strafraum aus und schlenzt den Ball aus elf Metern von links halbhoch ins rechte Eck. 6. Saisontreffer!

Fazit: Verdienter Sieg für Inter, das die abgezocktere Mannschaft stellte.

Der Star des Spiels: Wesley Sneijder. Klar, Milito machte zwei blitzsaubere Tore, aber der Niederländer war Dreh- und Angelpunkt im Inter-Spiel. Perfekte Ballbehandlung, perfekte Pässe wie beim 1:0, zweikampfstark und mit einer enormen Schusskraft ausgestattet. Der Niederländer setzte einer super Saison die Krone auf.

Die Gurke des Spiels: Ivica Olic. Sieben Tore erzielte der Kroate in der Champions-League-Saison. Im Finale war vom Bayern-Stürmer nichts zu sehen. Olic sah kein Land gegen Lucio und Samuel, konnte die Anspiele nicht verarbeiten und gab keinen einzigen Torschuss ab. Olic gab wie gewohnt keinen Ball verloren und jagte den Ball führenden Inter-Spieler in seiner Verzweiflung teilweise bis zum eigenen Strafraum hinterher. Es war einfach nicht sein Abend.

Die Pfeife des Spiels: Howard Webb. Der Engländer ließ die Gelbe Karte trotz harter Attacken auf Robben lange stecken und zeigte sie dann Demichelis. Verfolgte insgesamt eine kleinliche Linie, leistete sich aber keinen entscheidenden Schnitzer. Maicons Handspiel im Strafraum war nicht elfmeterwürdig.

Louis van Gaal hatte in der abschließenden Pressekonferenz gefordert, den Schiedsrichter zu unterstützten, da dieser unmöglich alles sehen könne. Van Gaals Befürchtungen traten ein. Webb übersah Maicons Handballer-Einlage im Strafraum. Ansonsten war Webb ein angenehm zurückhaltender Referee mit klarer Regelauslage und der meist richtigen Bewertung der Zweikämpfe.

Die Lehren des Spiels: Es hat nicht sollen sein. Bayerns Traum vom Triple ist geplatzt. Der Sieg von Inter Mailand ist verdient. Die Nerazzurri waren besser und vor allem abgezockter.

Inter zwang die Bayern mit der gewohnt kompakten Defensive, viele Angriffe abzubrechen. Um in Ballbesitz zu bleiben mussten die Münchner oft hinten rum spielen.

Die meisten Angriffe wurden über die starke rechte Seite mit Lahm und Robben aufgebaut. Robben wurde bei der Ballannahme von Pandew und Chivu gedoppelt, teilweise half Cambiasso zusätzlich aus. Robben konnte zu selten Tempo aufnehmen, um Chivu unter Druck zu setzen.

Dem Bayern-Spiel fehlte die Dynamik, das Risiko war lange Zeit sehr überschaubar. Schweinsteiger und van Bommel spielten sehr viele Querpässe, immer auf der Suche nach der entscheidenden Lücke, die sich aber partout nicht auftun wollte.

Nach der Pause nahm der Druck der Bayern zu, Müller vergab unmittelbar nach Wiederanpfiff die Chance zum Ausgleich. Die Spielverlagerung klappte besser, Altintop wurde auf links mehr ins Angriffsspiel einbezogen. Doch dem Bayern-Spiel fehlte insgesamt die nötige Durchschlagskraft. Die kam auch nicht durch die Einwechslung von Klose und Gomez.

Die Mourinho-Elf spielte im Prinzip ganz einfach. Nach dem Ballgewinn kam der lange Ball auf Milito, meist in den Raum hinter Lahm. Die Mailänder schalteten blitzschnell um. Sneijder verarbeitete jeden Ball exzellent und ging vielen Pässen nach, wie bei seiner Großchance Ende der ersten Halbzeit. Demichelis und van Buyten hatten deutliche Geschwindigkeitsnachteile gegen den sehr aggressiven Milito, der zwei überragende Tore machte und Inter zum ersten Triple der Vereinsgeschichte schoss.

Die Bayern kamen in der gesamten Spielzeit nie zu ihrer gewohnten Dominanz. Dieses Mal war der Gegner besser, nächste Saison werden die Münchner einen neuen Anlauf nehmen.

Bayern München - Inter Mailand: Daten und Fakten