"Nennen Sie mir einen Spieler, seit ich in Spanien bin, der auswärts mehr Tore geschossen hat als ich. Einen!", sagte Cristiano Ronaldo auf der abschließenden Pressekonferenz von Real Madrid vor dem Achtelfinalspiel gegen die Roma am Dienstag.
Der Journalist, der zuvor bemängelt hatte, Ronaldo habe ja seit November auswärts nicht mehr getroffen, wusste keine Antwort. Also stand der Portugiese auf, verabschiedete sich von den Journalisten und verließ die Fragerunde vorzeitig.
Gute 24 Stunden später lieferte der Weltfußballer von 2014 mal wieder die Antwort auf dem Platz. Einmal wurde Alessandro Florenzi von seine Mitspieler in der 57. Minute alleine gelassen, CR7 wusste dies umgehend zu ausnutzen.
Erst lief er dem Rechtsverteidiger davon, dann ließ er ihn mit einem Hackentrick alt aussehen und schloss dann glücklich, weil von Florenzi auch noch abgefälscht, zur 1:0-Führung für Real ab.
Zu statisch, zu wenig Tempo
Zwar waren die Königlichen bis dahin überlegen gewesen, richtig gefährlich aber waren sie nicht. Einzig Marcelos Abschluss in der ersten Hälfte konnte man überhaupt als Torschuss werten.
In der restlichen Zeit war das Spiel der Madrilenen so aufregend wie die Farbe ihrer Trikots. Viel zu statisch, viel zu wenig Tempo hatte Real in seinen Aktionen.
Einigen Ungenauigkeiten und das aggressive Verteidigen der Römer brachte die Elf von Zinedine Zidane bei dessen Champions-League-Debüt als Trainer ein ums andere Mal in die Bredouille.
So sahen Dani Carvajal und Marcelo bei Kontern der Römer nicht immer gut aus, weil ihre Gegenspieler deutliche Schnelligkeitsvorteile gegenüber den beiden königlichen Außenverteidigern hatten und sie selbst zu weit aufgerückt waren.
Fehlende Durchschlagskraft der Römer
Zwei Mal musste Raphael Varane in allerhöchster Not retten, ansonsten bügelte Kapitän Sergio Ramos oder Keeper Keylor Navas die Stellungsfehler von Carvajal und Marcelo aus. Mit etwas mehr Durchschlagskraft oder "Cojones" wäre für das Team von Luciano Spalletti mehr drin gewesen.
Am Ende müssen sich die Italiener vorwerfen, dass sie ihre Kontermöglichkeiten nicht konsequent genug zu Ende gespielt haben - und so sorgte wieder einmal die individuelle Klasse auf Seiten Reals dafür, dass die Königlichen schon vor dem Rückspiel am 8. März im Santiago Bernabeu bereits mit einem Bein im Viertelfinale stehen.
Zwar hatte Real in der 80. Minute Glück, dass der bis dahin ordentliche Schiedsrichter Pavel Kralovec nicht auf den Punkt zeigte. In der Vorrunde leitete der Tscheche die Partie zwischen dem FC Sevilla und Borussia Mönchengladbachs und gab dort drei Strafstöße. Im Stadio Olimpico gab es letztlich keinen, obwohl Carvajal Florenzi klar zu Fall brachte.
"Wussten, was uns erwartet"
Am Ende stellte Jese Rodriguez mit seinem ersten CL-Treffer in der 86. Minute auf 2:0, für die Römer war es natürlich umso bitterer, da man in der Schlussphase auf den Ausgleich drängte und durch einen Konter das Genick gebrochen bekam. Der Torschütze zeigte nach dem Spiel zufrieden: "Wir wussten, was uns in Rom erwartet. Wir wussten, dass es schwierig werden würde, weil Rom gut verteidigt und sie eng stehen."
Natürlich war der Sieg für Real am Ende verdient, daran will auch niemand rütteln, doch wäre für die Römer letztlich mehr drin gewesen.
Zumal der Auftritt der Königlichen alles andere als herausragend war und wie schon so häufig unter Ex-Coach Rafael Benitez nicht aufgrund eines spielerischen Konzepts zum Erfolg führte.
Toni Kroos hatte im Zentrum gewohnt starke Werte (110 Pässe, 96,4 Prozent Passquote, 117 Ballaktionen), wirklich gefährliche Angriffe konnte aber auch der Weltmeister nicht initiieren.
James liefert keine Argumente
Auch unter Zidane ist das Team noch sehr abhängig von Ronaldo, gerade wenn Gareth Bale, sein Pendant auf der rechten Seite, ausfällt. Zwar sah das Zidane nach dem Spiel anders, aber was soll der Franzose auch sagen? "Ronaldo hat ein großartiges Spiel gemacht, doch heute haben alle Spieler überzeugt. Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Ziele erreichen", sagte Zidane.
Dabei vertrat James Rodriguez den verletzten Bale an diesem Tag mehr schlecht als recht und hat für die Zukunft immer weniger Argumente, wenn es darum geht, einen festen Platz in Reals Starensemble zu beanspruchen.
Ein Cristiano Ronaldo ist in Madrid natürlich über jeden Zweifel erhaben, dass er dennoch ab und an kritische Fragen gestellt bekommt, daran sollte sich der 31-Jährige inzwischen aber gewöhnt haben.
Nach über zehn Jahren auf diesem Niveau muss der Portugiese natürlich niemandem mehr etwas beweisen. Solche provokanten Anspielungen, wie die des spanischen Journalisten am Dienstag, davon sollte sich CR7 nicht mehr angegriffen fühlen - denn am Ende sticht er ja doch wieder.
AS Rom - Real Madrid: Daten zum Spiel