"Es wird definitiv nochmal eng in Madrid"

Toni Kroos zog für Real Madrid die Fäden im Mittelfeld
© getty

Toni Kroos kehrte erstmals in einem Pflichtspiel mit Real Madrid in die Allianz Arena zurück und fügte dem FC Bayern eine schmerzhafte Niederlage zu. Nach dem 2:1-Sieg der Königlichen stellte sich der Mittelfeldspieler in der Mixed Zone den Fragen der Journalisten.

Cookie-Einstellungen

Frage: Herr Kroos, war das ein königlicher Abend in München?

Toni Kroos: Wenn das heißt, dass wir gut gespielt und verdient gewonnen haben, dann ist das so. Ich finde, dass wir auch mit elf gegen elf schon ein gutes Spiel gemacht haben, auch wenn es natürlich ausgeglichener war als nach dem Platzverweis. Wir hatten wirklich gute Phasen, die Bayern genauso. Das liegt an der Qualität, die sie haben. Wir konnten aber auch immer wieder längere Ballbesitzphasen einbauen und uns vorne Möglichkeiten erspielen. Von daher war es auch schon gut, als noch alle Akteure auf dem Platz waren. Danach hat es sich natürlich nochmal verschoben, was logisch ist, weil es mehr Räume gab. Ich hätte mir gewünscht, das eine oder andere Tor mehr zu machen.

Frage: Was war der Schlüssel zum Erfolg?

Kroos: Wir sind teilweise aggressiv vorne drauf gegangen, haben teilweise aber auch ein bisschen abgewartet. Wir konnten nicht jeden Angriff unterbinden, haben aber nach vorne immer Nadelstiche gesetzt, auch vor dem Platzverweis. Danach haben wir es richtig gut ausgespielt und hatten große, große Chancen.

Frage: Ist Ihnen das Herz kurz in die Hose gerutscht, als Arturo Vidal zum Elfmeter angelaufen ist? Es wäre das 2:0 für Bayern gewesen.

Kroos: Ja, aber es war natürlich kein Elfmeter, da geht es ja schonmal los. Ich habe die Szene gerade nochmal gesehen. Von daher wäre es zu dem Zeitpunkt nicht ganz verdient gewesen, 0:2 zurückzuliegen.

Frage: Wie wichtig war der Treffer von Cristiano Ronaldo zum 1:1 kurz nach der Halbzeit?

Kroos: Sehr wichtig, weil wir uns vorgenommen hatten, so weiterzumachen wie in der ersten Halbzeit. Wir wollten vorne noch ein bisschen gefährlicher werden. Dass das so schnell geklappt hat, war natürlich hervorragend. Und dann haben wir noch eine gute zweite Halbzeit gespielt.

Frage: Sie selbst schienen sich bei Ihrer Rückkehr nach München sehr wohlgefühlt zu haben.

Kroos: (lacht) Wenn Sie das sagen. Nein, es stimmt schon, ich habe mich sehr wohlgefühlt. Vor allem aus dem Grund, dass wir als Mannschaft sehr gut gespielt haben und jeder seinen Teil dazu beigetragen konnte. Unter dem Strich können wir sehr zufrieden sein. Jeder von uns weiß aber auch, dass das nur der erste Schritt war und dass es kein Ergebnis ist, bei dem man etwas final sagen kann.

Frage: Javi Martinez fällt im Rückspiel gesperrt aus. Ein Vorteil für Sie?

Kroos: Es ist natürlich von Vorteil, wenn ein guter Spieler des Gegners ausfällt. Es gibt bei Bayern aber auch Alternativen und die sind auch nicht so schlecht. Von daher wird das nächste Woche in Madrid, da bin ich mir ziemlich sicher, nochmal ein enges Ding. Das liegt auch daran, dass wir einfach verpasst haben, das ein oder andere Tor mehr zu machen.

Frage: Sofern Mats Hummels auch ausfällt, könnte es bei Bayern eventuell auf eine Dreierkette hinauslaufen.

Kroos: Diese Gedanken muss ich mir Gott sei Dank nicht machen. (lacht) Ich habe keine Ahnung, was die Idee sein wird. David kann Innenverteidiger spielen, Joshua genauso. Aber wie gesagt: Das zu beurteilen ist nicht meine Aufgabe.

Frage: Sie waren aber sicherlich froh, dass Robert Lewandowski heute nicht dabei war.

Kroos: Es ist immer schwierig zu beurteilen, was dann passiert wäre. Natürlich ist er ein hervorragender Spieler. Ich glaube aber auch, dass es gut war, wie wir es hinten gelöst haben. Da hätte sich jeder schwergetan.

Frage: Besteht mit dem 2:1-Auswärtssieg im Rücken die Gefahr, zu selbstsicher ins Rückspiel zu gehen?

Kroos: Gegen Bayern kann immer etwas passieren. Wir freuen uns für heute, aber wissen, dass absolut nichts entschieden ist. Wie gesagt: Es wird definitiv nochmal eng in Madrid, weil Bayern einfach zu gut ist, als dass es nach einem 2:1 entschieden wäre. Das ist Quatsch. Deshalb brauchen wir die gleiche Leistung wie heute nochmal.

Frage: Wie haben Sie die Geschehnisse in Dortmund am Dienstagabend wahrgenommen?

Kroos: Im Endeffekt wahrscheinlich genauso wie alle anderen. Wir hatten gerade unser Abschlusstraining beendet, als wir das gehört haben. Das ist natürlich eine Katastrophe. Dass die Spieler dann heute direkt auflauen mussten, ist natürlich auch nicht ideal. Ich kann mich da nicht hineinversetzen, weil ich so etwas noch nicht erlebt habe. Ich kann mir aber vorstellen, dass es ein bisschen länger braucht als einen Tag, um so eine Geschichte zu verarbeiten. Dann heute in der Champions League zu spielen ist schwierig, aber offensichtlich nicht anders möglich. Insofern Respekt an alle, die aufgelaufen sind und alles versucht haben.

Frage: Hatten Sie auch mulmige Gefühle, als Sie selbst in den Bus gestiegen sind?

Kroos: Natürlich denkt man immer ein bisschen dran, wenn das Thema gerade aktuell ist. Aber wann kann man aktuell nicht gerade an irgendetwas denken, was so passiert. Am einen Tag passiert etwas am Bus, an einem anderen auf einer normalen Straße. Man muss versuchen, das so gut wie möglich auszublenden, insbesondere wenn man abends Leistung bringen will - denn sonst geht es nicht. So schlimm es ist, dass man sich heutzutage diese Gedanken machen muss. Gerade heute wurde nochmal alles ein bisschen verschärft und gut auf alle aufgepasst. Es muss ja weitergehen.

FC Bayern - Real Madrid: Die Statistik zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema