Neymar brauchte nach dem verlorenen Duell mit Startrainer Pep Guardiola erstmal einen Moment für sich. Völlig enttäuscht kauerte der Superstar auf dem nassen Rasen des Parc des Princes, blickte gen Boden und fluchte vor sich hin. Doch die blanke Verzweiflung wich schnell der puren Kampfeslust um den Henkelpott. "Wir haben die Schlacht verloren, aber der Krieg geht weiter", schrieb der Brasilianer martialisch bei Instagram: "Ein Prozent Chance, 99 Prozent Glauben."
Ganz so bescheiden sind die Aussichten von Paris St. Germain nach dem 1:2 (1:0) im Gigantenduell mit Manchester City zwar nicht, doch für ihren Traum vom Endspiel in Istanbul müssen Neymar und Co. schon einen Kraftakt vollbringen. Die Bayern-Bezwinger brauchen am Dienstag (21.00 Uhr/DAZN) im Halbfinal-Rückspiel einen Sieg und müssen mindestens zwei Treffer erzielen.
Für City steht dagegen die Finaltür weit offen - auch wenn noch keinerlei Euphorie aufkommen mochte. "Ich war froh, dass die Spieler in der Umkleidekabine nach dem Spiel so ruhig waren, kein Jubel, einfach ruhig", sagte Teammanager Guardiola. Seine Mannschaft habe zwar "ein gutes Ergebnis" eingefahren, "aber es ist noch nicht vorbei", führte er aus: "Mit der Qualität, die Paris hat, kann noch alles passieren im Rückspiel."
PSG - ManCity: Glückliche Tore für Guardiolas Team
Vor allem in der ersten Halbzeit des Hinspiels zeigte PSG diese Qualität auch, die Pausenführung durch den Kopfball von Marquinhos (15.) fiel angesichts der Überlegenheit noch zu knapp aus. "Wir wissen, wie gut sie sind", sagte City-Kapitän Kevin De Bruyne. Auch im Rückspiel werde es diese "Momente geben, in denen wir leiden" müssen.
Der Schlüssel zum Erfolg liege allein in der Besinnung auf die eigene Stärke, betonte Guardiola: "Wir sind gut, wenn wir auf eine bestimmte Art und Weise spielen, wir können es nicht anders machen." Die eigenen Qualitäten brachte City, das am Wochenende die englische Meisterschaft einfahren kann, erst in der zweiten Halbzeit auf den Platz.
Zwar war bei der durchrutschenden Flanke von De Bruyne (64.) und dem Freistoß durch die Mauer von Riyad Mahrez (71.) jeweils eine gehörige Portion Glück dabei. Doch letztlich waren die Treffer nur logische Folge des Dauerdrucks der wegen finanzieller Verfehlungen ursprünglich von der Königsklasse ausgeschlossenen Skyblues.
PSG muss in Manchester zwei Tore schießen
Der zumindest anfangs starke Neymar und Kylian Mbappe tauchten in Durchgang zwei komplett ab. Nach der Roten Karte für Idrissa Gueye (77.) nach brutalem Foul an Ilkay Gündogan ("Mir geht es gut") ging es für Paris ohnehin nur noch um Schadensbegrenzung.
Doch der Glaube an das Comeback ist groß, gerade wegen der Auswärtssiege im Achtelfinale in Barcelona (4:1) und im Viertelfinale in München (3:2). "Wir müssen Charakter zeigen", forderte Kapitän Marquinhos. Es mache "keinen Sinn", nach Manchester zu fahren, "wenn wir nicht daran glauben".
Neymar hat ohnehin keine Zweifel. Seine unmissverständliche Botschaft Richtung City: "Ich glaube an mein Team."