Der Nationalspieler konnte nach einem rüden und mit glatt Rot geahndeten Einsteigen von PSG-Mittelfeldspieler Idrissa Gueye (78.) jedoch weiterspielen und gab auch nach dem Abpfiff Entwarnung. "Mir geht es gut", schrieb der 30-Jährige bei Twitter. Ein Einsatz im Rückspiel, das am kommenden Dienstag (4. Mai) stattfindet, ist nicht in Gefahr.
Kevin De Bruyne (64.) und Riyad Mahrez (71.) hatten City nach dem frühen Pariser Führungstreffer durch Marquinhos (15.) zum Sieg geschossen. "Es war ein Spiel mit zwei unterschiedlichen Halbzeiten", sagte City-Kapitän De Bruyne. "Die ersten zehn Minuten waren okay, dann kam Paris besser ins Spiel. Schade, wie wir das Tor bekommen. Nach 25, 30 Minuten haben wir das Pressing umgestellt und sind besser geworden. Nach der Halbzeit haben wir langsamer gespielt und mehr Ruhe gehabt. Die zweite Halbzeit war sehr gut."
City-Coach Guardiola sprach bei DAZN von einem "harten Stück Arbeit" und lobte seine Mannschaft: "Das war exzellent. Stark, dass wir zwei Auswärtstore erzielt haben. Aber es ist noch nicht vorbei. Wir müssen nächste Woche an die zweite Halbzeit anknüpfen. Die zwei Tore waren eine Konsequenz aus der besseren Spielweise. Wir waren in der ersten Halbzeit weniger aggressiv." Das sei auch der fehlenden Erfahrung seines Teams geschuldet gewesen: "Am Anfang wollte keiner einen Fehler machen."
Die PSG-Spieler zeigten sich enttäuscht. Kapitän Marquinhos warf seinen Kollegen vor, nach dem Seitenwechsel nicht mutig genug agiert zu haben. "City war besser in den Zweikämpfen. Dann haben wir zwei richtig blöde Gegentore kassiert. Das sind Details, auf die es in diesem Wettbewerb ankommen. Noch sind 90 Minuten übrig, aber wir brauchen eine Leistungssteigerung, wenn wir noch weiterkommen wollen."
PSG - Manchester City: Die Analyse
PSG-Coach Pochettino baute wie City-Trainer Guardiola auf ein 4-3-3 mit einer äußerst variablen, ständig rochierenden Offensive. Die Franzosen nutzten das zunächst aber mehr zu ihrem Vorteil als die Engländer - weil sie nach zehnminütigem Abtasten wacher, aggressiver und kompakter agierten.
Vor allem Verratti nahm bei den Hausherren eine interessante Rolle ein: Der als halblinker Achter aufgebotene Italiener rückte im Spiel gegen den Ball immer wieder auf die linke Außenbahn, um Freigeist Neymar zu entlasten. Wenn die Pariser den Ball in ihren Reihen hatten, schob sich Verratti häufig die Zehner-Position und unterstützte das aus Neymar, di Maria und Mbappe bestehende Offensiv-Trio.
Das Pochettino-Team hatte so häufig ein Übergewicht bei Umschaltaktionen. Der Führungstreffer fiel jedoch durch eine Standardsituation: Kapitän Marquinhos verwertete eine perfekt getretene Di-Maria-Ecke, nachdem er Gündogan in genau dem richtigen Moment entwischt und in Richtung des ersten Pfostens gestartet war (15.).
PSG schenkt Führung her - Brutalo-Foul an Gündogan
Die Guardiola-Elf schien geschockt, produzierte ungewohnte Ballverluste in der eigenen Hälfte und bekam ohne klassischen Neuner keinerlei Tiefe in ihr Spiel. Nur einmal vor der Halbzeit fruchtete das Pep'sche Pressing: Walker eroberte 30 Meter vor dem Tor auf der rechten Seite den Ball, spielte ihn zu Silva, der blitzschnell zu dem im Zentrum völlig blanken Foden durchsteckte. Navas wusste den Abschluss des 20-jährigen Engländers aber zu entschärfen (42.).
Zur Pause sprach also alles für Paris - doch dabei sollte es nicht bleiben. Beide Mannschaften kamen wie ausgewechselt aus der Kabine: City verteidigte nun höher und sammelte durch einige starke Ballgewinne und gute Kombinationen Selbstvertrauen, während PSG die Rolle des Verwalters einnahm und im Spiel nach vorne nichts mehr zustande brachte.
Das rächte sich: Erst segelte eine Halbfeldflanke von De Bruyne an Freund und Feind vorbei ins Tor vom daran nicht schuldlosen Navas (64.), dann schlug Mahrez per Freistoß aus zentraler Position zu (71.) - auch, weil die PSG-Mauer ein verheerendes Leck aufwies.
Als Gueye infolge eines brutalen Fouls an Gündogan dann auch noch Rot sah, stand fest: PSG hatte dieses Spiel hergeschenkt. In Durchgang zwei musste City-Keeper Ederson kein einziges Mal eingreifen - auch deshalb gingen die Gäste als verdienter Sieger vom Platz.
PSG - Manchester City: Die Aufstellungen
PSG: Navas - Florenzi, Marquinhos, Kimpembe, Bakker - Paredes (83. Herrera), Gueye - Di Maria (80. Danilo), Verratti, Neymar - Mbappe
ManCity: Ederson - Walker, Stones, Dias, Cancelo (61. Zinchenko) - Gündogan, Rodri, De Bruyne - Silva - Mahrez, Foden
PSG - Manchester City: Die Daten des Spiels
Tore: 1:0 Marquinhos (15.), 1:1 De Bruyne (64.), 1:2 Mahrez (71.)
Rote Karte: Gueye (78./grobes Foulspiel)
- Für Manchester City war es das 54. Pflichtspiel in dieser Saison, mehr als jedes andere Team aus den Top-5-Ligen. Für PSG war es das 50. Pflichtspiel in 2020/21.
- City-Trainer Guardiola bestreitet gegen PSG sein 8. Halbfinale in der Champions League. So viele schaffte sonst nur Jose Mourinho. Kein spanischer Trainer hat bisher 3 Endspiele erreicht. Guardiola stand zuletzt 2010/11 mit dem FC Barcelona im Finale. Die Katalanen schlugen Manchester United mit 3:1. Der Sieg damals galt als die beste Leistung einer Fußballmannschaft und war der Höhepunkt des Tiki-Taka.
- PSG ist nach einer Heimniederlage im Hinspiel immer ausgeschieden (das war aber auch erst 2-mal der Fall, zuletzt im Viertelfinale 2014/15 gegen Barca).
- Das 1:0 durch Marquinhos war für PSG das 9. Tor nach einem Standard in dieser CL-Saison - Höchstwert im Wettbewerb. Zudem das 5. nach einer Ecke - ebenfalls Höchstwert.
Der Star des Spiels: Riyad Mahrez (Manchester City)
Nicht nur wegen seines direkt verwandelten Freistoßes der beste City-Spieler. War an nahezu allen gefährlichen Aktionen beteiligt, traute sich viel im Eins-gegen-Eins zu und verbuchte mit sieben Ballgewinnen die meisten aufseiten der Guardiola-Elf.
Der Flop des Spiels: Kylian Mbappe (PSG)
Einige ordentliche Aktionen in Hälfte eins, verstolperte aber zu oft den Ball und fand in Durchgang zwei überhaupt nicht mehr statt. Mit 30 Ballaktionen hatte Mbappe die wenigsten aller PSG-Spieler. Auch seine Körpersprache (nach dem Seitenwechsel) war eines Spitzenspielers nicht würdig.
Der Schiedsrichter: Felix Brych (Deutschland)
Hatte in seinem 64. Champions-League-Spiel allerhand zu tun - gerade in Durchgang zwei, als sich die frustrierten Pariser einige Male zu überharten Tacklings hinreißen ließen. Brych lag mit seinen Entscheidungen - auch mit dem Platzverweis für Gueye - aber ausnahmslos richtig.