Eintracht Frankfurts Pleite gegen die SSC Neapel: Ein No-Go und der Friedensnobelpreis

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Chancenlos hat Eintracht Frankfurt das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen die SSC Neapel mit 0:2 verloren. Anschließend kritisierte Trainer Oliver Glasner seine Mannschaft - und suchte ziemlich vergeblich nach einem Hoffnungsschimmer für das Rückspiel.

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Bei der Pressekonferenz nach der 0:2-Pleite gegen die SSC Neapel sprach Trainer Oliver Glasner innerhalb von 30 Sekunden exakt fünfmal die Worte "eigene Fehler" aus. Der Auftakt seiner Ausführungen: "Mit unseren eigenen Fehlern haben wir uns Selbstvertrauen genommen und Neapel hat Stärke gewonnen." Ja, Napoli war ein herausragender Gegner - aber die Eintracht hat es den Gästen auch viel zu einfach gemacht.

Da wäre beispielsweise Aurélio Butas überflüssiges Foul, das zum Elfmeter führte, den Khvicha Kvaratskhelia immerhin verschoss. Da wäre auch Mario Götzes Fehlpass vor Victor Osimhens 0:1. Da wäre der Ballverlust von Evan Ndicka, den Osimhen ebenfalls ausnutzte, zum Glück der Eintracht aber nur aus dem Abseits. Und da wäre noch Randal Kolo Muanis zwar strittiger, aber in jedem Fall sehr unnötiger Platzverweis.

"Es ist nicht das erste Mal, dass wir den Gegner mit eigenen Fehlern stark machen", erkannte Glasner ein Muster. Er erinnerte an das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen den Lokalrivalen SV Darmstadt 98. Auch damals verteilte die Eintracht Geschenke, anders als der Zweitligist münzte sie der souveräne Tabellenführer der Serie A aber in einen Sieg um. "Mit welcher Dynamik sie unsere Fehler ausgenutzt haben, war impressive", sagte Glasner im feinsten Öster-Englisch.

Eintracht Frankfurt: Was Oliver Glasner bemängelte

Es waren aber nicht nur diese ganz offensichtlichen Fehler, die der Trainer bemängelte. Ihn störte noch viel, viel mehr am Auftritt seiner Mannschaft. Etwa das Verhalten seiner beiden Sechser Djibril Sow und Daichi Kamada im Vorfeld des 0:1, beide schoben in dieser Szene gleichzeitig zur Seite. "Es ist ein völliges No-Go, dass Djibril und Daichi das Zentrum verlassen", klagte Glasner.

Außerdem kritisierte der Trainer die Ineffizienz bei ruhenden Bällen: "Ich glaube, wir bekommen den Friedensnobelpreis für unsere Offensiv-Standards, weil wir nicht zum Abschluss kommen." Eigentlich könnte er diese Aussage auf alle Offensivbemühungen seiner Mannschaft übertragen. Die Eintracht erspielte sich keine einzige Großchance, es gab nur wenige halbgare Abschlüsse wie von Kolo Muani (5.) oder Kamada (82.). Der xG-Wert sprach mit 0,45 zu 2,83 ganz klar gegen die Eintracht, bei Schüssen aufs Tor lautete der Endstand 1:10. Eine höhere Niederlage verhinderte nur Keeper Kevin Trapp.

Unabhängig von der kaum vorhandenen Torgefahr hätte Frankfurt laut Glasner ganz generell "die Genauigkeit" gefehlt, seine Spieler seien "zu viel mit dem Ball gelaufen", sie sollten "sorgfältiger umgehen mit dem Ballbesitz". Davon hatte die Eintracht für ein Heimspiel übrigens erstaunlich wenig - nämlich nur rund 30 Prozent. Die Passquote betrug schwache 75 Prozent, die Zweikampfquote 46 Prozent. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase dominierte Napoli die Eintracht auf voller Linie.

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Eintracht Frankfurt: Was macht Hoffnung für das Rückspiel?

Was macht da mit Blick auf das Rückspiel in drei Wochen überhaupt Hoffnung? "Heute fällt mir nicht so viel ein, um das zu finden, was wir benötigen, um zu gewinnen", sagte Glasner. Ein Satzbau, ungefähr so zielstrebig wie das Spiel seiner Mannschaft. Jedenfalls spricht nicht nur der 2:0-Vorsprung für Napoli, sondern auch die Sperre von Toptorjäger Kolo Muani und der Heimvorteil im Stadio Diego Armando Maradona.

Weil Glasner keine konkreten Anhaltspunkte für ein Comeback finden konnte, zeichnete er immerhin ein paar wunderbare Floskel-Bilder. "Wir stecken unsere Köpfe nicht zwischen die Knie und nicht in den Sand", verkündete er beispielsweise. Oder: "Wir werden nicht als Touristen mit weißen Fahnen ins Maradona-Stadion einziehen."

Einen kleinen Hoffnungsschimmer fand er dann aber doch noch: und zwar die jüngere Vergangenheit. "Ich kann mich erinnern, wie wir nach dem ersten Champions-League-Spiel hier gesessen sind nach einem 0:3 gegen Sporting Lissabon und es geheißen hat: Champions League ist zu hoch", erzählte Glasner. "Wir haben uns zusammengerauft und daraus gelernt."

Anschließend gelangen drei Siege aus den fünf verbliebenen Gruppenspielen und die Qualifikation für das Achtelfinale bei der allerersten Champions-League-Teilnahme. Das muss man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen: Dieser Wettbewerb ist für die Eintracht völliges Neuland, schon der Achtelfinal-Einzug ein historischer Erfolg.

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