Löw nimmt Liga und Spieler in die Pflicht

SID
Michael Ballack und Lukas Podolski kommen zusammen auf 157 Länderspiele für Deutschland
© Getty

Klare Ansage an die Spieler, deutliche Worte an die Liga: Vor dem heißen Herbst in der WM-Qualifikation hat Joachim Löw die Nationalspieler, aber vor allem auch die Verantwortlichen der Fußball-Bundesliga in die Pflicht genommen.

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"Wir erwarten von den Vereinstrainern und -Managern, dass sie unsere Entscheidungen genauso respektieren, wie wir ihre Entscheidungen respektieren. Wir tragen die Verantwortung und die Folgen, und wir können alle Entscheidungen absolut begründen", sagte der Bundestrainer und reagierte noch einmal auf die Kritik an seiner Nominierungspolitik.

Nach den bislang überwiegend dürftigen Leistungen des Vize-Europameisters seit fast einem Jahr verlangt der 49-Jährige beim ersten Doppelpack der WM-Saison mit den Länderspielen gegen Südafrika am Samstag in Leverkusen und vier Tage später in der WM-Quali gegen Aserbaidschan in Hannover aber auch eine deutliche Steigerung seiner Mannschaft.

Automatismen und Harmonie verbessern

"Ich war mit den Leistungen in den letzten Spielen auch nicht zufrieden. Wir müssen die Feinabstimmung sowie die Automatismen verbessern und auch an der Harmonie arbeiten", sagte Löw.

In der Domstadt, wo sich die DFB-Auswahl eine Woche lang aufhält, konterte Löw aber zunächst einmal die Angriffe aus der Bundesliga wegen der Nichtnominierung von Leverkusens Stefan Kießling und Bremens Keeper Tim Wiese.

"Leistung und Konkurrenzkampf zählen"

Sechs Wochen vor dem Qualifikations-Showdown in der Europagruppe 4 am 10. Oktober in Moskau gegen Verfolger Russland machte der Coach deutlich, dass er in den kommenden Monaten mehr Rückendeckung von der Liga erwartet.

Löw bezeichnete es als absurd und über das Ziel hinausgeschossen, "wenn man uns zwischen den Zeilen vorwirft, nicht nach Leistungskriterien zu nominieren, sondern vielleicht nach Vereinszugehörigkeit oder Emotionalität. Das ist völlig von der Hand zu weisen. Es zählen nach wie vor die Leistung und der Konkurrenzkampf".

Löw will ein persönliches Gespräch

Zudem versicherte der frühere Klinsmann-Assistent, seine Entscheidungen stets mit den betroffenen Spielern zu kommunizieren. Profis, die wegen einer Nichtnominierung unzufrieden wären, riet er, ihn persönlich anzurufen und nicht über die Öffentlichkeit zu gehen.

Löw betonte weiter, dass eine Nichtnominierung nicht mit einer Ausbootung gleichzusetzen sei. Zudem sei die Auswahl für ihn glücklicherweise größer geworden, was im Vorfeld der WM ein Segen sei. Dass in Kießling der vielleicht zurzeit beste deutsche Stürmer erneut nicht dabei ist, verteidigte der DFB-Chefcoach.

Zuletzt spielerisch enttäuscht"

"Wir wollen nicht von Bundesliga-Spieltag zu Bundesliga-Spieltag getrieben werden. Wir haben eine klare Vorstellung, und für die anstehenden Länderspiele reichen die vier nominierten Stürmer aus", erklärte Löw, der auch klarstellte: "Ich muss erst vor dem Turnier endgültige Entscheidung treffen und nicht jetzt."

Nachvollziehen kann der Bundestrainer dagegen die Kritik an den zuletzt gezeigten Leistungen seiner Mannschaft. "Mit 19 von 21 möglichen Punkten stehen wir in der WM-Qualifikation zwar voll im Soll. Wir wissen, dass wir bei den letzten Länderspielen spielerisch enttäuscht und unser Potenzial nicht abgerufen haben. Gegen Südafrika und Aserbaidschan wollen wir auf dem Platz wieder die Dominanz ausstrahlen, die uns zuvor ausgezeichnet hat. Ich bin mir sicher, dass uns das auch gelingen wird."

Ausdauertest ohne vier Spieler

Deshalb sei es für ihn wichtig, die Mannschaft mal wieder längere Zeit beisammenzuhaben, um gezielt die Defizite zu beseitigen. Beim Ausdauertest am Dienstag und dem anschließenden ersten Geheimtraining fehlten in Kapitän Michael Ballack (Leistenprobleme), Mesut Özil (Einblutung an der Kniescheibe), Robert Enke (grippaler Infekt) und Lukas Podolski (Muskelverhärtung) allerdings vier wichtige Stützen, die für das Südafrika-Spiel eingeplant sind.

"Ich gehen davon aus, dass sie spätestens Donnerstag wieder problemlos trainieren können", sagte Löw, der erstmals zu einer Pressekonferenz gemeinsam mit U-21-Trainer Rainer Adrion erschien. Der deutsche Nachwuchs, der kommende Woche gegen Tschechien in die EM-Qualifikation startet, ist zwei Tage lang gemeinsam mit dem A-Team in einem Kölner Luxushotel untergebracht.

Ehrung für die U-21-Europameister

"Es ist eine gute Konstellation, dass man diese Nähe schafft zwischen U-21- und A-Mannschaft", sagte Löw. Am Abend nahm der Bundestrainer mit seiner Mannschaft im Kölner Gürzenich an einer feierlichen Ehrung für die U-21-Europameister durch DFB-Präsident Theo Zwanziger teil.

Alleine fünf Spieler des Meisterteams von Schweden - Özil, Manuel Neuer, Andreas Beck, Marko Marin und Sami Khedira - wohnen bei diesem Lehrgang aber schon in einem anderen Stockwerk.

Die DFB-Pressekonferenz zum Nachlesen