Der große Gewinner kommt von Bayer Leverkusen, der große Verlierer ebenfalls. Mit Toni Kroos konnte ein junger Spieler überzeugen, während mit Simon Rolfes ein Leistungsträger ausfällt.
Während Jungstar Toni Kroos am Dienstagabend nach dem Kurzlehrgang der deutschen Nationalmannschaft lächelnd und mit einem vielsagenden "Bis bald" das Teamhotel in Stuttgart verließ, war sein Vereinskollege Simon Rolfes schon längst abgereist und musste sich nach seiner neuerlichen Knie-Operation bereits gedanklich damit auseinandersetzen, dass er bei der WM in Südafrika nur Zuschauer ist.
Chancen für die Jungen
Während der Bayer-Kapitän das erste Welt-Championat auf afrikanischem Boden wohl abschreiben muss, dürfen die jungen Wilden Kroos (20 Jahre), Thomas Müller (Bayern München/20) und Dennis Aogo (Hamburger SV/23) von einem WM-Ticket träumen. "Sie haben sicherlich gute Chancen, wenn sie ihre bisherigen Leistungen in der Rückrunde bestätigen", sagte Bundestrainer Joachim Löw nach dem dreitätigen Kurzlehrgang der Nationalmannschaft.
Schmunzelnd fügte der 49-Jährige hinzu: "Hier konnten sie sich ja nur als TV-Stars in Szene setzen." Ernsthaft versicherte der Bundestrainer, dass er sich von diesem Nachwuchstrio in Zukunft eine Menge verspricht. "Mein Co-Trainer Hansi Flick und ich haben mit den Dreien ein längeres Gespräch geführt. Dabei haben alle eine sehr reifen, selbstbewussten Eindruck hinterlassen", berichtete Löw.
Bodenhaftung imponiert Löw
Besonders imponiert habe ihm, dass Kroos, Müller und auch Aogo trotz ihrer wachsenden Popularität auf dem Teppich geblieben sind.
"Sie haben die Bodenhaftung nicht verloren, das ist ganz entscheidend. Sie wissen, dass sie noch am Anfang ihrer Karriere stehen und noch viel lernen müssen. Wir spüren aber auch, mit welchem Nachdruck sie nach oben wollen, ohne zu überdrehen. Das hat mich beeindruckt", sagte der Bundestrainer, der mit ziemlicher Sicherheit den Leverkusener Shootingstar Kroos für das letzte Länderspiel vor der WM-Nominierung einladen wird.
"Ich kann mir vorstellen, dass er gegen Argentinien dabei ist", erklärte Löw hinsichtlich des Härtetests gegen den zweimaligen Weltmeister am 3. März in München, wo auch Lokalmatador Thomas Müller auf seine Chance hoffen darf.
Kroos könnte dabei auch von der Verletzung seines Vereinskollegen Simon Rolfes und der Formschwäche der Stuttgarters Thomas Hitzlsperger profitieren, der eigentlich für die WM gesetzt war.
Kross WM-Chance steht und fällt mit Rolfes
Bei einem Ausfall des Bayer-Kapitäns würden sich die Chancen der Münchner Leihabe auf die Teilnahme an der WM (11. Juni bis 11. Juli) vergrößern. Denn Löw überlegt, den Münchner Bastian Schweinsteiger von außen in die Mitte zu ziehen und Kroos auf der Außenbahn zu testen.
Leverkusens Klubtrainer Jupp Heynckes hat Löw bereits ermuntert, seinen torgefährlichen Mittelfeldspieler ins kalte Wasser zu werfen: "Seine Defizite hat er abgearbeitet. Toni ist physisch sehr stabil, mental stark und für höhere Aufgaben geeignet. Er kann das noch schaffen."