Rund 100 Tage vor dem WM-Start sind die Würfel in der seit knapp zwei Jahren andauernden Torwart-Diskussion gefallen. Rene Adler steht bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zwischen den deutschen Pfosten.
Der 7. April 2006 wird Oliver Kahn immer in besonders unangenehmer Erinnerung bleiben. Knapp acht Jahre lang war Kahn die Nummer eins im deutschen Tor und eine der wenigen Institutionen in einer teilweise verheerend auftretenden Nationalmannschaft.
Dann rief der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann den Konkurrenzkampf aus und fortan hatten alle Fans eine fast zweijährige Torhüterdiskussion. Bis zum 7. April 2006.
Da trafen Klinsmann, sein damaliger Co-Trainer Jogi Löw und Torwarttrainer Andreas Köpke die Entscheidung gegen Kahn und für dessen Konkurrenten Jens Lehmann.
Adler ist Deutschlands Nummer eins
Kahn hatte ein fundamentales Problem, Lehmann endlich seinen Stammplatz und Deutschland keine Torhüterdiskussion mehr. Trotzdem zogen noch bedrohliche Wolken durch die Medien, zu groß war die Rivalität zwischen den beiden Kontrahenten. Kahn dachte sogar an Rücktritt.
Andreas Köpke hat daraus gelernt. Auch im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2010 gab es einen offenen Kampf um eine der spektakulärsten Positionen im Welt-Fußball. Das Testspiel gegen Argentinien (Mi., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER) galt als letzter Indikator dafür, wer als deutsche Nummer eins ins WM-Turnier gehen wird.
"Rene Adler wird am Mittwoch im Tor stehen. Er hat die Nase vorn, weil er in den entscheidenden Spielen der WM-Qualifikation hervorragende Leistungen gezeigt hat. Vor allem in den entscheidenden Duellen gegen Russland. Deshalb war für uns klar, dass er gegen Argentinien spielen wird", sagte Köpke.
Turek, Maier, Kahn, Adler
Das leicht aufgewühlte Land der Torhüter darf durchatmen. 102 Tage vor Turnierbeginn hat sich die sportliche Leitung bis auf Weiteres eines Problems entledigt, bevor es überhaupt erst richtig groß und gefährlich werden konnte.
"Rene ist im Moment die Nummer eins. Bis zur WM ist noch ein ganzes Stück hin, aber er hat es jetzt selbst in der Hand. Wer im Tor steht, kann Pluspunkte sammeln", fügte Köpke an. "Es ist jetzt ja nicht die große Überraschung, dass Rene die Nummer eins ist."
Damit reiht sich Adler in die erlauchte Riege deutscher Torhüter ein: Toni Turek, Hans Tilkowski, Sepp Maier, Toni Schumacher, Bodo Illgner, Andreas Köpke, Oliver Kahn, Jens Lehmann, Rene Adler.
"Selbst ein großer Name werden"
Manch einer bekäme dabei weiche Knie, Adler indes bleibt gewohnt gelassen. "Es ist für mich keine Bürde, dass ich so große Vorgänger habe. Es ist in erster Linie eine Herausforderung für mich, für ein Land zu spielen, in dem es seit Generationen herausragende Torhüter gibt. Ich arbeite daran, selbst ein großer Name zu werden."
Trotz des großen Vertrauensvorschusses will sich der Leverkusener aber nicht auf dem jüngst kommunizierten Status quo ausruhen. "Man weiß ja, was alles passieren kann!"
Für ihn sei es gut, frühzeitig zu wissen, woran er ist: "Ich kann mich dann besser auf eine Situation einstellen." Adler bekräftigte zudem, dass er auch nach der Entscheidung weiter ein kollegiales Verhältnis zu seinen Konkurrenten habe: "Es gibt absolut kein Problem zwischen uns."
Neuer enttäuscht, aber einsichtig
Manuel Neuer wurde wie Adler nach dem Frühstück am Montagmorgen von Köpke und Bundestrainer Joachim Löw in Kenntnis gesetzt. Der verletzte Tim Wiese wurde hingegen nicht extra informiert.
Neuer habe sich "enttäuscht" gezeigt, wie Köpke anmerkte. "Das sind Gespräche, die nicht so angenehm sind. Manuel hat aber Verständnis gezeigt, auch wenn er nicht erfreut und logischerweise sehr enttäuscht war."
Eine festgezurrte Hierarchie hinter der Nummer eins Adler gebe es nicht. "Wir haben in alle drei Torhüter Vertrauen und wissen, dass wir uns auf sie verlassen können. Deshalb haben wir auch keine weitere Reihenfolge festgelegt."
Gut drei Monate vor der WM hat der DFB damit einen Brandherd weniger. Auch wenn Köpke die Diskussion als solche nie wirklich für zulässig hielt. "Die ganze Sache war immer sehr unproblematisch. Wir waren vorher ruhig und sind nach wie vor ruhig." Vor vier Jahren war die Gemütslage noch eine ganz andere.
Die DFB-Pressekonferenz zum Nachlesen im Ticker
Die DFB-PK zum Nachlesen:
12.32 Uhr: Das war's dann auch von Philipp Lahm und mit der ersten Pressekonferenz des DFB-Team. Am Dienstag geht's um 12.30 Uhr mit dem Bundestrainer weiter.
12.31 Uhr: Lahm zu Adler: "Wir haben sehr gute Torhüter in Deutschland, da ist es nicht wichtig, wer im Tor steht. Man hat vor der WM lange Zeit, um die nötigen Dinge einzustudieren."
12.30 Uhr: Wo wird Lahm spielen? "Ich habe auch schon mit dem Bundestrainer gesprochen, dass es für einen Spieler gut ist, wenn er auf der Position spielt, auf der er auch im Verein spielt. Aber ich habe auch schon bewiesen, dass dich die Umstellung schaffe."
12.28 Uhr: Ein südamerikanischer Kollege will wissen, für wen das Spiel wichtiger ist. "Ich glaube, dass es für beide wichtig ist. Argentinien hatte eine schwere Qualifikation und will auch Ruhe haben vor dem Turnier. Deshalb ist es ein Spiel, bei dem es für beide Mannschaften um sehr viel geht."
12.27 Uhr: Eine Frage zum letzten Test gegen Italien vor der WM vor vier Jahren, der 1:4 verloren ging. "Wir wollen uns ersparen, dass Unruhe und Diskussionen über jeden einzelnen aufkommen und vor der Weltmeisterschaft Ruhe herrscht."
12.25 Uhr: Lahm sitzt da. Erstmal eine Frage zum FC Bayern und zur Tabellenführung. "Wir sind froh, dass wir nach so langer Zeit wieder oben stehen. Es war gut für uns, dass wir am Sonntag spielen konnten und Leverkusen am Samstag gepatzt hat."
12.19 Uhr: Adler und Köpke verlassen den Raum, jetzt kommt noch Philipp Lahm.
12.18 Uhr: Über weitere Personalien will sich Köpke nicht äußern. Das macht Joachim Löw am Dienstag.
12.17 Uhr: Die deutschen Torhüter bei Weltmeisterschaften waren immer große Namen. Ist das für Adler zusätzlicher Druck? "Für mich persönlich ist das keine große Drucksituation. Ich arbeite daran, dass ich ein großer Name werde."
12.15 Uhr: Der Kollege vor Ort, Stefan Rommel, fragt, ob Köpke erleichtert ist, endlich eine Entscheidung getroffen zu haben: "Für mich persönlich hat sich nicht viel geändert. Wir waren vorher ruhig und sind es auch jetzt."
12.12 Uhr: Gibt's zusätzlichen Druck? "Ich denke, da wird sich in der Berichterstattung und in der Wahrnehmung nichts ändern. Ich will einfach so weitermachen, alles andere sieht man dann in ein paar Monaten."
12.11 Uhr: Adler über seine WM-Chancen: "Ich weiß erst seit anderthalb Stunden von der Entscheidung. Ich schaue noch nicht primär auf das Turnier im Sommer. Man hofft, dass die Entwicklung nicht durch Verletzung oder ähnliches gebremst wird."
12.10 Uhr: "Manuel und ich haben heute schon zusammen trainiert. Zwischen uns beiden gibt es absolut kein Problem. Wir kennen uns schon sehr lange, haben ein sehr gutes Verhältnis und wichtig ist der mannschaftliche Erfolg", sagt Adler.
12.09 Uhr: Tim Wiese wurde noch nicht über die Entscheidung informiert. Eins ist klar: "Adler ist die Nummer eins", sagt Köpke. Danach gibt es keine Reihenfolge. Auch über einen Ersatzmann bei einer möglichen Verletzung wurde noch nicht nachgedacht.
12.08 Uhr: Auch Manuel Neuer wurde bereits über die Entscheidung informiert. "Die Gespräche sind nicht angenehm. Aber Manuel hat das akzeptiert, aber es war natürlich enttäuschend für ihn. Das weiß ich aus eigener Erfahrung", sagt Köpke.
12.07 Uhr: Köpke auf die Frage nach der Nummer eins bei der WM: "Rene hat es selbst in der Hand. Wir haben vollstes Vertrauen in unsere Torhüter, aber besonders auch in Rene."
12.06 Uhr: Adlers Statement: "Ich weiß es auch erst seit dem Frühstück, als mich der Bundestrainer und Andi in ihr Büro gerufen haben. Ich bin natürlich sehr erfreut. Es ist ein sehr interessantes und wichtiges Spiel."
12.05 Uhr: Jetzt wird's ernst! Wer wird die Nummer eins? "Rene Adler wird am Mittwoch im Tor stehen und hat somit auch die Nase vorn. Er hat die wichtigen Spiele gegen Russland gut gespielt und so war es für uns klar, dass er gegen Argentinien im Tor steht."
12.04 Uhr: Jetzt ist Köpke dran: "Wir sind froh, dass es wieder um die wesentlichen Dinge geht. Wir haben mit Argentinien eine große Herausforderung vor uns."
12.03 Uhr: Die deutsche Nationalmannschaft trainiert um 18 Uhr an der Säbener Straße beim FC Bayern. Der nächste Teilnehmer der Pressekonferenz ist Philipp Lahm
12.02 Uhr: Mediendirektor Harald Stenger ergreift das Wort und gibt die Rahmendaten der Argentinier bekannt. Die Albiceleste trainiert um 18 Uhr an der Grünwalderstraße bei 1860 München.
12.01 Uhr: Jetzt kommen Bundestorwarttrainer Andreas Köpke und Rene Adler und nehmen auf den Hockern an den Stehtischen Platz. Das ist doch schon mal ein kleines Zeichen, wer am Mittwoch im Tor stehen wird.
12 Uhr: Herzlich Willkommen aus München. Die erste Pressekonferenz des DFB vor dem Spiel gegen Argentinien beginnt in wenigen Minuten. Noch ist keiner der Gesprächspartner da. Kann aber nicht mehr lange dauern.