Vor 21.000 Zuschauern im Ullevi Stadion von Göteborg feierten gleich vier Spieler ihr Länderspiel-Debüt für Deutschland. Lewis Holtby (Mainz) und Marcel Schmelzer (Dortmund) standen in der Startelf, Andre Schürrle (Mainz) und Mario Götze (Dortmund) wurden eingewechselt. Mit 18 Jahren ist Götze damit der jüngste Nationalspieler seit Uwe Seeler, der 1954 sein Debüt mit 17 gab.
Mit dem Unentschieden beendet die DFB-Elf ihr Länderspieljahr mit einer Bilanz von zwölf Siegen, zwei Unentschieden und drei Niederlagen bei einem Torverhältnis von 40:10.
Reaktionen:
Bundestrainer Joachim Löw: "Es war schnell klar für mich, dass es ein Geduldsspiel werden würde. Die Schweden standen mit zehn Mann hinten drin. Aber ich denke, wir haben eine engagierte Leistung gezeigt, gerade wenn man bedenkt, wie viele Neulinge im Team standen. Mit allen Spielern, die ihr erstes oder zweites Länderspiel bestritten haben, war ich absolut zufrieden. Die Mannschaft hat in diesem Jahr Qualitätsfußball made in Germany gezeigt, daran wollen wir 2011 anknüpfen."
Mario Götze: "Ich war sehr aufgeregt. Das war eine wichtige Erfahrung für mich. Ich hatte ziemliches Herzrasen. Aber die Mitspieler haben es mir sehr leicht gemacht."
Andre Schürrle: "Das war ein wunderbarer, sehr schöner Tag für alle Debütanten. Der Bundestrainer hat gesagt, dass wir mutig spielen sollten. Wir wurden toll aufgenommen und sollten locker unser Spiel durchzuziehen."
Marcel Schmelzer: "Die 90 Minuten waren sehr hilfreich und neu für mich, und es hat auch bei dieser Kälte Spaß gemacht. Wir haben versucht, Fußball zu spielen, aber es wollte leider kein Tor fallen."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Debütantenball in Göteborg: Schmelzer und Holtby tragen heute zum ersten Mal den Adler auf der Brust - und beide stehen gleich in der Startelf. Auch Großkreutz spielt von Anfang an, genauso wie sein Dortmunder Kollege Hummels, der zusammen mit Westermann die Innenverteidigung bildet. Dahinter steht wie angekündigt Adler im Tor, Gomez beginnt als einzige Spitze.
Die Schweden beginnen ohne Superstar Zlatan Ibrahimovic. Der Milan-Angreifer ist, laut Trainer Hamren, mit den Kräften am Ende und wird deshalb geschont.28.: Die erste Chance des Spiels. Schmelzer verschätzt sich bei einem Flankenwechsel auf links, sodass Larsson unbedrängt den Ball in den Strafraum auf Wernbloom passen kann. Der Schwede kann aber den Ball nicht richtig kontrollieren und jagt ihn weit übers Tor.
38.: Schmelzer fasst sich an der linken Strafraumkante ein Herz und hämmert den Ball mit dem schwächeren Rechten aufs untere lange Eck. Isaksson ist zur Stelle und wehrt ab.
41.: Die beste Möglichkeit für die Schweden: Wilhelmsson lässt auf der linken Seite Boateng stehen und bringt den Ball scharf in die Mitte. Toivonen müsste eigentlich nur den Fuß hinhalten, schlägt aber unbedrängt am Elfmeterpunkt über den Ball.
58.: Schöner Schuss von Holtby! Marin sieht den Mainzer frei im Strafraum, aber der Ball geht Zentimeter rechts am Pfosten vorbei.
76.: Großkreutz dribbelt sich in den Strafraum und will den Ball in die Mitte geben. Der Ball springt da Granqvist an die Hand. Aber richtige Entscheidung: Kein Elfer!
Fazit: Spielerisch sehr mageres 0:0, von beiden Seiten aber immerhin taktisch solide. Deutschland fehlten Tempo und Ideen, um die Schweden ernsthaft zu gefährden. Und den Schweden fehlte schlicht der Wille, nach vorne zu spielen.
Der Star des Spiels: Lewis Holtby. Hatte gegen die extrem kompakten und tief stehenden Schweden kaum Räume. Trotzdem versuchte der Mainzer, mit viel Aufwand die Rolle von Mesut Özil auszufüllen. Hatte fast als einziger den Mut, schnell und direkt zu spielen und taute vor allem in der zweiten Halbzeit immer mehr auf. Insgesamt ein sehr ordentliches Debüt - und einer der wenigen Farbtupfer an einem eher tristen Abend.
Der Gurke des Spiels: Die destruktive Grundhaltung der Schweden. Gute, disziplinierte und effektive Abwehrleistung - aber nicht die geringste Investition in die Offensive. Von der Herangehensweise erinnerte das eher an San Marino oder Malta als an einen WM-Teilnehmer. Herzlich wenig für eine Heimmannschaft in einem Freundschaftsspiel.
Die Pfeife des Spiels: Carlos Velasco Carballo. Der Spanier hatte keine Mühe mit der fairen Partie und hielt sich entsprechend im Hintergrund. Auch wenn die Assistenten bisweilen etwas schnell mit der Fahne oben waren, ein entspannter und solider Auftritt des Gespanns.
Analyse: Bei minus fünf Grad schickte Löw eine der jüngsten Mannschaften, die je für Deutschland gespielt hat, auf den Göteborger Acker. Doch die Rasselbande holte sich früh Sicherheit über viel eigenen Ballbesitz gegen extrem defensive Schweden. Allerdings fehlte es in der Offensive an konsequentem Pressing, Tempo im Spiel ohne Ball und Esprit in Eins-gegen-Eins-Situationen.
So reichte den zwar etwas kantigen, aber gut organisierten und kompakten Schweden ein physisch robuster und disziplinierter Auftritt, um die Gäste ohne allzu viel Mühe vom eigenen Tor fernzuhalten. Konsequenz: Eine ziemlich zähe erste Hälfte ohne wirkliche Highlights. Gefährlicher wirkten sogar noch die Schweden bei vereinzelten Kontergelegenheiten.
Unverändertes Bild auch nach dem Seitenwechsel. Auch wenn Deutschland bemüht war, die Gastgeber früher unter Druck zu setzten und vor allem Holtby und der eingewechselte Beck etwas mehr Spielwitz versprühten, stand Schweden in der Abwehr sicher und bequem - verweigerte aber das Spiel nach vorne komplett.Etwas lebendiger wurde die Partie nur kurz nach den üblichen Wechselorgien auf beiden Seiten ab der 60. Minute. Am Ende aber blieb ein ziemlich unansehnliches 0:0. Unterm Strich eine taktisch solide Vorstellung und eine wichtige Erfahrung für die Debütanten Holtby, Schmelzer, Götze und Schürrle, die allesamt eine ordentliche Partie ablieferten. Abgesehen davon aber kein Länderspiel, das in die Geschichtsbücher eingehen wird.
Schweden - Deutschland: Daten und Fakten zum Spiel