Ekici war erst der Anfang

Von Fatih Demireli
Guus Hiddink beim Scouting in der Bundesliga. Ganz links: Sein Deutschland-Chef Erdal Keser
© Imago
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Ilkay Gündogan (1. FC Nürnberg): Den Nürnberger haben die türkischen Scouts schon seit Jahren auf ihrer Liste. Die Entscheidung seines Freundes Mehmet Ekici kann Gündogan "gut verstehen". Bei ihm geht die Tendenz aber klar Richtung DFB. Seit der U 18 spielt Gündogan regelmäßig für Deutschland - alle Versuche der Türkei wimmelte er bisher ab.

Die Treue zum DFB ist aber nicht bedingungslos: "Solange ich hier eine Perspektive sehe, gibt es für mich keinen Grund, den Verband zu wechseln", sagt Gündogan. Übersetzt: Der defensive Mittelfeldspieler will irgendwann zu Joachim Löw. Sollte der Bundestrainer mittelfristig nicht anrufen, könnte die Türkei ins Spiel kommen, zumal Gündogan sagt: "Natürlich spielt meine türkische Herkunft eine Rolle. Ich habe auch sehr viele Sympathien für das Land."

Ömer Toprak (SC Freiburg): Aufgrund seiner Position eigentlich der Wunschspieler Nummer eins der Türken. Hiddink hat kaum Alternativen für die Innenverteidigung, musste sogar den 33 Jahren alten Ömer Erdogan von Bursaspor debütieren lassen. Toprak hatte die Türkei eigentlich schon abgehakt, da sich der Freiburger klar zu Deutschland bekannt hatte. Inzwischen spielt der Innenverteidiger beim DFB aber so gut wie keine Rolle mehr und die Türken sind wieder im Spiel.

Dass die Entscheidung bereits definitiv gefallen sei, dementierte Toprak zuletzt. "Das Ganze ist für mich derzeit überhaupt kein Thema. Ich war lange verletzt und konzentriere mich voll auf den SC Freiburg", sagte der 21-Jährige in der "Badischen Zeitung". "Zunächst einmal muss ich zusehen, dass meine Leistung in der Bundesliga stimmt. Momentan bin ich noch ein ganzes Stück von meiner Bestform entfernt und es wird noch ein bisschen dauern, bis ich sie wieder erreicht habe. Es wird zwar von Woche zu Woche besser, aber für mich macht es jetzt keinen Sinn an die Nationalelf oder andere Dinge zu denken."

Ganz andere Pläne haben die Türken. Die Einladung für die Nationalmannschaft scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Angeblich seien nur noch Details zu klären, bevor der Verbandswechsel offiziell verkündet wird. "Ömer Toprak ist für uns ein sehr wichtiger Spieler. Wir bauen in Zukunft auf ihn und er hat auch schon geäußert, dass er gerne für uns spielen würde", sagte Europachef Erdal Keser zuletzt bei SPOX.

Emre Can (FC Bayern): Der Youngster des Bayern München ist erst 16 Jahre alt, aber der Kampf um das Top-Talent läuft auf Hochtouren. Zuletzt schoss er beim 6:1 der deutschen U 17 gegen Bosnien drei Tore und geriet in der Türkei groß in die Schlagzeilen. Erdal Keser verkündete sogar schon, dass sich der deutsche U-17-Kapitän für die Türkei entschieden habe. Auch vom Fußball-Direktor des türkischen Vebands, Ersun Yanal, gibt es Aussagen in diese Richtung.

Beim DFB stößt diese wohl voreilige Verkündung auf Kritik. U-17-Trainer Steffen Freund spricht in der "Sport-Bild" sogar von einer "Lüge". Can hält sich in der Debatte zurück: "Ich bin mir noch nicht sicher, für welche A-Nationalmannschaft ich später spielen will." Die Personalie Can hat Potenzial, ähnlich heiß zu werden wie das Ringen um Mesut Özil. Die Türken wollen eine erneute Schmach vermeiden und halten sogar Kontakt zu Cans Familie. Yanal soll Cans Vater zuletzt in München besucht haben.

Taner Yalcin (1. FC Köln): Den Kölner hat Guus Hiddink schon früh in seiner Amtszeit ins Visier genommen und beobachtete den Mittelfeldspieler zuletzt im September beim Bundesliga-Spiel gegen Mainz höchstpersönlich. Aktuell ist Yalcin fester Bestandteil der deutschen U 20 und "dabei soll es auch bleiben", sagt Yalcin. Aber auch für das Kölner Talent zählt die "Perspektive" beim DFB, wie er sagt.

Dass Hiddink zuletzt persönlich vorbeigeschaute, scheint auch Yalcin beeindruckt zu haben. "Ich fühle mich in Deutschland sehr wohl und es wäre schön, für Deutschland zu spielen, aber auch das türkische Trikot wäre eine Ehre", so Yalcin in der "Hürriyet". Eine baldige Einladung zur DFB-Auswahl scheint wenig realistisch, anders könnte das bei den Türken aussehen. Fraglich ist, wie Yalcin reagieren würde. Abwarten, heißt die Devise.

Gökhan Töre (FC Chelsea): Mit 16 Jahren wechselte Töre von Bayer Leverkusen zum FC Chelsea. Der Außenbahnspieler ist ein Riesentalent, das Hiddink aus seiner Zeit bei den Blues noch kennt. Hiddink war erst vor wenigen Tagen zu Gast in London, um sich ein genaues Bild zu machen und mit den Chelsea-Trainern über den Youngster zu reden.

Derzeit spielt der 18-jährige Töre für die türkische U 21 - auch wenn Töre eine Hintertür für den DFB offen lässt, haben die Türken das Rennen um den beidfüßigen Offensivspieler wohl schon gewonnen. Spekuliert wird sogar darüber, dass Töre sein Debüt im A-Kader am 17. November gegen die Niederlande geben soll.

Tolga Cigerci (VfL Wolfsburg): Wolfsburgs neuer Trainer Steve McClaren hat den 19 Jahre alten Mittelfeldspieler in den Profikader geholt und setzte Cigerci in der Saisonvorbereitung regelmäßig im zentralen Mittelfeld ein. Cigerci überzeugte durch eine gute Spielübersicht und empfahl sich für weitere Einsätze.

Für die deutsche U 19 spielte Cigerci bereits, nachdem er nun neben seiner türkischen Staatsbürgerschaft auch die deutsche bekommen hat. Obwohl die türkischen Scouts eher nach defensiven Spielern Ausschau halten, ist Cigerci im Visier von Kesers Crew in Norddeutschland.

Cenk Tosun (Eintracht Frankfurt): Seit der U 15 spielt Cenk Tosun für den DFB. Der Vollblutsstürmer macht keine Anstalten, seine Meinung zu ändern, aber ausgerechnet Tosuns Vorbild versucht den Youngster umzustimmen: Halil Altintop. "Wenn wir diesen Jungen verlieren, wird die Türkei noch trauriger als bei Mesut Özil", so der Frankfurter Stürmer über seinen jungen Landsmann.

Tosun wäre im Sommer sogar fast in der Türkei gelandet - zumindest in der Süper Lig bei Gaziantepspor. Der Klub von Trainer Tolunay Kafkas, der schon seit Jahren vielversprechende Talente aus Deutschland in die Türkei lotst, hatte auch Tosun ein Angebot gemacht. "Da mich aber Gaziantep für vier, fünf Jahre haben wollte und ich mich eigentlich nur ausleihen lassen wollte, hat der Transfer nicht geklappt", erklärt Tosun. Bisher ließ Tosun keine Hintertür für die türkische Auswahl offen. Ob ein Besuch von Hiddink seine Meinung wohl ändert?

Ekici entscheidet sich für die Türkei