Feindkontakt im Flieger: Und plötzlich war es schon so weit. Bereits zwei Tage vor dem Halbfinale trafen die Deutschen auf Gegner Mexico - im Flugzeug. Beide Mannschaften hatten sich im gleichen Flieger nach Torreon eingebucht.
"Es gab den einen oder anderen Blickkontakt. Beide Mannschaften sind mit viel Selbstbewusstsein ins Flugzeug gestiegen", beschreibt Spielmacher Emre Can den spannungsgeladenen Moment. Um es noch brisanter zu machen: Auch die englische Mannschaft befand sich im Flugzeug. Aber alle Beteiligten kamen unversehrt in Torreon an.
Jubeln wie die Bruchweg-Boys: Die Kreativität der U17 kennt beim Torjubel keine Grenzen. Einmal macht Samed Yesil den Flamingo, ein anderes Mal simulieren die Jungs ein Playstation-Gefecht und wiederum ein anderes Mal geben sie die Playback-Rockband zum Besten. Natürlich geschieht das nicht spontan.
Emre Can verriet gegenüber dfb.de: "Samed Yesil und Mitchell Weiser tüfteln diese Jubelszenen immer aus. Sie sind sehr kreativ und haben viele gute Ideen." Welcher Jubel uns im Halbfinale erwartet, wollte er aber nicht verraten: "Lassen wir uns überraschen." Choreograph Detlef D! Soost wurde noch nicht gesichtet.
375: Viel wurde bislang von der deutschen Offensive geschwärmt. Zugegeben, 18 Tore in fünf Spielen sind auch eine imposante Ausbeute. Aber auch die Jungs hinter Samed Yesil und Co. machten bislang einen prima Job. Nach dem 6:1 gegen Ecuador im ersten Gruppenspiel blieb die deutsche Mannschaft 375 Minuten ohne Gegentor.
Erst gegen England schlug es wieder hinter Torwart Odisseas Vlachodimos ein. Der stellte schon vor dem Viertelfinale seiner Defensive ein gutes Zeugnis aus. "Hauptsache die Mannschaft gewinnt. Die Statistik zeigt, dass wir nach hinten gute Arbeit leisten", sagte er "fifa.com".
Der Sandkasten-Sturm: Vlachodimos und seine Abwehrreihe dürfen sich diesmal aber auf noch mehr Arbeit einstellen. Denn Carlos Fierro und Marco Bueno bilden das Sturm-Duo der Mexikaner. Die beiden sind Sandkasten-Freunde und kommen aus Sinaloa, einer Boxerhochburg. Damit könnte man auch die bissige Spielweise der Stürmer erklären.
Bueno gestand "fifa.com": "Wenn man schon so lange mit jemandem zusammen spielt, dann kann man blind vorhersagen, was er tun wird und damit ist man den Verteidigern immer ein paar Schritte voraus. Auf dem Platz wie auch außerhalb verstehen wir beide uns wirklich hervorragend." Fünf Tore stehen bislang auf dem Konto der Beiden.
Xavier Naidoo 2.0: Jedem sind die Szenen aus "Deutschland - ein Sommermärchen" noch vor Augen und in den Ohren. "Dieser Weg" von Xavier Naidoo schallte vor und nach den Spielen durch den Bus, die Gehörgänge und die Kabinen. Auch die U17 hat ihren Mannschafts-Song. Wer nun brachialen HipHop erwartet, liegt aber so was von falsch. Die Comedian Harmonists geben im Jahr 2011 den Takt an. "Ein Freund, ein guter Freund", wird nach deutschen Siegen meist a Capella zum Besten gegeben.
Traum vom Aztekenstadion: Eins ist sowohl den Mexikanern als auch den Deutschen schon jetzt nicht mehr zu nehmen. Sie spielen am 10. Juli im Aztekenstadion, dem legendärsten Rund in Mittelamerika. 105.000 Zuschauer kann dieser Kessel in Mexiko Stadt fassen. "In diesem Stadion fanden große Fußballspiele statt. Es ist etwas Besonderes für jeden Fußballer, dort einmal spielen zu dürfen", sagte Emre Can bereits ehrfurchtsvoll.
Auch Trainer Steffen Freund beschreibt gegenüber "dfb.de" die Bedeutung des Stadions: "Mit einem Spiel im Aztekenstadion geht für die Mannschaft ein Traum in Erfüllung. Das große Finale zu erreichen wäre die Krönung für eine überragende Leistung bei dieser WM."
Frauen vs. U17: Niemand spricht es aus, aber mit etwas Wohlwollen kann man schon ein Fernduell zwischen unseren Kickerinnen im eigenen Land und dem Nachwuchs in Mexiko hochstilisieren. Der Ring ist frei: Beide Mannschaften liegen bislang sportlich im Soll, auch wenn die Damen durch den um eine Woche späteren Start die Nachzügler sind.
Von den Zuschauern her pulverisieren die Mädels mit Einschaltquoten von bis zu 18 Millionen in der Spitze die Bubis. Aber 958.000 Zuschauer beim spätabendlichen U-17-Spiel gegen England sind ebenfalls beeindruckend. Via Twitter verlautete die Mannschaft, dass man sich in Mexiko jedes Spiel der Frauen-WM ansieht. Der große Gewinner: Der deutsche Fußball.
Montezumas Rache überstanden: Koray Günter und Levent Aycicek können aller Vorraussicht nach gegen Mexiko spielen. Beiden geht es nach ihrer Magen-Darm-Erkrankung wieder besser. Das Abschlusstraining wird der letzte Test für beide sein.
Mexikanische Stimmungsschwankungen: Die WM hat einen unglaublichen Hype in Mexiko ausgelöst. Bei der Ankuft am Flughafen wurden die beiden Teams von 40-50 Journalisten empfangen. Dazu wurden sie von ebenso vielen Fans begrüßt. Das gleiche Bild zeigte sich vor dem Teamhotel.
Der DFB ist aufgrund seiner sozialen Projekte sehr beliebt in Mexiko und der gute Fußball der U17 hat sein Übriges getan. Aber auf die Unterstützung des Publikums braucht das DFB-Team morgen nicht zählen. Im Stadion von Torreon erwartet die Mannschaft ein mit 30.000 Zuschauern ausverkaufter Hexenkessel. 90-minütiges Pfeifkonzert inklusive.