Das Personal:
Nachdem die Bayern-Spieler nun wenigstens einige Einheiten zusammen mit der Mannschaft trainieren konnten, stellt der Bundestrainer seine Viererkette im Vergleich zum Schweiz-Spiel um. Philipp Lahm soll links hinten verteidigen. Einen Rückschluss auf dessen Planstelle im ersten EM-Spiel gegen Portugal in zehn Tagen soll diese Besetzung aber nicht sein.
Er entscheide über das Einsatzgebiet Lahms nach der letzten, für ihn wichtigsten Trainingswoche in Danzig, so Löw. Gegen die Israelis wird also Jerome Boateng seine Bewährungschance rechts in der Viererkette bekommen. Benedikt Höwedes sitzt zunächst nur auf der Bank.
Die Besetzung der Innenverteidigung ist noch ein kleines Rätsel. Viel deutet aber erneut auf die Kombination Per Mertsacker und Mats Hummels hin. Von beiden muss sich Löw noch ein Bild über deren Verfassung machen, dazu benötigt Mertesacker nach über drei Monaten Pause weiter jede Minute Wettkampfpraxis. Holger Badstuber, der als gesetzt erscheint, dürfte also nur auf der Bank Platz nehmen.
Nachdem das Debüt von Marc-Andre ter Stegen gegen die Schweiz gründlich misslang und der Gladbacher Torhüter zwei Tage später von Löw aus dem Kader gestrichen wurde, steht heute Abend Stammkraft Manuel neuer im Tor - in dessen ersten Länderspiel im Jahr 2012 überhaupt.
Bastian Schweinsteigers Verletzung macht automatisch Toni Kroos zum Nebenmann an der Seite von Sami Khedira. Es wird das fünfte von zuletzt dann sechs Länderspielen, das die beiden in Abwesenheit von Schweinsteiger auf der Doppel-Sechs bestreiten.
In der Offensivreihe ersetzt Thomas Müller den gegen die Schweiz größtenteils blassen Andre Schürrle auf der rechten Seite. Ansonsten plant Löw im offensiven Mittelfeld keine weiteren Änderungen. Bleibt noch die Frage nach dem einzigen nominellen Angreifer.
Hier steckt Löw etwas im Zwiespalt: Miro Klose könnte jede Minuten Spielzeit gut gebrauchen. Allerdings will Löw beim Routinier auch kein großes Risiko eingehen und ihn nicht zu früh zu hoch belasten. Auf der anderen Seite muss er den Plan B mit Mario Gomez im Sturmzentrum testen. Deshalb wird der Bayer-Stürmer wohl beginnen dürfen.
Löws Forderungen:
Einige Spieler agieren heute Abend unter besonderer Beobachtung. Die Planungen mit Boateng auf dem Flügel bedeuten gleichzeitig, dass Löw mit dem Münchener nicht in der Innenverteidigung kalkuliert. Der 23-Jährige hat von Höwedes bei dessen durchwachsenem Auftritt in Basel quasi eine kleine Vorlage erhalten und könnte gegen Israel mächtig punkten. Was übrigens auch für einen eventuellen Einsatz links in der Viererkette gelten würde, sofern Lahm die Seite tauscht.
Hummels und Mertesacker gelten immer noch als Konkurrenten um den Platz im Abwehrzentrum. Hummels muss dabei "an den kleinen Details" arbeiten, wie Löw sagt. Der Dortmunder geht mit einem kleinen Vorsprung in das interne Duell, weil er nach einer komplett durchgespielten Saison körperlich voll auf der Höhe ist. Mertesacker dagegen hat noch ein paar Prozent Rückstand, auch wenn er "in den Trainingseinheiten voll im Soll war", wie Löw betont.
Toni Kroos stand in den letzten Tagen immer wieder in der Kritik. Der Münchener war einer der Bayern-Spieler, die im Finale gegen Chelsea nicht an den Elfmeterpunkt treten wollten. Das verlorene Endspiel sei für alle Beteiligten abgehakt, so Löw. "Jetzt sind die Bayern wieder angekommen in der Normalität und die Normalität heißt Nationalmannschaft." Für Kroos, der neben Khedira im DFB-Dress immer gute Leistungen gebracht hat, wird die Partie heute auch ein Spiel sein, um den Kopf endgültig wieder freizubekommen.
Kloses unsichere Situation bietet Gomez zumindest eine kleine Chance, zum Turnierstart doch in der ersten Elf zu stehen. Die Nummer 1b im deutschen Sturm benötigt dafür aber mal wieder in gutes Länderspiel und das eine oder andere Tor. "Er hatte 2011 im Nationalteam eine bessere Quote, bei den Bayern sowieso", sagt Löw.
Bisher stehen im EM-Jahr in zwei Testspielen zwei Niederlagen und sieben Gegentore zu Buche. Noch eine Partie ohne ein entsprechend positives Ergebnis, gerade vor heimischem Publikum, würde der Mannschaft auch einen gewissen Teil der Euphorie auf das Turnier rauben und die vielen Probleme und Problemchen bis zum Turnierstart unnötig aufblähen.
Aus taktischen Gesichtspunkten steht die Defensivarbeit der gesamten Mannschaft in Leipzig auf dem Prüfstand. In Basel bekam das defensive Mittelfeld kaum Zugriff auf Gegner und Ball, damit stand die Viererkettet oftmals quasi blank da und zeigte zudem eklatante individuelle Schwächen.
In den Trainingseinheiten in Südfrankreich wurde verstärkt das Rausrücken im Block geübt, das den Gegner im Idealfall bereits tief in dessen eigener Hälfte unter Druck setzen soll. Das funktionierte gegen die Schweiz allenfalls 15 Minuten, danach klafften große Löcher zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen, die die Schweizer leicht bespielen konnten.
An den Offensiv-Standards konnten Löw und sein Team bisher nicht feilen, weil schlicht das Personal und die Zeit dafür fehlten. Dies soll in den letzten Tagen vor dem Turnierstart in Danzig geschehen. Dort könnte zudem noch ein letzter Testlauf gegen eine ansässige Jugendmannschaft eingeschoben werden. In Leipzig sind also eigentlich keine einstudierten Standards zu erwarten. Dafür sollten in der Defensive aber Gegentore wie das 3:5 der Schweizer nach einer hübschen Freistoßvariante aber besser verteidigt werden.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Deutschland: Neuer - Lahm, Hummels, Mertesacker, Boateng - Kroos, Khedira - Podolski, Özil, Müller - Gomez
Israel: Harosh - Gershon, Yadin, Ben Haim, Shpungin - Benayoun, Zahavi - Natcho, Melikson - Shechter, Damari
EM 2012 - der Spielplan