SPOX: Die deutsche U 17 ist der große EM-Favorit - doch das 1:0 zum Auftakt gegen Georgien verlief mühsamer als erwartet. Was war los?
Maximilian Meyer: Vor allem in der ersten Halbzeit spielten wir nervös. Wir wussten, dass es das erste Mal sein wird, dass wir live im Fernsehen zu sehen sind. Man hat es im Hinterkopf, dass einem alle Freunde und ganz Deutschland zusehen können. Je länger das Spiel ging, desto besser wurde es aber.
SPOX: Darauf folgte im zweiten Spiel ein erneutes 1:0 gegen Island. Wie gut ist die deutsche Mannschaft?
Meyer: Dass wir mit zwei Siegen die EM beginnen, kommt für uns nicht überraschend. Wir sind so selbstbewusst zu sagen: Wenn wir unser Ding durchziehen, können wir jeden schlagen.
SPOX: Bereits jetzt ist die Rede davon, dass es die beste U 17 aller Zeiten sein könnte.
Meyer: Davon haben wir auch gehört. Unser Jahrgang hat jetzt 27 Mal gespielt - und 26 Mal gewonnen. Und das häufig souverän. Aber solange wir den Titel nicht gewinnen, können wir nicht davon sprechen, dass wir die Besten sind.
SPOX: Auch für Sie ist die EM das erste große Turnier. Wie schwer fällt es Ihnen mit Ihren 1,65 Metern, sich international durchzusetzen?
Meyer: Ach, einen so großen Unterschied merke ich gar nicht.
SPOX: Nein?
Meyer: Vielleicht hilft es mir auch, dass ich letzte Zeit ein bisschen gewachsen bin. Von 1,65 Meter auf 1,69 Meter.
SPOX: Es ist nicht allzu lange her, dass Nachwuchsfußballer unter 1,70 Metern vom DFB und von den Profiklubs unberücksichtigt blieben, weil sie die körperlichen Voraussetzungen für die Spitze nicht mitbringen würden. Setzte nach den Erfolgen der Spanier ein Umdenken ein?
Meyer: Ich glaube schon. Noch am Anfang meiner Karriere, in der D- und C-Jugend, wurde mir häufig gesagt, dass ich zu klein wäre und schon noch wachsen müsste, um es zu packen. Heutzutage interessiert es keinen mehr, wie groß ich bin. Entweder man kann Fußballspielen oder nicht.
SPOX: Die letzten deutschen Stars, die 1,70 Meter oder kleiner waren, hießen Thomas Häßler, Pierre Littbarski und Olaf Thon. Kennen Sie sie?
Meyer: Natürlich kenne ich die Namen, auch wenn ich zu jung bin, um sie jemals spielen gesehen zu haben. Ich interessiere mich besonders für kleine Spieler, die sich durchgesetzt haben. Aber meine Vorbilder suche ich eher im modernen Fußball: Messi, Götze, Iniesta.
SPOX: Sie werden am häufigsten mit Lionel Messi verglichen. Wie gehen Sie damit um?
Meyer: Jeder liest gerne positive Geschichten über sich. Dennoch ist es mir ein bisschen zu viel. Der Messi-Vergleich ist mir unangenehm.
SPOX: Es stimmt dennoch, dass Sie ähnlich spielen wie Messi?
Meyer: Das schon. Ich trage zwar die Nummer zehn, ich sehe mich allerdings mehr als hängende Spitze statt als Regisseur. Ich stoße gerne in den Strafraum und versuche, Torgefahr auszustrahlen.
SPOX: Und das so beeindruckend, dass Sie auf Schalke in der Winterpause von der B- in die A-Jugend hochgezogen wurden. Sie treten als 16-Jähriger gegen 19-Jährige an - und verbuchten in den ersten sieben Partien gleich sieben Scorer-Punkte. Verlief die Umgewöhnung so einfach, wie es scheint?
Meyer: Nein, am Anfang musste ich mich umschauen. Körperlich geht es ganz anders zur Sache. Die Gegenspieler sind viel bissiger, da gehen zwei Mann auf einen drauf und es gibt gleich was auf die Knochen. Die B-Jugend war im Vergleich Kinder-Fußball. (lacht)
SPOX: Schalkes A-Jugend führt souverän die Bundesliga West an und wird an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen. Wissen Sie, wer der Star der letzten Schalke U 19 war, die den Titel gewann?
Meyer: Klar: Mesut Özil.
SPOX: Özil wie auch Julian Draxler wurden mit 17 Jahren von der A-Jugend zu den Profis befördert. Sie sind 16.
Meyer: Hin und wieder denkt man schon daran, dass es ganz schnell gehen könnte. Es wäre ein Traum.
Schalke-Talent Max Meyer im Steckbrief